Erscheinungsdatum: 03.04.2014

Wie Studierende der HAWK in Holzminden ihren Studienstandort beschreiben

Wie Studierende der HAWK in Holzminden ihren Studienstandort beschreiben

„Wenn man nach Holzminden zieht, dann weint man zweimal: Das erste Mal, wenn man kommt, das zweite Mal wenn man wieder geht.“ Der Legende nach stammt dieser Ausspruch von einem ehemaligen Holzmindener HAWK-Studenten namens Malte Maaß. Eindeutig wissenschaftlich belegt ist das nicht, aber weitaus wichtiger als die Urheberschaft ist der Prozess, der damit beschrieben wird. Gebetsmühlenartig wiederholen Studierende, Ehemalige und auch HAWK-Angehörige das Besondere, Einzigartige, das dem Studium in der mit 20.000 Einwohnern nicht eben gerade Metropolen-Flair versprühenden Kleinstadt innewohne. Wer in Holzminden an der HAWK studiert, nehme nur Positives an Erfahrungen mit, heißt es. Was genau aber macht den Standort mit den Fakultäten Management, Soziale Arbeit und Bauen so attraktiv, dass die Studentenzahlen seit Jahren massiv steigen und die Absolvent/inn/en am Ende nur Gutes zu berichten wissen?

Enger Kontakt

Stefan Sternicki ist 25 und im ersten Semester. Als Immobilienwirtschaftler blieb ihm kaum Auswahl, was sein Studienfach anging. Immerhin aber hatte er nach seiner Ausbildung schon an der HTW in Berlin erste Hochschulerfahrungen sammeln können. Neben München und Hamburg sicher die Wunschmetropole fürs Studium bei angehenden Akademikern, aber Sternicki wechselte dennoch nach nur einem Semester nach Holzminden. In einen kleinen Ort „im Nirgendwo“, den man über Google Maps erst einmal habe suchen müssen, wie der gebürtige Lübecker freimütig gesteht. Genau genommen war ihm allerdings schon vorher etwas über Ort und Hochschule zu Ohren gekommen, denn Sternicki berichtet von einer Arbeitskollegin in seinem früheren Ausbildungsbetrieb, die von Holzminden und HAWK geradezu geschwärmt habe. Es gebe da so einen engen Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden, habe die Kollegin erzählt, das ginge so weit, dass sie mit einer Dozentin abends sogar noch über Skype ihre Arbeiten besprechen habe können. Sternicki kann die Einschätzung seiner Kollegin nach wenigen Monaten nur bestätigen. „Das mit dem engen Kontakt stimmt wirklich, ich habe ja den Vergleich“, sagt Sternicki und ergänzt noch: „So etwas würde in Berlin nicht passieren, obwohl das eine Uni mit nur 40 Studierenden in dem Fachbereich war.“ Sein Kommilitone Daniel Ohlmeier aus Essen gibt ihm da unumwunden Recht. „Ich hatte keine Lust, in einer Uni, wo in den Kursen tausend Leute sitzen, zu studieren…“, begründet der 20-Jährige seine Entscheidung für Holzminden.

Nähe zur Hochschule wird durch Engagement der Lehrenden greifbar

Dass die HAWK in Holzminden im Vergleich zu den Großstadthochschulen bei den Studierenden ausgesprochen gut abschneidet, ist keine Seltenheit. Christoph Banke, Immobilienmanager im sechsten Semester, hatte die Wahl zwischen Hannover und Holzminden, denn beide Städte lagen etwa gleich weit von zu Hause entfernt. Der 22-Jährige aus Behrensen bei Hameln hat sich beide Hochschulen angeschaut. Drei Tage saß er in Holzminden als Gasthörer in Vorlesungen, das Ambiente gefiel ihm gleich gut. Auch Banke beeindruckte die Nähe zu den Lehrenden. „Hier waren die Räume auf 30 Personen ausgerichtet, und ich als 31er hatte trotzdem noch Gelegenheit, mit dem Professor zu sprechen.“ Und das sowohl während der Vorlesung als auch danach, unterstreicht der Student. Entsprechendes habe die Universität in Hannover nicht zu bieten gehabt. Kein Wunder, dass er seine Gastvorlesungen deshalb dort schon nach einem halben Tag abbrach.

