Erscheinungsdatum: 02.11.2011

<p>Ist Deutschland bereit für erfolgreiche Frauen -  Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub im Wirtschaftsgespräch DEAL TALK® in THE SQUAIRE in Frankfurt a. M.<br/></p>

Neue Studie: Frauen sind Karrierebewusst und wollen die Quote

Frankfurt/Köln, 31. Oktober 2011. Das heutige Rollenbild in Deutschland muss sich ändern, damit die Bedeutung des Wirtschaftsfaktor Frau auch ohne Quote deutlich wird - darüber waren sich die fünf Podiumsexpertinnen beim 13. DEAL TALK® am 28. Oktober 2011 in THE SQUAIRE am Frankfurter Flughafen einig. Der Einladung zum Wirtschaftsgespräch unter dem Motto „Erfolgsfaktor Yes! She can! – Was bringt Erfolg auf dem Weg nach oben?“ folgten rund 170 Gäste – ein Rekord, der einmal mehr die Relevanz dieses topaktuellen, gesellschaftspolitischen Themas verdeutlicht. Das Wirtschaftsgespräch war zugleich die Eröffnungsveranstaltung zur VISIONALE – dem Bundeskongress der Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V. Die Moderation übernahmen Anné Schwarzkopf, Geschäftsführende Gesellschafterin Pálffy + Thöne, und Svenja Lassen, Senior Editor im Ressort Job & Karriere bei Deutschlands erfolgreichem Frauenmagazin COSMOPOLITAN.

Der demografische Wandel klopft hart an die Tür deutscher Unternehmen und hat einen deutlichen Fachkräftemangel im Gepäck. Unternehmen, Kirche, Politik und Gesellschaft müssen lernen Frauen als Wirtschaftsfaktor zu erkennen und sich von alten Rollenbildern zu lösen. Doch ist Deutschland bereit für erfolgreiche Frauen? Frauen, die den Fachkräftemangel abfedern und in gemischten Managementteams Unternehmensergebnis verbessern. Um das bislang unausgeschöpfte Kapital qualifizierter Frauen zu implementieren, bedarf es noch einiger grundlegender Schritte: Rollenbilder müssen sich ändern: Väter die Erziehung übernehmen und Begriffe wie Rabenmutter oder Haus-Mami aus dem Wortschatz der Gesellschaft verschwinden. Infrastruktur in Form von Kindergärten und Ganztags-Betreuungen geschaffen werden. Die Vereinbarkeit von Familie und Job im Ganzen gewährleistet sein und das gesellschaftliche Bewusstsein für dieses Thema geweckt werden.

Dr. Sen. h.c. Susanne Ertle-Straub, Professorin für Immobilienwirtschaft und -management an der HAWK Holzminden und Inhaberin des Immobilienberatungsunternehmens RESEARCH CONSULTING MARKETING, Nürtingen präsentierte erstmals die Ergebnisse in ihrer ersten Studie „Frauen und Karriere – Was sagen die Frauen der Immobilienwirtschaft zur Frauenquote“. „Die Umfrageergebnisse zur Frauenquote haben mich überrascht. 56 Prozent der befragten Immobilienfrauen sind für die Frauenquote. Speziell jene, die bereits ihren Weg gegangen sind und Karriere gemacht haben, sind für die Quote, wenn auch nur als Anschub.“

Weiterhin sieht Prof. Ertle-Straub ein ausgeprägtes Karriere-Bewusstsein bei den Befragten: „88 Prozent der befragten Teilnehmerinnen ist Karriere im Leben wichtig. Als Hindernisgrund Nummer 1 für den Karriereweg werden Kinder, Familie und Schwangerschaft genannt. An zweiter Stelle stehen die männlichen Netzwerken als Karrierehemmer.“

