Die Biologin Natalia Zoe Joelson forscht an der HAWK

Erscheinungsdatum: 21.09.2022

„Am liebsten spüre ich nur das Gewicht meines Rucksackes und meine Füße auf dem Boden.“ Zeit in der Natur ist für Natalia Zoe Joelson besonders wichtig – sowohl im Job als auch in der Freizeit. Seit fast einem Jahr arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement und plant, zu promovieren. Sie untersucht im Rahmen des Forschungsprojektes „KLIMNEM“ (Klimawandel Nemoraler Wälder) patagonische Südbuchenwälder. Für Natalia bedeutet ihre Promotion in Deutschland eine große Umstellung: Ein neuer Arbeitsplatz, ein neues Zuhause und ganz andere Landschaft.

Es ist nicht ihr erster Aufenthalt im Ausland. So erhielt Natalia bereits 2016 während ihres Biologiestudiums in Patagonien/Argentinien ein Stipendium, um an einem Projekt in Massachusetts mitzuwirken. Bereits damals stellte sie fest, dass es viele verschiedene Wege gibt, um Forschung zu betreiben und die Fragen der Naturwissenschaften anzugehen. Das macht die internationale Arbeit für sie sehr wertvoll. Nun lebt Natalia in Göttingen und fühlt sich bislang sehr wohl in ihrem neuen Zuhause. Am meisten schätzt sie Ehrlichkeit und Wärme an ihren deutschen Kolleg*innen. „Man erwartet nicht, dass Deutsche so herzlich und offen sind“, so würden die klassischen Vorurteile doch etwas anderes besagen, witzelt Natalia. Außerdem ist sie begeistert von der Infrastruktur und Technologie, mit der sie arbeiten kann. Dies erleichtere ihre Arbeit enorm, da sie insgesamt mehr Ressourcen habe als sie es aus ihrer Heimatstadt kenne. Dort wiederrum gäbe es weniger menschlichen Eingriff in die Natur. Für die Zukunft hofft die Biologin auf eine Möglichkeit, die richtigen Tools zu entwickeln, um einen ressourcenschonenden Umgang mit der Umwelt zu ermöglichen.

 

Ausschwärmen, um in die Natur einzutauchen

Bereits in ihrer Kindheit war Natalia fasziniert von der Welt, die sich abseits der eigenen vier Wände befindet. „In Patagonien ist die Natur atemberaubend“, schwärmt sie mit leuchtenden Augen. Für sie ist es extrem spannend, zu analysieren, was in den Jahren der Evolution mit ihr geschehen ist. Aus dieser Motivation heraus hat Natalia eine ehrenamtliche Organisation namens Circuito Verde mitbegründet. Der Schwerpunkt der 2014 gegründeten Organisation besteht darin, vor allem einheimischen Bewohnenden ihre Heimat näher zu bringen und damit einhergehend ein größeres Bewusstsein für die Natur zu schaffen. Ausschlaggebend für die Gründung war auch, dass es kein System zur Mülltrennung gab und deshalb kein Recycling möglich war. Sie organisieren kostenlose Touren für Bewohnende, aber auch Bildungsinitiativen in Schulen gehören zum Angebot.

Zuvor hatte Natalia einen ganz besonderen Nebenjob. Während ihres Studiums arbeitete sie als Tourguide in Nationalparks, wo sie Einblicke in die Welt der Flora und Fauna gab. Sie mochte diese Arbeit sehr, da sie ihre Leidenschaft zur Natur ausleben und gleichzeitig ihr vielfältiges Wissen weitergeben konnte.

Forschen, um den Wald zu verstehen

Derzeit arbeitet die Biologin an dem Projekt „KLIMNEM“. Es soll anhand von Forschungen die Reaktionen des Waldes auf klimatische Veränderungen beobachten und so ein Zusammenhang zwischen der Vegetation und dem Klima herstellen. Natalia und ihr Team fokussieren sich auf Südbuchen in der südlichen Hemisphäre, weshalb Expert*innen wie sie unerlässlich sind. Natalia findet die internationale und interdisziplinäre Besetzung besonders spannend. Daraus resultiere eine Auseinandersetzung aus verschiedensten Perspektiven und Fachbereichen.

Darüber hinaus arbeitet Natalia an ihrer Promotion, bei der Prof. Dr. Helge Walentowski, der Dekan der Fakultät Ressourcenmanagement, als Erstbetreuer fungiert. Dass ein Professor einer Fachhochschule bei einem kooperativen Promotionsverfahren die Aufgabe als Erstbetreuer übernimmt, war bis zum Beginn des Jahres 2022 in Niedersachsen gar nicht möglich. Da Walentowski auch das KLIMNEM-Projektes leitet, bietet diese Konstellation die besten Voraussetzungen für ihre Promotion.

Wenn Natalia nicht in der Natur unterwegs ist, verbringt sie ihre Zeit gern mit Lesen. Ihr aktueller Favorit lautet „Entangled Life“ von Merlin Sheldrake. Das Buch beinhaltet eine Mischung aus biologischer und philosophischer Perspektive und bringt damit ein neues Verständnis von unserem Planeten auf.