HAWK startet Forschungsprojekt zu Gesundheitsbelastungen von Krippenpersonal

Erscheinungsdatum: 20.01.2017

Kita-Arbeit darf nicht krank machen: Die HAWK startet jetzt mit elf Kooperationstagesstätten aus Hannover, Hildesheim, Göttingen und Braunschweig ein groß angelegtes Forschungsprojekt, das sich erstmals in diesem Umfang und in engster Kooperation mit den Fachkräften um Gesundheitsschutz in Krippen dreht.

„Ausgehend von Studien über die gesundheitlichen Belastungen für das Personal in Kindertagesstätten haben wir das Forschungsprojekt auf der Basis einer Vorstudie entwickelt“, sagt Projektleiterin Prof. Dr. Ruth Jäger-Jürgens von der HAWK-Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit in Hildesheim.

 

Das Projekt wird über einen Zeitraum von drei Jahren mit insgesamt rund 230 000 Euro vom „Europäischen Fond für regionale Entwicklung“ und dem Land Niedersachsen gefördert. Ziel ist ein Leitfaden zum Gesundheitsschutz, der als Impuls für alle Krippen dienen soll. „Dabei werden wir mit den Mitarbeitenden der Krippen als Experten und Expertinnen ihres eigenen Arbeitsfeldes eng zusammenarbeiten“, kündigt Jäger-Jürgens an. So sind zur Kick-off-Veranstaltung auch rund 50 Projektbeteiligte aus allen Kooperationseinrichtungen ins Goschentor nach Hildesheim gekommen.

Zunächst werden in Gesprächen mit dem Krippenpersonal ganz alltägliche aber als besonders belastend empfundene Situationen im Arbeitsalltag identifiziert. Diese werden anschließend beobachtet und auf Video aufgezeichnet. Allein dafür wurde im Vorfeld ein ausführliches Datenschutzkonzept entwickelt.

Die Arbeit in Kindertageseinrichtungen ist körperlich und psychisch anspruchsvoll. Direkte Pflege, Betreuung, Bildung und Erziehung, sowie Verantwortung für Betreuungsaufsicht und Überwachung der zu betreuenden Kinder sind die Kernaufgaben in Kindertageseinrichtungen. Hinzu kommen die regelmäßigen Beobachtungen und Dokumentationen über die gezielte Bildungs- und Entwicklungsförderung, die Gestaltung der Beziehungen zu Eltern und die kontinuierliche Qualitätssicherung.

Das Erfüllen der pädagogischen Schlüsselrolle und des gesellschaftlichen Anspruchs in der frühkindlichen Erziehung und Bildung erfordert ein hohes Maß an Gesundheit und Leistungsfähigkeit der pädagogischen Fachkräfte. Diese sind jedoch auch erhöhten körperlichen, psychischen und psychosozialen Belastungen ausgesetzt. Bekannte Probleme im Krippenalltag sind zum Beispiel die Rückenbelastung oder Lärm. Erhöhtes Infektionsrisiko oder Zeitdruck durch die Anforderungsvielfalt, gehören laut Jäger-Jürgens ebenfalls dazu.

Von Seiten der HAWK sind die Studiengänge Bildung und Erziehung im Kindesalter, Soziale Arbeit sowie die Gesundheitsexpertinnen aus dem Studiengang Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie am Forschungsprojekt beteiligt. Von dieser Seite begleitet Prof. Dr. Ulla Beushausen das Vorhaben. Zur Umsetzung sind zudem zwei Projektstellen an der HAWK eingerichtet worden. Diese sind durch Maria Barthel (Logopädin, M.Sc.) und Esther Scholz-Minkwitz (Ergotherapeutin, M.Sc.) besetzt.

Das Forschungsprojekt heißt abgekürzt AGnEEs: Arbeits- und Gesundheitsschutz für pädagogische Fachkräfte in niedersächsischen Kindertageseinrichtungen (0-3 Jahre) - Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines präventiven Konzeptes. Die Projektlaufzeit ist vom 1. November 2016 bis 30. Oktober 2019.

Drei Ziele:

Erfassung der Einflussfaktoren

Erfassung und deskriptive Beschreibung der arbeitsbedingten und personenbezogene gesundheitsfördernder und -hemmender Einflussfaktoren bei pädagogischen Fachkräften in niedersächsischen Krippen unterschiedlicher Träger.

Entwicklung eines Präventionskonzeptes

Partizipative Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines betrieblichen mit dem pädagogischen Konzept abgestimmten Präventionskonzeptes.

Interner und externer Erfahrungsaustausch

Organisation und Moderation institutionsinterner bzw. institutionenübergreifender Treffen zum fachlichen Erfahrungsaustausch der Kooperationspartnern und Vertreter/inne/n der HAWK.

 

Handreichung

Entwickelt werden soll eine Handreichung, die Best-practice-Beispiele zusammenstellt, in denen das pädagogische Ziel in Arbeitssituationen des Krippenalltags direkt mit Gesundheitsvorsorge bzw. -aktionen verknüpft wird.

Fünf Träger sind Kooperationspartner:

Christliches Jugenddorfwerk Deutschland in Hannover

  • CJD-Kita Mittelfeld
  • CJD-Kita Bothfeld
  • CJD-Kita Elze

Stadt Göttingen

  • Kita Geismar
  • Kita Weende-Nord
  • Kita Pfalz-Grona-Breite
  • Kita Roßdorfer-Weg
  • Kita Elisabeth-Heimpel-Haus

HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim

  • Krippe HAWK-Kinder

Ev. luth. Kirchengemeinde Zur Heiligen Dreifaltigkeit Braunschweig – Bienrode

  • Ev.-luth. Kindergarten Liliput

Deutscher Kinderschutzbund, Ortsverband Hildesheim e.V.

  • Kinderhaus „Blauer Elefant“