Es geht darum, neue, unbekannte Ufer zu betreten. Wenn sich nämlich insgesamt zehn Studierende aus dem vierten Semester des Studiengangs Architektur der Fakultät Bauwesen an Bühnenbilder für ein Musical heran wagen. Getreu dem Motto: „Lernen in der Praxis für die Praxis“ sind in einer Kooperation zwischen der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst und dem Theater für Niedersachsen (TfN) insgesamt fünf Bühnenbild-Entwürfe für „Der Mann von La Mancha“ entstanden. Diese sind jetzt in der HAWK-Fakultät Bauwesen ausgestellt.
Der Bericht von HAWK-Radio
In dem Musical sitzt der spanische Dichter Cervantes im Kerker der Inquisition. Um seine Manuskripte vor dem Verbrennen durch die Mitgefangenen zu retten, spielt er ihnen die Geschichte von Don Quichotte vor. Cervantes selbst schlüpft in die Rolle des wagemutigen Ritters und stürzt sich voller Idealismus in den Kampf. „Es war durchaus eine schwierige Aufgabe, die Essenz des Stückes anhand der Texte heraus zu finden, um daraus Ideen für ein Bühnenbild zu formen“, erklärt Projektleiterin Prof. Annegret Droste.
Umso erstaunlicher sind die Entwürfe ausgefallen. Die beiden Austausch-Studenten Emmanuell Alonso Hojz und Jose Bethgencourt Suarez, beide von der Universität La Laguna in Teneriffa, haben sich einen geschickten Trick ausgedacht, wie sie die Kulissen gestalten. Nämlich, indem sie ein riesiges Buch aufstellen, dessen Seiten die verschiedenen Szenen beherbergen. Mit Blick auf die Handlung eine nahe liegende Idee, auf die man dennoch erst einmal kommen muss.
Daniel Müller stellt den Entwurf vor, den er mit Yara Schulte erarbeitet hat. Eine steinige und düstere Mauer stellt den Kerker da, in dem der Dichter gefangen ist. Wie Schubladen gleiten daraus weitere Szenebilder heraus. „Wir wollten verhindern, dass der Vorhang fällt, indem wir aus einem großen Bühnenbild immer wieder neue zaubern“, erklärt der 22-Jährige.
Eine besonders eindrucksvolle Idee stellen die beiden Studentinnen Hacer Gürel und Duygu Akgün vor. Ein Tunnel mit transparenten Wänden verläuft konisch von vorne zum hinteren Bühnenrand. Die Grundlage für diesen Entwurf war übrigens ein ganz normaler Plastikbecher. „Wir finden es toll, dass wir in diesem Projekt unsere Phantasie mal richtig ausleben konnten“, resümieren die beiden. TfN-Ausstattungsleiter Steffen Lebjedzinski, der die Studierenden bei dem Projekt als Fachmann aus der Praxis begleitet hatte, ist mit den Ergebnissen zufrieden: „Bei jedem Treffen konnte ich selber etwas dazu lernen. Ich habe keine Ideen gestohlen, sondern in mir selber neue Kraft für frische Ideen gefunden.“
Zusätzlich soll dieses Projekt auch für Erfahrung auf internationaler Wettbewerbsebene sorgen. Prof Michael V. Sprysch erläutert die Intention: „Es geht darum, sich mit anderen in den Vergleich zu stellen. Darum schreiben wir auch stets in Kooperationen Wettbewerbe aus wie beispielsweise mit der Niedersächsischen Architektenkammer den Laves-Preis oder mit dem Architekten- und Ingenieursverein (AIV) letztes Jahr den Wettbewerb für eine Umnutzung des ehemaligen Schauburg-Kinos in Hildesheim.“