Die heimeligen Tapeten- und Stoffmuster, die in die Weite lockenden Landkarten und die Städtesilhouetten haben die Jury überzeugt: Nadine Hänsch, Monika Jelinski und Helene Meser haben den mit 1500 Euro dotierten ersten Preis des Wettbewerbs „Farbe in Bewegung“ gewonnen. Es ging um das interessanteste, eleganteste und aufregendste Grafik- und Farbdesign für Reisemobile.
Ausrichter des Wettbewerbs für Studierende der Studienrichtung Farbdesign an der Fakultät Gestaltung an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim war das Hymer Innovations- und Designcenter (idc). Hymer idc ist ein eigenständiges Mitglied der CMC/Hymer-Gruppe, zu der die Marken Hymer, Eriba, Bürstner, LMC, TEC, Dethleffs, Laika und Niesmann+Bischoff gehören.
Die Absicht von Hymer-idc und seinem Geschäftsführer Prof. Johann H. Tomforde sowie Prof. Axel Venn von der HAWK, Studienrichtung Farbdesign, war, die Studentinnen und Studenten der Fakultät auf Trüffelsuche nach unverbrauchten, provokanten, auch kontrastreichen oder ironisierenden Design-Konzepten zu schicken.
Mit ihrem strahlenden Gartenzwerg-Design haben Melanie Ottenstroer und Cordula Schliephake dieser Aufgabe denn auch erfolgreich Rechnung getragen. Sie bekamen für ihre unkonventionell-ironischen Entwürfe einen der beiden mit 1000 Euro dotierten zweiten Preise.
„Wir ermöglichen mit unseren Vorschlägen nicht nur den Besitzern Spaß und Abwechslung an ihren Fahrzeugen, sondern auch den anderen Verkehrsteilnehmern. Bestes Beispiel für Humor ist der Gartenzwerg, der auf der Autobahn mit Sicherheit für Schmunzeln sorgt. Ein Gartenzwerg hat als Symbol der Spießer längst ausgedient. Abgestaubt und frisch poliert macht er jedem Wackeldackel Konkurrenz“, ist das Credo von Melanie Ottenstroer und Cordula Schliephake. Wer keine Gartenzwerge sammele, sondern Erinnerungen, der werde das Schildermobil lieben. Individualität stehe hier im Vordergrund. Das Reisemobil mit Rallye-Streifen
stehe als sportlicher Weggefährte zu jeder Tour bereit.
Bea Erdmenger und Alexander Jahn, ebenfalls zweiter Preis, haben die Jury mit ihren knalligen Hip-Hop-Motiven überzeugt, das sie „Pimp my Van“-Konzept genannt haben. Sie beschreiben ihre Idee so: „Unsere Projektbearbeitung „Pimp my Van“ greift die Aktualität einer Subkultur auf. Diese Subkultur, von der wir berichten, beschäftigt sich mit dem Thema, aus normalen Serienfahrzeugen hochwertige Boulevard-Cruiser herzustellen. Dies geschieht nicht nur durch die Leistungssteigerung der Motoren und Soundanlagen, sondern auch durch die optische Individualisierung der Fahrzeuge. In dieser Kultur ist derjenige „up to date“, der das schickste und am besten aufgemotzte Auto fährt.“
Farbdesigner und Trendforscher Professor Axel Venn von der HAWK-Fakultät Gestaltung ist mit den Ergebnissen seiner Studierenden außerordentlich zufrieden: „Wir wollten in diesem Bereich neue Ansprüche generieren, der bisher durch eine starke demografische Fokussierung gekennzeichnet war. Es ging nicht nur um neues Design, sondern auch um neue Konzepte.“
Venn ordnet ein: „Design ist nicht nur Gestaltung mit Instrumenten der Sinnwahrnehmung, und Design ist auch nicht nur angewandte Ästhetik oder Funktion. Design ist mehr und mehr das Treibmittel zur Erfüllung ungeahnter Wünsche, Träume und Hoffnungen. – Auch bei diesem Projekt konnten sich die Studenten zum Teil mehr um eher vernachlässigte Clientel-Gruppen bemühen als um die bekannten.“
Die Wettbewerbssieger hätten sich innerhalb ihrer Arbeit deshalb auch intensiv um die Käufergruppen bemüht, die bisher nur zum Teil mit Wohnmobil-Urlauben zu tun hatten.
Mit Hilfe von Testdings ermittelten sie über Polaritätenprofile eine unvoreingenommene Zuneigung der Menschen zu mehr Farbigkeit und ornamentierender Außengestaltung.
