Objekte aus der Historie und Moderne
Die Studienrichtung „Konservierung und Restaurierung von Möbeln und Holzobjekten“ wurde im Wintersemester 1991/92 eingerichtet. Während der ersten Jahre lagen Schwerpunkte des Objektbereichs auf bürgerlichen und höfischen Möbeln mit veredelten Oberflächen, womit Materialsichtigkeit gemeint ist: Auflagen aus Edelfurnieren, Marqueterien aus Schildpatt, Perlmutt, Bernstein, Elfenbein und vielfach transparente Überzüge. Bis heute hat sich das Spektrum weit geöffnet, so dass auch gefasste und beschnitzte Möbel und Raumausstattungen sowie Werke der historischen Bautischlerei, Modelle, Spielzeug und Gerät Gegenstand des Studiums sind.
Die exotischen Materialien, welche das europäische Kunsthandwerk seit dem Mittelalter verarbeitete, erlauben einen fließenden Übergang zur Realien-Überlieferung außereuropäischer Kulturen. Diese Auseinandersetzung mit Materialkombinationen der unterschiedlichsten Art, wobei Holz und andere Faserpflanzen eine tragende Rolle spielen, entwickelt sich zu einem neuen Schauplatz der Studienrichtung.
Antipode hierzu ist die Entdeckung der Moderne, der Materialien und des Wohngeräts der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die Konservierungswissenschaften, die gemeinsam mit den Holzstudienrichtungen der anderen deutschen Hochschulen betrieben wird und neue Erkenntnishorizonte zu unseren jüngsten Vergangenheit auftut.
Die Inhalte der Umfeldanalyse und Schadensvorbeugung werden den Studierenden aller Studienrichtungen gemeinsam vermittelt, ebenso wie das breite Basiswissen in den Kunst- und Naturwissenschaften, in der Materiallehre und der Werkstoffgeschichte.
Die spezifische Methodik und Systematik bei der Erfassung, Untersuchung und Dokumentation, Sicherung, Handhabung und Pflege der Objekt- und Materialgruppen, denen sich die Studienrichtung verschrieben hat, werden in Theorie und Praxis separat gelehrt. Das konkrete Fallbeispiel, das Anschauungsmaterial, das die Berufspraxis liefert, ist Dreh- und Angelpunkt für den Erwerb von Fähigkeiten und Kompetenzen auf dem Gebiet der Prophylaxe. Zeichnen, plastisches Gestalten und Rekonstruieren historisch-künstlerischer Techniken fördern die künstlerische Sensibilität, die Feinmotorik und schulen das Auge.
Interaktive Formen der Lehre, Kolloquium, Projektarbeit, Workshop und Präsentation trainieren Initiative, Kommunikation und Teamgeist. Ein zusätzlicher interaktiver Internetkurs fördert selbständiges Lernen und Medienkompetenz. Die Projektwochen, die in jedem Semester einen Höhepunkt bilden, dienen der Umsetzung der Studieninhalte unter den realen Bedingungen der Museums-, Ausstellungs- und Denkmalpflegepraxis. Zahlreiche Kooperationspartner tragen hierzu ihre Aufgaben an die Studienrichtung heran. Die Praxis am Original gipfelt in einer vier- bis sechsmonatigen Praxisphase im letzten Drittel des Bachelor-Studiengangs, welche die Studierenden in renommierten Werkstätten und Institutionen des In- und Auslands verbringen. Auch der Austausch im Rahmen der vielfältigen SOKRATES-Partnerschaften mit europäischen Hochschulen mit Restauratorenausbildung fördert die Mobilität der Studierenden und bietet erweiterte und andersartige Bildungsmöglichkeiten.
Das Team aus Studierenden und Lehrenden entwickelt individuelle Erhaltungsstrategien für Möbel und historische Objekte der angewandten Kunst mit vielfältigen Materialkombinationen.