Gastvortrag von Volker Morawe von der Künstlergruppe "fur" am 6. November

Erscheinungsdatum: 05.11.2019

„Das ist ziemlicher Premium-Content“, kündigt Prof. Dr. Stephan Schwingeler seinen Besuch an – und verspricht damit nicht zu viel. Für einen Gastvortrag in der Vorlesung „Kulturgeschichte im Designkontext“ hat Schwingeler Volker Morawe von der Künstlergruppe „fur“ gewonnen. Seit 2001 kreiert Morawe zusammen mit seinem Partner Tilman Reiff multisensorische Artefakte, die sich mit der Konstruktion und den sozialen Aspekten der Computerspielkultur befassen.

Das Künstlerduo konterkariert mit amüsanten wie widerspenstigen digitalen Apparaturen unser Verhältnis zur zunehmenden Digitalisierung des Alltags vor allem mit Blick auf die Games-Kultur. Die beiden Künstler, die seit ihrem Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln zusammenarbeiten, wurden mit ihrer „Pain Station“, die sie seit 2001 entwickeln, bekannt. Dies ist eine schmerzbringende Auseinandersetzung mit dem Spieleklassiker „Pong“. Statt schlichten Ärgers über ein verlorenes Match bekommt der unterlegene Zocker Saures in Form von Stromstößen oder kleinen Peitschenhieben.

Aus dem Datenraum übertragen Morawe und Reif ironisierend Spielkonzepte und Kommunikationstheorien in die Sphäre des Dinglichen. Ihre Apparate durchkreuzen User-Erwartungen. Das Resultat sind andersartige Erlebnisse durch eine gänzlich andere Betonung des Spielerischen. Das Duo "fur" fragt nach dem Begriff der Interaktion in Form gestalteter Erfahrungsräume. Damit sind die Werke auch klassische Bildhauerei, die vor der Folie einer von Smartphones, Spielkonsolen und Computern durchdrungenen Welt eine zeitkritische Haltung spiegelt. Ihre Parodien entlarven zudem die Blutarmut und das Phantasma einer scheinbar idealen Mensch-Maschine-Interaktion, wie sie von den großen IT-Unternehmen propagiert wird und die häufig die Sicht auf die Beziehung zwischen Menschen und Technologie verändern. Neben der hauptsächlichen künstlerischen Erforschung alternativer Benutzeroberflächen sind Humor, Gruppenerfahrung und Hormone die Hauptbestandteile der Arbeit.

Der 1970 in Norddeutschland geborene Morawe wuchs in einer Kleinstadt in der Nähe Bremens auf. Er absolvierte mehrere Schulen, eine Ausbildung zum Weltraumelektroniker, war Teilnehmer der zweiten Bildungsstufe, Hitproduzent, Designstudent, von 1999 bis 2004 Student an der Kunsthochschule für Medien Köln mit dem Studienschwerpunkt „Multisensorische Interfaces im Spielkontext“.

Wann und wo?

Der öffentliche Gastvortrag von Volker Morawe findet am Mittwoch, 6. November, von 09:30 bis 11:00 Uhr im Hörsaal in Haus A auf dem Campus Weinberg in der Renatastraße 11 statt.

Kontakt

Schwingeler Porträt
Professor für Medienwissenschaft, Alumnibeauftragter der Fakultät Gestaltung