Das erste Schmucksymposium fand 1967 statt. Damals trafen sich rund 20 Vertreter*innen der Schmuckszene bei Schwäbisch Gmünd, um über Schmuck und verwandte Themen zu sprechen und zu diskutieren. Was als bescheidenes Treffen begann, entwickelte sich im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einem internationalen Forum, das jedes Jahr etwa 100 Menschen aus aller Welt anzieht, um sich in Vorträgen und Diskussionen auszutauschen, Schmuck und Objekte zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen und das Netzwerk aktiv zu erleben. Für das Jahr 2024 wurden Prof. Melanie Isverding aus dem Lehrbereich Metallgestaltung & Schmuck und Prof. Konstantin Haensch aus dem Cluster Wissenschaft & Theorie der HAWK-Fakultät Gestaltung erkoren, das seit 50 Jahren bestehende Event zu organisieren.

Status der materiellen Kultur in Gesellschaft, Handwerk und Kunst

Zu den Teilnehmer*innen zählen Vertreter*innen aller Bereiche rund um den zeitgenössischen Schmuckbegriff, wie Gold- und Siberschmiede, Auszubildende, Studierende, Designer, Schmuckhersteller, Galeristen, Kulturwissenschaftler*innen und viele mehr. Aufgrund der internationalen Herkunft der Teilnehmer*innen werden die Vorträge auf Englisch gehalten.

Das Symposium 2024 trug den Titel „Die Empathie der Dinge“. Im Fokus stand der sich entwickelnde Status der materiellen Kultur in Gesellschaft, Handwerk und Kunst, beeinflusst von einer zu beobachtenden „Material-Wende“, welche sich zu einem „Neuen Materialismus“ orientiert. Das reflexive Bewusstsein, dass Material und Formen als Ressource im Arbeitsprozess performative und intraaktive Verwandlungen durchlaufen, wird besonders im Studium bei der Entwicklung von Objekten berücksichtigt. Heute stehen vermehrt die „Wirksamkeit“ und „Eigensinnigkeit“ von Dingen sowie ihre Narratologie und ihr intrinsisches „Dingsein“ im Diskurs. Besonders wichtig war Prof. Melanie Isverding in der Erstellung des Programms und der damit einhergehenden Auswahl von Positionen, das Wissen darüber teilbar werden zu lassen, dass Objekten Handlungs- und Wirkungskräfte inneliegen und diese aus den Perspektiven der Praxis und der Theorie zu synthetisieren.

Kann sich Empathie auf Objekte erstrecken?

In die gemeinsam geführte Moderation floss der Einleitungstext von Prof. Konstantin Haensch mit den erhellenden Gedanken: „Der Begriff „Ding“ ist etymologisch mit den Begriffen „Versammlung“ und „Vereinbarung“ verbunden. Philosophen wie Heidegger und Latour stellen so heraus, wie die Dinge verschiedene Erscheinungsformen der Welt „versammeln“. Insbesondere Latour sah sie als Teil eines Netzwerks oder Kollektivs, in dem Subjekte und Objekte im praktischen Gebrauch verschmelzen und Ensembles bilden. Empathie, die traditionell mit dem Verstehen und Fühlen der Emotionen eines anderen verbunden ist, wirft die Frage auf: Kann sich Empathie auf Objekte erstrecken? Der kartesische Dualismus bietet zwei empathische Wege: zu sich selbst oder zu einer Außenwelt, die Objekte umfasst. Diese Unterscheidung fordert uns heraus, darüber nachzudenken, ob Empathie auf Dinge gerichtet werden kann und ob Dinge selbst an der Empathie teilnehmen können.“

Das Auditorium dufte sich erfreuen über Vorträge von international etablierten Persönlichkeiten der Schmuck-und Objektschaffenden Szene aus Paris, Stockholm, London und Detroit. Gleichzeitig wurde der Bereich der Kulturwissenschaft und Philosophie durch herausragende Positionen aus Berlin, Buenos Aires und Hanau vertreten. Durchwoben wurde das Programm von Kurz-Vorträgen von Studierenden den Hochschulen in Wismar, Düsseldorf, Tier, Nürnberg, Halle und Hildesheim.

Am Symposium nahmen 120 Personen teil und es fand vom 30. Mai 2024 bis zum 2. Juni 2024 am Haxthäuserhof in der Nähe von Mainz inmitten von Streuobstwiesen statt.

Vortragende