Man sei in Holzminden keine Nummer, werden die Studierenden nicht müde, zu betonen. Neben der starken Nähe zu Dozent/inn/en und Professor/inn/en hat die HAWK überdies eine Fülle von Auslandpraktika und, speziell auch im Bereich der Sozialen Arbeit, eine gute praxisbezogene Verzahnung mit den in der Region vorhandenen Einrichtungen und Institutionen zu bieten, die eine Anwendung von in Seminaren und Vorlesungen erlernter Theorie unmittelbar konkret macht. Ein Vorteil, den die Holzmindener Studierenden ziemlich schnell als ganz normal empfinden, der tatsächlich aber viel Raum, wissenschaftliches Neuland zu betreten, bietet und nicht zuletzt dadurch auch gut als Karrieresprungbrett dienen kann.

Leben wie auf dem Campus: Die Innenstadt gehört weitgehend den Studierenden

Als nicht normal dagegen, sondern vielmehr als außergewöhnlichen Vorteil sehen diejenigen, die sich für Holzminden entschieden haben, die spezifische Lebenssituation, mit der das Studium gekoppelt ist. Was konkret bedeutet, dass kaum ein HAWK-Student weiter als 500 Meter Luftlinie von der Hochschule entfernt im Bereich der Innenstadt wohnt. Eine Art offener Campus nach amerikanischem Vorbild, der den Studierenden trotz kleinstädtisch begrenzter Angebote Möglichkeiten eröffnet. „Gefeiert haben wir auch, und nicht wenig“, sagt beispielsweise Desiree Strak, Immobilienwirtschaftsstudentin im sechsten Semester“, vielleicht sogar mehr als die anderen…“

Geringe Entfernungen

Die auf den ersten Blick kaum glaubhafte Feststellung angesichts einer deutlich überschaubaren Kneipenszene in der südniedersächsischen Kleinstadt erläutert sie anschaulich anhand eines Vergleiches mit Freunden aus ihrer Heimatstadt Varel bei Oldenburg. Die seien alle in Städte wie Berlin, Hamburg oder Bremen gegangen. Aufgrund fehlender Kontakte kehrten sie aber regelmäßig wieder nach Hause zurück und könnten gar nicht verstehen, warum Desirée nicht dasselbe tue. „Ich muss eben nicht die letzte S-Bahn nehmen, um nach Hause zu kommen“, meint die 22-Jährige schulterzuckend. „Ich geh´ halt rüber in eine andere WG, kann da eine halbe Stunde bleiben, wenn ich möchte, und dann weiter…“ Das wirkliche Leben finde, da geben ihr auch ihre zwei Mitbewohnerinnen Angelina Vones und Chantal Eckel ohne Zögern Recht, tatsächlich mehr in der kleinen Stadt statt, weil man aufgrund der geringen Entfernungen so viele Möglichkeiten habe. Chantal, aus der Nähe von Wiesbaden, vermisst zwar schon manchmal ein wenig das großstädtische Flair mit Kneipen, Bars, Discos und den entsprechenden Nebenjobs. Aber insgesamt möchte auch sie die Vorteile des starken Miteinanders nicht missen. „Man sieht sich jeden Tag, man kennt sich in und auswendig“, sagt auch die 25-Jährige, und alle drei sind sich schnell einig: „Das ist der Hauptfaktor, warum der Studienstandort Holzminden für uns so lebenswert ist: Wir sind hier keine Freunde, wir sind eine Familie…“

Noch Wünsche

Natürlich bleiben auch Wünsche offen, wie etwa der nach mehr Einkaufsmöglichkeiten, einer speziellen Jobbörse für Studierende oder stärker auf die finanziellen Möglichkeiten von Studierenden abgestimmte Angebote in den Kneipen. Trotzdem bleibt die eine oder der andere nach dem Studium dauerhaft in Holzminden. Manche können sich vorstellen, zurück zu kommen, wenn sie eine Familie gründen wollen. Andere wollen weg, weil die Vorstellungen vom aufregenden Leben in den großen Städten doch allzu sehr locken. Welche Einschränkungen dann allerdings auf sie zukommen, bringt wiederum Chantal Eckel, die zusammen mit ihren Kommilitoninnen eine 110 Quadratmeter große WG für 600 Euro warm nur einen Steinwurf von der HAWK entfernt bewohnt, abschließend auf den Punkt: „Dafür würde ich in Frankfurt gerade einmal eine Einzimmerwohnung bekommen.“

Daniel Ohlmeier und Stefan Sternicki schätzen die engen Kontakte zu den Lehrenden Daniel Ohlmeier und Stefan Sternicki schätzen die engen Kontakte zu den Lehrenden