Im Sommersemester 2024 nahmen Studierende im 6. Semester der Bachelorstudiengänge Green Building und Baumanagement an einem BIM-Planspiel teil. Diese Veranstaltung wurde von den Professoren Dr. Bertram, Dr. Föste, Dr. Gouverneur, Dr. Käsmaier sowie der Spielleiterin Gina Schneider geleitet.

Das BIM-Planspiel entstand im Rahmen des Projekts „Future Skills.Applied (Futur.A)“. Ziel dieses Projekts ist es, praxisnahe Lehr- und Lernkonzepte zu entwickeln, um die Studierenden optimal auf die Anforderungen einer digitalisierten Arbeitswelt vorzubereiten.

Zentrale Idee des Planspiels

Die Hauptidee des BIM-Planspiels ist die Vertiefung der im Studium erworbenen Kompetenzen unter anwendungsnahen Bedingungen. Studierende beider Studiengänge arbeiten interdisziplinär zusammen und erlernen die kollaborative Arbeitsmethodik anhand eines gemeinsamen digitalen Gebäudemodells.

Was ist BIM?

BIM (Building Information Modeling) basiert auf einem digitalen dreidimensionalen Gebäudemodell. Das digitale Modell integriert und vernetzt alle relevanten Gebäudedaten, u.a. geometrische Daten, Informationen zu Mengen oder Kosten oder bauphysikalischen Eigenschaften. Dadurch wird eine kooperative und integrative Arbeitsweise über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks ermöglicht – von der Planung über den Bau und Betrieb bis hin zum Rückbau.

Das digitale Modell dient nicht nur zur Datensammlung, sondern vernetzt eine Vielzahl von Projektbeteiligten, die über das Modell kommunizieren, kollaborieren und koordinieren.

Die Herausforderung

Im BIM-Planspiel entwickelten Studierende Sanierungskonzepte für die energetische Erneuerung der Liebigsporthalle in Holzminden, die vor der Entscheidung "Abriss oder Sanierung?" stand. Die Projektergebnisse sollten dem Landkreis Holzminden als Entscheidungshilfe dienen.

Dank der Nähe zur Hochschule konnten die Studierenden eine aktive Bestandsaufnahme durchführen, was realitätsnahen Praxisbezug ermöglichte. In interdisziplinären Gruppen erarbeiteten sie Konzepte, die Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit und Klimafreundlichkeit berücksichtigten, und lernten, Zielkonflikte zu lösen.

Zur Entscheidungsfindung und Konfliktlösung führten sie KPIs ein, darunter Investitions- und Betriebskosten, Energiebedarf und graue Energie.

Das Planspiel erforderte eine klare Rollenverteilung der Beteiligten im Bauplanungsprozess:

Rolle Aufgaben/Verantwortlichkeiten
BIM-Manager*in BIM-Ablaufpläne und Modellkoordination
Baumanager*in Zeitpläne, Baukosten, Hochbau
Bauphysiker*in Thermische Hülle, Behaglichkeit und graue Energie
Baukalkulator*in Ermittlung der Baukosten
TGA-Planer*in Planung von Heizung, Lüftung und Energieverbrauch

 

Die drei Phasen des Planspiels

1. Phase Konzeptphase

In der Konzeptphase erhalten die Studierenden die Aufgabenstellung und die Planunterlagen. Studierende des Studiengangs Green Building entwickeln ein freies, analoges Sanierungskonzept, während die Baumanagement-Studierenden die Bestandsaufnahme durchführen und das digitale Gebäudemodell erstellen.

 

Dabei werden die Key Performance Indicators (KPIs) wie Investitionskosten, Betriebskosten, Energiebedarf und graue Energie zunächst ohne digitale Tools abgeschätzt, um die erlernten Grundlagen zu überprüfen und zu festigen.

2. Digitale Modellphase

In der Konzeptionsphase werden die KPIs basierend auf dem digitalisierten Gebäudemodell mit bekannten Softwaretools präzisiert. Die Studierenden ergänzen das Gebäudemodell um die geplanten Sanierungsmaßnahmen, wie beispielsweise die Dämmung der Außenwände oder ein Lüftungssystem.

Anschließend werden disziplintypische Berechnungen und Bilanzierungen durchgeführt, um die KPIs zu ermitteln. Der Vergleich der analog und digital ermittelten KPIs verbessert die Plausibilität und Verlässlichkeit der Ergebnisse.

3. Review-Phase

In der Review-Phase findet ein wechselseitiges Review der Planungsmodelle durch die Studierenden statt (Designfreeze). Die Gruppen legen eigenständig Bewertungskriterien fest und prüfen diese. Darüber hinaus trainieren sie das Geben und Empfangen von fachlichem Feedback.

Die Ergebnisse der verschiedenen Spielphasen werden in Zwischen- und Abschlusspräsentationen vorgestellt und diskutiert. Die Zwischenpräsentationen dienen dabei zur Sicherung des Arbeitsstands und zur Identifikation von Anpassungsbedarf.

Studentisches Feedback zum BIM-Planspiel

Besonders gelobt wurde durch die Studierenden die Interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Besetzung der Rollen, welche sich an einem realen Bauplanungsprozess orientieren. Die ganzheitliche Betrachtung der Projektaufgabe ermöglichte einen guten Einblick in die Praxis und zeigte bereits konkrete Problemstellungen auf.

 

Die unterstützenden Spielmaterialien, die digitale Datenumgebung und die Beantwortung von Fragen führten zum Erfolg des Planspiels. Für zukünftige Durchgänge sollte auf jeden Fall mehr Fokus auf den Austausch zwischen den Studiengängen liegen. Ein Fazit dieses Spiel ist:

Die Statik-Einschätzungen der Baumanagement-Studierenden wirken sich direkt auf die Entscheidungen der Green Building Studierenden aus.

Eckdaten zum Projekt

Studiengang

Studienbereich

Zeitraum

Sommersemester 2024

Ziel

Anwendungsorientierte Lehr- und Lernkonzepte zu entwickeln, um Studierende bestmöglich auf eine digitale Arbeitswelt vorzubereiten