Wie Restaurator/inn/en und Denkmalpfleger/innen historische Residenzen erhalten

Erscheinungsdatum: 28.08.2018

Eine Exkursion unter Leitung von Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub führte 16 Studierende im MA-Studiengang Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft zum Abschluss des Sommersemesters 2018 zu Schlössern und Residenzen der Renaissance und Barockzeit in Franken, Oberbayern und Schwaben. Schönheit und Reichtum der originalen Ausstattungen dieser Prachtbauten galt es dabei ebenso zu erkunden wie die vielfältige Geschichte ihrer Nutzungen, Veränderungen und Restaurierungen.

Auf dieser Grundlage wurde über heutige Herausforderungen der denkmalgerechten Nutzung bei stetig zunehmenden Touristenströmen diskutiert und über restauratorische Aufgaben für eine nachhaltige Bewahrung der Bauten und ihrer Ausstattung. Die Studierenden kamen dabei ins Gespräch mit Experten der Bayerischen Schlösserverwaltung, einer staatlichen Institution, die für einen Großteil dieser Residenzen zuständig ist, sowie mit Fachleuten, die sich mit ihrer Kompetenz und Erfahrung über viele Jahrzehnte für diese Kulturdenkmale eingesetzt haben.

 

Die Exkursion begann in Würzburg in der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz, die trotz schwerer Zerstörungen im 2. Weltkrieg wesentliche Teile ihrer herausragenden Architektur und Ausstattung erhalten hat, darunter das berühmte Treppenhaus des Architekten Balthasar Neumann, ausgemalt vom venezianischen Maler Giambattista Tiepolo, damals einer der begehrtesten Künstler an den europäischen Fürstenhöfen.

Weiter ging es nach Bamberg, zur Kaiserresidenz am Domberg, deren museale Räume in jüngster Zeit teils neu geordnet wurden und teils noch restauriert werden. Angeregt diskutiert wurde über die gerade begonnene Rekonstruktion der barocken Fassadenmalerei. Das verwunschene Schloss Seehof mit seiner eindrucksvollen barocken Parkanlage, den Parkskulpturen und der großen Fontäne stand dann auf dem Programm, unter der fachkundigen Leitung des ehem. Museumsdirektors Dr. Alfred Schelter. Im regen Austausch mit den Studierenden konnte er viele Einblicke in komplexe denkmalpflegerische und restauratorische Fragen geben – z.B. zur Wiederzusammenführung von Ausstattungsstücken, die von früheren Eigentümern verkauft worden waren, und zu Sinn und Zweck von Teilrekonstruktionen.

Dann ging es nach Oberbayern zum prächtigen Renaissanceschloss in Neuburg an der Donau, dessen mit Sgraffito-Dekorationen geschmückte Hoffassaden und dessen Schlosskapelle in jüngster Zeit Gegenstand restauratorischer Untersuchungen und Erhaltungsmaßnahmen waren. Nördlich von München wurde die barocke Schlossanlage von Schleißheim mit ihrem großen Park erwandert; hier und in anderen Residenzen trugen studentische Referate zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte und denkmalpflegerischen und restauratorischen Fragen bei.

Zum Abschluss wurde Augsburg besucht. Von Pracht und Bedeutung der ehemaligen Reichsstadt zeugen bis heute die sogenannten Badstuben in den Fuggerhäusern, die mit Grotesken ausgemalten und mit Skulpturen geschmückten Sammlungsräume der Familie Fugger. Die Problematik ihrer Wiederherstellung nach schweren Kriegszerstörungen und die heutigen Anforderungen an ihre nachhaltige Bewahrung und Vermittlung wurden von Dr. Bernd von Hagen, der die jüngste Restaurierung betreut hat, eindrucksvoll erläutert. Von der Renaissance ins Rokoko führte schließlich die Besichtigung des Schaezler-Palais mit seinem prächtig stuckierten und ausgemalten Festsaal und der eindrucksvollen Enfilade der Repräsentationsräume, die heute museal genutzt werden.

Sehr bemerkenswert, wie Fürsten und Patrizier in den vergangenen Jahrhunderten wohnten, und wie sie die Kunst mit ihren Aufträgen förderten! Sie haben den Restaurator/inn/en von heute damit komplexe Aufgaben hinterlassen, die viel Fachkompetenz und Engagement erfordern.