„Wer Talente will, kann nicht auf 50% der Bevölkerung verzichten. Nicht nur die Unternehmen müssen die Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie schaffen, sondern auch Politik, Bildung, Erziehung und Medien, die das Bild unserer Gesellschaft wesentlich prägen!“ so Marianne Heiß, European Finance Director der weltweit aufgestellten Werbeagentur BBDO und Autorin des Buches: „Yes she can: Die Zukunft des Managements ist weiblich“. Sie geht noch weiter: „Deutschland ist noch nicht bereit, ein umgekehrtes Rollenbild zu akzeptieren! Berufstätige Frauen werden von Nicht-Berufstätigen als Rabenmütter beschimpft. Individuelle Lebensmodelle müssen akzeptiert werden, egal ob es sich um die Mutter handelt, die zu Gunsten der Kinder auf eine Karriere verzichtet hat oder jene, die Job und Familie gleichzeitig managt.“

Eine aktuelle Studie des GfK Marktforschungsinstituts bestätigt das veraltete Rollenbild, das noch immer fest in den Köpfen der Deutschen verankert ist: 47,1 Prozent der befragten Männer empfinden, die traditionelle Rolle der Frau hat sich bewährt und sollte wieder an Bedeutung gewinnen. 30 Prozent der weiblichen Befragten stimmten dieser Aussage ebenfalls zu.

Brigitte Zypries, MdB, Bundesministerin der Justiz a.D. und Justiziarin der SPD-Bundestagsfraktion, geht konträr mit diesem veralteten Rollenbild: „Wir müssen es schaffen, dass Männer für ihre Kinder verantwortlich sind.“ Andrea Verpoorten, MdL, Medienpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion und Rechtsanwältin bei der KPMG, hat einen Lösungsansatz: „Wir brauchen männliche Vorbilder in den Kindergärten. Erzieher haben einen hohen Stellenwert, um die Rollenbilder künftiger Generationen zu prägen.“ Laut einer Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der Zeitschrift „Eltern“ möchten Väter zwar mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, 81 Prozent schrecken aber davor zurück, Elternzeit zu nehmen. Bei den übrigen 19 Prozent bleibt es beim „Väter-Pflichtprogramm“ von zwei Monaten. Fast die Hälfte der Befragten hat Angst, dass es ihrer Karriere schaden könne. Teilzeitmodelle nehmen fünf Prozent der befragten Väter wahr.

„Westdeutsche Frauen können viel von den ostdeutschen Frauen lernen.“, so Andrea Verpoorten. Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW kann dieses aus Reihen ihrer Verbandsmitglieder, aber auch aus eigener Erfahrung bestätigen: „In der ehemaligen DDR war es üblich, dass auch die Frauen in Führungspositionen arbeiteten. Die Kinder wurden in Krippen oder Kindertagestätten betreut und so die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewährleistet. Somit haben Frauen aus den neuen Bundesländern weniger Hemmungen, den Karriereweg einzuschlagen, das zeigt sich auch in unserem Verband. In Ostdeutschland sitzen weibliche Führungskräfte in der ersten Ebene, wobei in Westdeutschland dort eine Männerbastion zu finden ist.“
Die aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verdeutlicht, dass Frauen in den neuen Bundesländern deutlich häufiger in Führungspositionen vertreten sind als im Westen Deutschlands. IAB-Arbeitsmarktforscherin Corinna Kleinert sieht die wesentlichen Ursachen darin, dass im Westen die Frauen häufiger ihre Erwerbstätigkeit für längere Betreuungszeit unterbrechen und sie nach dem Wiedereinstieg meist reduzieren. Aufstiegschancen verschlechtern sich. Noch dazu überschneiden sich gerade bei Hochqualifizierten die Phasen der Familiengründung und der karriereintensiven beruflichen Entwicklung, womit Kinderbetreuungsmöglichkeiten eine bedeutende Rolle zukommt. In den neuen Bundesländern ist die Infrastruktur für Kinder immer noch besser ausgebaut. Zudem sind Frauen im Osten bei der Geburt ihres ersten Kindes im Schnitt jünger, so dass sich die intensiven Kinderbetreuungs- und Karrierephasen zeitlich etwas entzerren.
Zypries: „Frauen arbeiten effizienter, machen mehr als Ihren Job, denn sie managen nebenbei noch ein Familienunternehmen. Aber sie können auch von den Männern lernen.“ Hier stimmt auch Andrea Verpoorten zu: „Als Frau muss man Karriere machen wollen, sich anstrengen und eine positive Kampfeslust mitbringen. Wird eine Frau zu einer Talk-Runde eingeladen, fragt sie nach dem Thema und analysiert für sich ob sie die richtige dafür ist. Ein Mann sagt zu und fragt dann nach dem Thema. Frauen müssen zu dem stehen, was sie können und Ihren Wert kennen.“
Marianne Heiß weiß: Studien belegen, dass gemischte Management-Teams die beste Bilanz vorweisen können, weil Sie von den weiblichen und männlichen Fähigkeiten profitieren können.“
Eine dieser Studien ist die der Unternehmensberatungsgesellschaft „Catalyst“, die den Zusammenhang von Gender Diversity in Management-Teams und der finanziellen Leistung von Unternehmen analysiert. Sie bestätigt: Unternehmen mit mehr Frauen in den Management-Teams zeigen eine bessere finanzielle Leistung als die Gruppe der Unternehmen mit wenigen oder gar keinen Frauen in den Management-Teams. Dieses Ergebnis zeigte sich sowohl für den Return on Equity, der mit Frauen um 35,1 % höher ausfällt, als auch für den Total Return to Shareholders, der um 34 % höher liegt.

