HAWK-Absolventinnen gewinnen bei den UX Design Awards

Erscheinungsdatum: 02.09.2022

Die solidarische Landwirtschaft, kurz Solawi, boomt. Die Idee ist einfach: Menschen zahlen für die Bewirtschaftung eines Hofes anstatt für ihre Lebensmittel. Im Gegenzug erhalten sie regionale und saisonale Lebensmittel von einem ökologisch und nachhaltig arbeitenden Hof. Nur bei der Verteilung der Ernte und der Abholung gibt es immer wieder Unstimmigkeiten, denn hier braucht es eine genaue und gezielte Kommunikation. Genau dafür haben Susanne Kolbeck und Lydia Lütgering die App „seedico“ entwickelt, die jetzt bei den UX Design Awards einen Preis in der Kategorie „New Talent“geholt hat.

Es ist ähnlich wie das Leben in einer Wohngemeinschaft, in der niemand den Küchendienst erledigt: Bei der Verteilung und Abholung der Ernte kommt es zu Unstimmigkeiten in der Solidargemeinschaft, wenn beispielsweise das Gefühl aufkommt, eine Partei bekäme mehr von der Ernte ab oder erhielte gar bessere Erzeugnisse. Arbeiten denn auch alle gleich viel mit? Dazu kommt eine immer höhere Nachfrage und mit einer größeren Gemeinschaft entsteht automatisch mehr Arbeit für den landwirtschaftlichen Betrieb.

Genau das geschah auch bei der solidarischen Landwirtschaft Adolphshof, bei dem die Anzahl der Mitglieder in acht Jahren um das Dreifache angestiegen war. Die wachsende Nachfrage führte zu organisatorischen Herausforderungen und einem bedeutenden Mehrbedarf an Kommunikation. Davon hörten Susanne Kolbeck und Lydia Lütgering, die sich beide im Masterstudiengang Gestaltung an der Fakultät Gestaltung der HAWK in Hildesheim auf das Kompetenzfeld Digital Environments spezialisiert hatten. Im Rahmen ihrer gemeinschaftlichen Abschlussarbeit stellten sich die beiden Studentinnen die Frage, inwiefern digitale Services die Abläufe innerhalb der Solawi verbessern können. Ihre App seedico enthält eine Multi-Device-Plattform mit einer digitalisierten Infrastruktur, also ein ganzheitliches sozial-ökologisches Service-Design-Konzept. Mit der App lassen sich ganz bequem auf dem Smartphone Abholtermine vereinbaren, jederzeit der Ernteanteil einsehen und Waren innerhalb der Gemeinschaft tauschen.

 

Qualitative und quantitative Forschung als Basis

Die Idee, eine Lösung zu gestalten, kam im Ursprung von Susanne Kolbeck, die sich als Mitglied in der Solawi Adolphshof aktiv engagierte. Mit ihren Erfahrungen aus den Abläufen und gezielter Recherche konnte das Duo dann Lösungsvorschläge für die Solawi erarbeiten. „Die App für Mobiltelefone oder Smartwatches ermöglicht es den Verbrauchenden, mit den landwirtschaftlichen Betrieben zu kommunizieren und Waren über intelligente Regale zu erhalten. Das Design der Lösung ist umfassend und basiert auf qualitativer und quantitativer Forschung. Die Jury war besonders beeindruckt von dem gründlichen und umfassenden Umfang dieser einzigartigen Lösung“, begründet Jurymitglied Sabine Berghaus die Auszeichnung mit dem UX Design Award.

Bis jetzt ist die App noch immer ein Konzept, denn für die Umsetzung haben die beiden Masterabsolventinnen bislang noch keine Zeit gehabt. Beide sind Mütter und beide arbeiten in Vollzeit. Susanne Kolbeck arbeitet als Senior UX Designerin im Cornelsen Verlag und Lydia Lütgering ist UX Lead bei der Volkswagen Group IT Solutions. „Wir haben beide aus dieser Rolle heraus bereits unsere Masterabschlussarbeit absolviert, vor allem auch in der Zeit der Coronavirus-Pandemie mit geschlossenen Kindertagesstätten und Schulen. Darum ist es uns wichtig, uns noch einmal bei unseren Prüfenden Prof. Dr. Sabine Foraita und Prof. Stefan Wölwer für ihr familienfreundliches Verhalten zu bedanken. Sie haben uns einerseits alles abverlangt und gleichzeitig aber immer das Gefühl gegeben, dass es immer eine Lösung gibt, falls etwas Unvorhergesehenes passieren sollte. Das fanden wir immer sehr hilfreich und nie selbstverständlich“, erinnern sich die beiden.

Nachhaltiges Wirtschaften durch ein digitales Service-Design

Über die Auszeichnung freut sich das Duo sehr: „In unserem beruflichen Alltag entwickeln wir Lösungen zu komplexen Themenfeldern für unsere Unternehmen. So war „seedico“ eine unserer letzten freien Arbeiten und wir wollten unbedingt noch einmal die Chance nutzen, sie beim UX Design Award anzumelden“, erklärt Lydia Lütgering. Prof. Stefan Wölwer gratuliert den beiden Alumna ganz herzlich: „Susanne und Lydia zeigen mit seedico, dass Umweltschutz und Digitalisierung zusammengehören. Es ist kein Widerspruch, sondern Synergie, wenn nachhaltiges Wirtschaften durch ein digitales Service-Design gefördert und unterstützt wird. Die beiden zeigen beeindruckend auf, wie sich die Aufgaben des Designs erweitert haben und dass Hochschulen die Entwicklung anstoßen und fördern.“

Kontakt

Prof. Dr. Sabine Foraita
Designwissenschaft, Dekanin Fakultät Gestaltung