HAWK-Abschlussfeier der Konservierung- und Restaurierung in St. Michaelis

Erscheinungsdatum: 22.10.2020

Besondere Zeiten, brauchen besondere Lösungen, dachten sich die beiden HAWK-Studentinnen Milena Del Duca und Christine Schwarzenberg. Damit auch ihr Studium trotz der Corona-Pandemie mit einer würdigen Abschlussfeier im großen Rahmen gekrönt werden konnte, fragten die beiden Absolventinnen des Masterstudienganges Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft an der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten kurzerhand bei der Kirchengemeinde St. Michaelis an, ob das Weltkulturerbe dafür zur Verfügung stehen würde.

„Ich untersuchte das Totenschild für Heinrich von Nettlingen aus dem Jahr 1520, was hier zur oberen Sakristei gehört“, erzählt Christine Schwarzenberg über ihren engen Kontakt zu der Gemeinde und die daraus entstandene Idee, bei den Verantwortlichen anzufragen. Sie machte in der HAWK-Werkstatt die Konservierung und eine kunsttechnologische Untersuchung zum Objekt.

 

Die Chancen standen hoch, unterhält doch der Studiengang Konservierung und Restaurierung der HAWK durch die wertvollen historischen Forschungsobjekte des eindrucksvollen Sakralbaues enge Kontakte zur Michaeliskirche. Die erste Forschungsarbeit für einen Diplomabschluss stammt bereits aus den Anfängen des Studienganges von Heike Leuckfeld. Sie untersuchte 1993 am Kreuzgang das 4. Joch und erstellte ein Restaurierungskonzept, in dem sie - nach einer ausgiebigen Schadens- und Bestandserfassung - mehrere Steinfestigungsmittel erprobte. Heute arbeitet sie an der HAWK als Kooperationsstelle mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege.

Die Gemeinde gab ihre Zusage und die Hochschule plante die entsprechenden Hygiene- und Abstandsregeln für das große Kirchenschiff.
„Ein super Ort für eine Abschlussfeier“, freute sich Ina Birkenbeul, Diplom-Restauratorin und Werkstattleiterin für den Bereich gefasste Holzobjekte und Gemälde, in ihrer Eröffnungsrede.
Das Weltkulturerbe sei eine Simultankirche in der sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche Zuhause seien und außerdem sei der perfekte Tag gewählt worden: der europäische Tag der Restaurierung. „Normalerweise würden wir heute Gästen unsere Werkstätten zeigen, heute begeistern wir sie für die Restaurierung und die Leistungen unserer Absolventinnen und Absolventen“, so Birkenbeul zum Publikum.

„Sie können sehr stolz auf sich sein“, sagte Prof. Ulrike Hähner, Studiendekanin Konservierung und Restaurierung sowie Leiterin der Vertiefungsrichtung Schriftgut, Buch und Grafik, „wir sind es auch“. Rückblickend erzählte sie unter welchen Herausforderungen die Abschlüsse entstanden. Am 19. Februar seien die Anmeldungen zu den zwölf Abschlussarbeiten erfolgt, im März folgte der vollständige Lockdown, auch für die Werkstätten und Labore der HAWK. Die begonnenen Arbeiten an den Objekten und begleitenden Untersuchungen mussten abgebrochen werden. Anfang Juni öffnete die HAWK unter besonderen Hygienekonzepten nach und nach die Werkstätten und Labore wieder, die letzten Kolloquien waren am vergangenen Mittwoch, so Hähner.

„Behalten Sie Ihre Hochschule in guter Erinnerung“, schloss sie ihre Rede und betonte noch einmal den außergewöhnlich passenden Ort. „Ohne die besondere Situation wären wir wahrscheinlich mit unseren Abschlussfeiern immer in der Hochschule geblieben und hätten diese schöne Erfahrung nicht gemacht“, dankte sie für die besondere „Gastfreundschaft“ der Gemeinde.

„Sie sind nicht Ehemalige und Gestrige, Sie gehören jetzt dazu“, so Prof. Dr. Gerdi Maierbacher-Legl von der Studienrichtung Restaurierung von Möbeln und Holzobjekten. Auch sie betonte die besondere Herausforderung des letzten Semesters unter Corona-Bedingungen. „Nie dagewesene Prüfungszeiten verlangten von Ihnen Flexibilität, Zuversicht und Mut“. Trotz Sonderzutritten und Lockdown die Masterthesis glänzend auszuführen, verdiene großen Respekt.

„Bei uns haben Sie Ihr Handwerkszeug geschärft und eingeübt, möge Ihnen das Feuer der Begeisterung für Ihren Beruf nie ausgehen“, so Maierbacher-Legl. Zur Unterstreichung der besonderen Feierstunde zitierte sie aus „An die Freude“, dem berühmten Gedicht von Friedrich Schiller, das unter anderem von Ludwig van Beethoven vertont wurde. Am Flügel gab Lena Karst der Feierlichkeit den würdigen Rahmen.

Masterabsolventinnen und Masterabsolventen: Rachel Anastasia Busse, Milena Del Duca, Ute El Nahawi, Kristina Henningsen, Dawoon Jung, Wiebke Rauschenplat, Felix Schlichtegroll, Julia Schlüter, Kaja Schönfelder, Christine Schwarzenberg, Luisa Tischer und Johannes Zlatkov.