„Viele Frauen scheuen sich vor Konflikten und haben Angst die Komfortzone zu verlassen, das wurde mir durch die Fragen meiner Freundinnen bewusst, als ich das Amt der Medienpolitischen Sprecherin übernommen habe.“, so Andrea Verpoorten. Das weiß auch Petra Dietrich, Leiterin der Abteilung Immobilien-Bewertung der belgischen KBC Bank, Frankfurt, Leiterin der Regionalgruppe Rhein-Main der Frauen in der Immobilienwirtschaft und Initiatorin der VISIONALE: „Ich habe es durch Ehrgeiz und Nichtbeachtung von Barrieren geschafft, aber Frauen mögen den Kampf und die Konflikte nicht, mit denen ich in der Immobilien-Bewertung täglich konfrontiert werde.“ Marianne Heiß, kann dem nur zustimmen und rät: „Frauen die Karriere machen wollen, sollten sich aus der Komfortzone trauen, sich auf sich selbst verlassen und sich treu bleiben.“ Carmen Reschke, 1. Vorsitzende der Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V. und Geschäftsführerin der Fondgesellschaft Global First Assets, Frankfurt, empfiehlt für einen erfolgreichen Karriereweg: „Ich habe es geschafft durch Beharrlichkeit, Wissen und den unbedingten Willen führen zu wollen und das empfehle ich auch allen anderen Frauen auf ihrem Weg nach oben“. Ingeborg Esser hält es kurz und knapp: „Sie müssen als Frau ihren Mann stehen!“


Der DEAL TALK® hat sich in Nordrhein-Westfalen als hochkarätiger Wirtschaftstalk etabliert. Viermal im Jahr kommen jeweils über 100 geladene Zuschauer aus Politik, Wirtschaft und Medien zum Live-Talk nach Köln oder Düsseldorf. Insgesamt mehr als 23 Millionen Zuschauer und Leser hat das Wirtschaftsgespräch bisher erreicht. Anné Schwarzkopf, Gründungsgesellschafterin von Pálffy + Thöne Kommunikation + Investment Monitoring, hat den DEAL TALK® 2008 entwickelt. Zu den Medienpartnern gehört unter anderem das Finanz- und Immobilienfachmagazin DEAL. Die Gesprächsrunde moderiert Anné Schwarzkopf mit Journalisten führender Medien wie WDR, FAZ, Welt am Sonntag, CAPITAL, Wirtschaftswoche, Börse Online oder COSMOPOLITAN.

Ist Deutschland bereit für erfolgreiche Frauen - Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub im Wirtschaftsgespräch DEAL TALK® in THE SQUAIRE in Frankfurt a. M.

Podiumsteilnehmer beim 13. DEAL TALK® in THE SQUAIRE am Frankfurter Flughafen Podiumsteilnehmer beim 13. DEAL TALK® in THE SQUAIRE am Frankfurter Flughafen