Auf Einladung der Wirtschaftsförderung Region Göttingen (WRG) haben sich jetzt rund 40 Unternehmer in der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst auf dem Göttinger Campus der Fakultät Naturwissenschaften und Technik zur zweiten Innovationswerkstatt getroffen. Professoren der HAWK stellten aktuelle Projekte vor und beantworteten damit die Frage „HAWK – Innovationspool für die Wirtschaft?“ – natürlich mit „ja“!
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vizepräsidenten der HAWK, Prof. Dr. Wolfgang Viöl, gab Landrat Reinhard Schermann zunächst einen Einblick in die Entwicklung der nächsten Monate. Ziel ist es, die Region Göttingen zu einer Innovationsregion auszubauen. Deutschland ist ein rohstoffarmes Land, Wissen und Innovationen sind die wichtigsten Potentiale für die wirtschaftliche Entwicklung, betonte Reinhard Schermann. Dabei spielt der Transfer des Wissens zwischen Wirtschaft und Wissenschaft eine wichtige Rolle.
Professor Dr. Achim Loewen von der Fakultät Ressourcen-management, stellte aktuelle Entwicklungen und Einsatzmöglichkeiten von Biomasse als Energieerzeuger für Industrie und Gewerbe vor. Die Fakultät hat nicht nur die Biogasanlagen in Obernjesa, Duderstadt und das Bioenergiedorf Jühnde wissenschaftlich begleitet, sondern arbeitet auch eng mit Unternehmen zusammen. Studenten können z.B. im Rahmen von Master-, Bachelor- und Projektarbeiten zum Thema Energieversorgung messen, wie viel Energie wo im Unternehmen verbraucht wird, um anschließend geeignete Maßnahmen zu entwickeln. Die Fakultät verfügt dafür über die notwendigen Labore und Messgeräte. Diese Infrastruktur kann auch genutzt werden, um die richtige Heizungsart für Unternehmen zu finden. Die Entscheidung für Holzpellets-, Holzhackschnitzel-Heizanlagen oder Dampfmotoren hängt nicht nur alleine von den anfänglichen Investitionskosten und Rohstoffpreisen ab. Wichtig sind dafür auch der Betreuungsaufwand und die anfallenden Wartungskosten. Jedes Unternehmen muss hier für sich die optimale Lösung finden. Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für mehrere Jahre kann die entscheidenden Argumente liefern.
Professor Andreas Schulz von der Fakultät für Gestaltung in Hildesheim sprach anschließend zur Rolle von Produktdesign in Unternehmen und über die Nutzung von 3D-Druck-Verfahren. Als Beispiel nannte er die Firma Apple, die vorbildhaft Technik, Design und Vermarktung verbindet. Design sollte in Unternehmen eine Querschnittsdisziplin sein und alle Firmenbereiche integrieren – angefangen von der Konstruktion bis hin zum Vertrieb. Nur wenn das Thema Design von Anfang an in den Entstehungsprozess neuer Produkte eingebunden wird, kann am Ende eine optimale Lösung gefunden werden. Mit Hilfe von 3D-Druckverfahren können in einem relativ frühen Stadium schon Präsentations- oder Funktionsmodelle hergestellt werden. Dabei wird aus der Düse des Spezialdruckers ein Material auf eine Unterlage Schicht für Schicht aufgespritzt, so dass am Ende ein realistisches dreidimensionales Modell entsteht. Aktuelle Entwicklungen lassen sogar erkennen, dass manche Produkte künftig im 3D-Druckverfahren als Alternative zum Spritzguss hergestellt werden. Die HAWK kann inzwischen auf 10 Jahre Erfahrung mit den 3D-Druck zurückgreifen.
Über die industrielle Nutzung von Plasmatechnologien sprach Prof. Dr. Wolfgang Viöl von der Göttinger Fakultät Natur-wissenschaften und Technik. Er stellte die Einsatzmöglichkeiten für Kosmetik, Medizin, Holztechnik und Automobilindustrie vor. Auf Basis seiner zahlreichen Patente wurden inzwischen einige Geräte für den Markt entwickelt. Mit Hilfe eines handlichen Plasmagerätes in Form eines Akkuschraubers kann z.B. Holz so vorbehandelt werden, dass Farben und Leim besser und länger auf Holz haften. Die Firmengruppe Hollywoodnails setzt inzwischen das Plasmagerät ein, da auf den vorbehandelten Nägel länger den Nagellack haftet. Auch in der Medizintechnik gibt es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für die schmerzfreie Plasmabehandlung. Erste Tests zu Behandlung von Nagelpilz, Akne, Verbrennungen und Neurodermitis waren sehr erfolgreich. Zurzeit werden in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Göttingen in einer klinischen Studie die Neurodermitis-Behandlungsmöglichkeiten untersucht. Prof. Viöl verriet dem Publikum, dass weitere Anwendungsmöglichkeiten schon in Vorbereitung sind.
„Es ist unfassbar, was hier alles passiert. Dieser Abend sollte zur Pflichtveranstaltung für Unternehmer werden“, fasst Landrat Reinhard Schermann die Innovationswerkstatt zusammen. Zahlreiche Unternehmer nutzten im Anschluss die Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen oder ihre Fragen mit den HAWK-Vertretern zu diskutieren.