Ihr Fazit lautete: „Menschen ziehen frugalem Weiß farbige Lebendigkeit vor.“
Viele der Teilnehmer haben unter der Leitung von Venn umfangreiche Recherchen und Konzepte entwickelt. Denn am Anfang von Design stehe die Idee und der kreative Impetus.
Viel Wert wurde auch bei diesem Projekt auf die Philosophie der Gestaltungsinhalte gelegt: „Jeder Produkt muss Sinn machen!“. Ebenso standen im Fokus der Jungen Designer, Gestaltung mit Kommunikation zu verbinden. Deswegen wurde von Beginn an sehr viel Wert auf Plausibilität, Authentizität und Spiritualität der Wettbewerbsbeiträge gelegt. So belegte die originelle Studie „Pimp my Van“ einen hervorragenden zweiten Platz. Grandiose Weltstadtlichter bekleideten die Seiten des Spoiler bewehrten, und mit Breitbandreifen versehenen chicen, aufregenden Super-Wohnmobils.
Namensgebung, Differenzierung nach Anspruchs- und Bewertungsebenen, Herausarbeitung nach Typologien wurden von der Jury ebenso bewertet, wie anspruchsvolle, lautmalerische Textbeiträge oder gestalterische und medial-instrumentierte Präsentationen.
Das Fazit der Studien lautet:
Design ist mehr als Entwurf, Design ist immer auch eine spannende Botschaft mit möglichst vielen obsessiven Merkmalen."
Einige Arbeiten haben gute Chancen für eine weitere Bearbeitung und Realisierung in der HYMER-Gruppe.
Hymer idc beschäftigt sich mit Konzeption, Design und Entwicklung für die Gruppenmitglieder, aber auch für externe Auftraggeber aus der Automobilbranche. Für einige namhafte Automobil-Hersteller entwickelt das IDC z.B. Vans, Multi Activity Cars und Crossover Concept Vehicles.
Die Dienstleistung erstreckt sich von der Marken- und Produktstrategieberatung über Design und Entwicklung bis hin zu Konstruktion und Prototypenbau.
Viel zu tun gibt es für die idc-Designer in der seit Jahren boomenden Freizeitfahrzeugbranche. Insbesondere bei den Reisemobilen ist viel Bewegung ins Design gekommen.
In den Studios und Werkstätten am Standort Pforzheim entwickeln Prof. J. Tomforde und sein interdisziplinäres Spezialisten-Team Visionen und lassen sie Wirklichkeit werden.
Das Team besteht aus Designern mit den Schwerpunkten Exterieur, Interieur, Möbelbau, Farbe sowie Color&Trim (=Material-Abstimmung), Ingenieuren und Modellbauern.
Durch die langjährige Erfahrung eigener Experten in Verbindung mit einem eingespielten Netzwerk aus Marktforschungs-Instituten, Trendforschern und wissenschaftlichen Einrichtungen ist das hymer idc in der Lage, umfassende Marktanalysen durchzuführen und daraus Strategien für Unternehmen abzuleiten. Diese werden zur Grundlage genommen, um mit den Kunden gemeinsam die Produkte auf dem Markt zu positionieren, d.h. festzulegen, welche Käufer man mit welchem Fahrzeug ansprechen will. Hierzu hat das hymer idc gemeinsam mit Trendforschungs-Instituten die IDC-Stilwelten erarbeitet. Dabei handelt es sich um Typologien, die die Käufer in Zielgruppen zusammenfassen und anhand von Vermögenslage, Werte-Orientierung und ästhetischen Vorlieben charakterisieren.
Ist diese Einordnung vorgenommen (typisch ist, dass es dabei auch Überschneidungen, je nach betrachtetem Lebensbereich, gibt), werden als nächster Schritt in der Produkt-Entwicklung Bild- und Materialcollagen erarbeitet, die Vorgabe sind für das Design-Team und die eine Vorstellung geben von der erwünschten Produkt-Anmutung. Hier sieht man erste Farb-Stimmungen, Stilrichtung und Wertigkeit, sowie die angestrebte emotionale Wirkung.
Hier und bei der Umsetzung fließen Beobachtungen der unterschiedlichsten Branchen mit ein; die IDC-Designer halten ihre spezifisch geschulten Augen offen, sei es auf Messen, Ausstellungen, in Fachzeitschriften oder auf Reisen. Außer den direkten Automobil-Trends sind Trends im Möbel-Design, in Architektur und Lifestyle, im Material- und Sportartikel-Segment wichtige Impulsgeber.
