„Green Building Forum“ der HAWK in Holzminden im Hybridformat
„Um das gesetzliche Ziel eines klimaneutralen Gebäudesektors bis 2045 zu erreichen, muss besonders der Gebäudebestand ins Auge gefasst werden. Eine Steigerung der Sanierungsrate sowie eine klar auf Klimaneutralität ausgerichtete Umsetzung sind wesentliche Voraussetzungen. Darüber hinaus gewinnen ressourcenschonende Bauweisen und der nachhaltige Umgang mit vorhandener Bausubstanz immer mehr an Bedeutung“, so HAWK-Prof. Dr. Sebastian Föste bei der Eröffnung des „Green Building Forums“.
Luise von Zimmermann von Concular erklärte: „Wir stecken inmitten der Klimakrise, der Ressourcenverbrauch steigt und das Erreichen einer Zirkulärwirtschaft wird immer dringlicher. Die Bau- und Immobilienbranche steht dabei in besonderer Verantwortung, denn sie ist eine bedeutende Treiberin von CO2-Emissionen und verbraucht die endlichen Ressourcen in einem Rekordtempo.“ So stehe die Baubranche unter Druck, CO2-Emissionen und Abfälle zu reduzieren und kreislaufgerechtes Bauen zu favorisieren. „Das Unternehmen Concular stehe dafür, Immobilien nachhaltig und zukunftssicher zu entwickeln, Materialkreisläufe zu schließen, CO2-Emissionen zu reduzieren und Abfall in Planung, Umbau und Rückbau zu berücksichtigen. Dazu nutzt es eine Materialdatenbank und digitale Lösungen zur Ökobilanzierung, Erstellung von Gebäude- und Materialpässen, BIM Planungstools und den Circular Performance Index“, so die Referentin. Als Beispiel für einen nachhaltigen Umgang mit vorhandener Bausubstanz schilderte Luise von Zimmermann die Sanierung eines Schulgebäudes von 1952. Hier konnte nach Sichtung und Identifizierung des Materials sowie Potentials, das Ziegelmauerwerk als Verblender für neue Ziegelsteine genutzt werden. Mit einem Kosten- bzw. Wirtschaftlichkeitsmodell wurde ein Vergleich der Kosten für den selektiven und traditionellen Rückbau erstellt. Nach weiteren Ausführungen zum zirkulären Bauen und spezifischen Fragen u.a. zur Gewährleistung und Zulassung von Recyclingmaterial, folgte der nächste Programmpunkt.
Silvana Küsel vom Ingenieurbüro Zammit stellte ihre Masterarbeit vor, für die sie mit dem Haarmannpreis ausgezeichnet wurde. Mit dem Thema „Entwicklung einer klimaneutralen Wärmeversorgung für den Schulgebäudebestand durch eine modellbasierte Backcasting-Dimensionierung“, untersuchte sie in Anlehnung an die Backcasting-Methode, die modellbasierte Überführung einer nicht-klimakompatiblen, in eine kohlenstoffdioxidneutrale Wärmeversorgung des Schulgebäudebestandes.
Mit dem Ratsbeschluss der Stadt Paderborn bis 2035 eine klimaneutrale Stadtverwaltung zu erreichen, beschäftigt sich Jan Steinweg vom Gebäudemanagement der Stadt Paderborn. „Neben der Senkung des Energieverbrauchs, der Steigerung der Energieeffizienz, dem Ausbau regenerativer Energieerzeugung wie Strom und Wärme, soll auch eine umfangreiche Sanierung des Gebäudebestandes dabei helfen“, so der Referent, der einen neuen Weg zu klimaneutralen Liegenschaften vorstellte.
In der anschließenden Diskussionsrunde tauschten sich die Teilnehmenden weiter über die wichtigen Aspekte zur Transformation des Gebäudebestands vor dem Hintergrund begrenzter materieller, personeller und zeitlicher Ressourcen aus.
Prof. Dr.-Ing. Erik Bertram von der HAWK fasste abschließend zusammen: „Eine beschleunigte Bestandssanierung mit dem Ziel der CO2-Neutralität erscheint möglich. Wesentlich bei der Sanierung mit jeweils parallelen Maßnahmen für die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) und Gebäudehülle ist die Verfolgung einer Strategie, die von Beginn an die Klimaneutralität ins Auge fasst und konsequent darauf hinarbeitet. Die Standardisierung von Maßnahmen und Bündelung von Aufträgen sind wesentliche Aspekte für eine effiziente Umsetzung.“