Ausstellung des Künstlerduos Koschies und Konstantin Haensch im HAWK-Projektor
Der Projektor der HAWK befindet sich in der Markgrafenstraße 88 in 10969 Berlin beim Jüdischen Museum.
Koschies
Technisch hochgerüstet und archaisch zugleich: Die Kopfpanoramen des Künstler-Duos „Koschies“ organisieren sich auf keinen Fluchtpunkt hin, sondern ereignen sich restlos in der Fläche. Mit ihren Schlitzkamera-Aufnahmen transformieren die beiden Künstler*innen ein zeitliches Nacheinander in ein räumliches Nebeneinander und betreten neues visuelles Terrain. Nicht auf der Basis digitaler Manipulationen, sondern durch den gestalterisch eingesetzten Einfluss der Zeit bei der 30-sekündigen Aufnahme selbst.
Durch die lange Aufnahmedauer und die hohe, anhaltende Konzentration der Aufgenommenen sind die Rundum-Porträts eine Reminiszenz an die Frühzeit der Porträtfotografie – in ihrem Wesen sowie in ihrer Darstellungsform verkörpern sie zugleich eine Weiterentwicklung des Genres und einen Kontrapunkt zur fotografischen Nabelschau.
Die verwendeten Schlitzkameras verfügen im Gegensatz zu herkömmlichen Kameras über keinen mechanischen Verschluss. Die Aufnahme erfolgt durch einen permanent geöffneten schmalen Schlitz und wird in einer konstanten Bewegung „nahtlos“ belichtet.
Konstantin Haensch
Das chinesische Sprichwort „Die Art von Fluss und Berg hegt eine Art von Menschen“ beschreibt, wie Umgebungen Identitäten formen. Heute sollen Flüsse und Berge „instagrammable“ und „wechatable“ sein. Diese Begriffe bezeichnen das Potenzial von Inhalten, „Engagement“, also Likes, Shares und Kommentare zu generieren. So eine Aufmerksamkeits- und Plattformökonomie werden strukturiert sowohl Umwelt als auch die Menschen neu. Haenschs fotografische Beobachtungen zweiter Ordnung erkunden diese Prozesse am Beispiel alltagskultureller Content-Produktion in China.
Menschen werden hier sowohl zuProduzent*innen als auch zum Produkt. Einerseits erzeugen sie Inhalte, die der Akkumulation von Sozialkapital dienen. Und gleichzeitig stellen auch die Content Creator ein kritisches Glied plattformökonomischer Wertschöpfungsketten dar. Das Vorhaben, diese Umgebungen nutzbar zu machen, erfordert außerdem eine performative Persönlichkeit, das Wissen um Strategien der Inszenierung und um Techniken des persönlichen Brandings.
Die fotografischen Beobachtungen zweiter Ordnung sollen blinde Flecken dieser Gegenwartskultur sichtbar machen. Die Arbeiten erkunden damit die verschlungenen Landschaften chinesischer Content-Ökonomie und –Produktion in einer Ära, die durch das allgegenwärtige Engagement in sozialen Medien gekennzeichnet ist.
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Kontakt Projektor
- +49/5121/881-312
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Renatastraße 11(Raum HIWB_221)31134 Hildesheim