Während Reisemobile und Caravans bisher vorwiegend weiß-in-weiß auf den Markt kamen (vorwiegend aus technischen und aus Kosten-Gründen), kann man momentan eine interessante Entwicklung hin zu mehr Farbe beobachten. Dies hat mehrere Gründe:
- Das vermehrte Angebot von Kompaktvans, die ein durchgängiges Design und attraktive Farbgestaltung aufweisen, zeigt, wie automotiv ein Wohnmobil wirken kann; der Kunden-Anspruch wächst.
- Größere technische Möglichkeiten wie z.B. das Angebot von farbigen Seitenwänden (alle Automobilfarben, auch metallic, sind möglich)
- Wachsender Kundenwunsch nach Individualität fordert mehr Design
- Man geht in der Branche ganz eindeutig in Richtung Emotionalität und Qualität
- Daher zunehmend stärkerer Einsatz von ausgebildeten Design-Fachkräften in der Branche
Die Zusammenarbeit mit Hochschulen hat im hymer idc Tradition. Das kommt zum einen durch die langjährige Lehrtätigkeit von Prof. Tomforde an der Fachhochschule Pforzheim im Studiengang Transportation Design. Hieraus haben sich viele gemeinsame Diplom-Arbeiten und Projekte ergeben. Zudem ist Prof. Tomforde Mitglied im Hochschulbeirat der Hochschule Offenbach und Mitglied der Jury des Lucky Strike Design Awards, bei dem regelmäßig die besten Diplomarbeiten der Design Hochschulen prämiert werden.
Das Projekt „Farbe in Bewegung“ geht zurück auf die Initiative von Julia Goetz, angestellt als Farb- und Materialdesignerin im hymer idc, und selbst ehemalige Studentin an der HAWK Hildesheim, Fachbereich Farbdesign. Im Studium hat sie es besonders geschätzt, Projekte zu bearbeiten, die durch Kooperation mit industriellen Firmen einen realistischen Praxisbezug haben. So lag die Idee nahe, den aktuellen, für Farbdesigner sehr spannenden Trend zu Farbe in der Freizeitbranche aufzugreifen, und ein Projekt mit Prof. Axel Venn und seinen Studenten anzuregen.
Das hymer idc hat den Studenten fachliche und finanzielle Unterstützung geboten, durch einen Einführungsvortrag zu Beginn, der die momentane Markt-Entwicklung in der Freizeitfahrzeugbranche aufzeigte, Informationen gab über Käufer-Gruppierungen und typische Nutzerschichten, sowie einige technische Gegebenheiten erklärte. Anfang Mai wurden die Studenten zu einer Zwischenpräsentation nach Pforzheim eingeladen, verbunden mit Materialbeschaffung und Reisekostenbeteiligung.
Auch zwischendurch bestand reger Kontakt zwischen der HAWK und dem hymer idc.
Zur Freude aller konnte die Firma Bürstner, Europas zweitgrößter Reisemobil Hersteller, dafür gewonnen werden, ein Reisemobil leihweise im Hof der HAWK aufzustellen – als Anschauungsobjekt für die virtuelle multi-mediale Darstellung der Farbdesign-Vorschläge und für die Prüfung auf Umsetzbarkeit der Entwürfe.
Klaus-Peter Bolz, Bürstner-Geschäftsführer und Jurymitglied, spendete aus Begeisterung spontan noch jeweils einen 2. und 3. Preis dazu, weil mehrere Arbeiten auf gleich hohem Niveau waren.
Und Prof. Tomforde ergänzte fasziniert von den studentischen Designanregungen: „In meinem Kopf rattert es schon, wie wir diese vielen schönen Ideen in den nächsten Jahren umsetzen können.
Die Jury:
-Prof. Axel Venn, HAWK-Fakultät Gestaltung, Studienrichtung Farbdesign
-Prof. Johann Tomforde, Geschäftsführer Hymer idc Pforzheim
-Klaus-Peter Bolz, Geschäftsführer der Firma Bürstner GmbH, Kehl
Die Preisträger:
1. Platz
Nadine Hänsch
Monika Jelinski
Helene Meser
2. Platz
Melanie Ottenstroer
Cordula Schliephake
2. Platz
Bea Erdmenger
Alexander Jahn
3. Platz
Svenja Mai
Julia Kirchhammer
3. Platz
Steffi Baumüller
Mike Schleupner