Schulsozialarbeit hat in Niedersachsen eine lange Tradition. Allerdings sind die Erkenntnisse über dieses Arbeitsfeld noch sehr lückenhaft. Dem wirkt nun eine Forschungsgruppe der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen entgegen – indem sie die Schulsozialarbeit sowie alle weiteren bezahlten sozialpädagogischen Tätigkeiten an allen 3369 Schulen in Niedersachsen empirisch erhebt. Für dieses Projekt haben jetzt die HAWK und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Niedersachsen (GEW) einen Kooperationsvertrag unterzeichnet.
HAWK-Radio über das Forschungsprojekt
„Früher war es wie ein Makel, heute hat es sich zu einer Auszeichnung entwickelt, wenn es an einer Schule Sozialarbeit gibt“, erklärt Prof. Dr. Maria Busche-Baumann von der HAWK-Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit. Schulsozialarbeit wurde ursprünglich an Gesamtschulen und später zusätzlich an sozialen Brennpunkten eingesetzt. Heute streben auch die Gymnasien Schulsozialarbeit an, einige haben schon Stellen eingerichtet. Allerdings wird eine solche Stelle beinahe überall anders bezeichnet, sie wird von verschiedenen Trägern bezahlt und die Ziele und Programme sind zumeist unterschiedlich. „Besonders erstaunliche Ergebnisse haben wir nach unserer ersten Umfrage an Schulen in Peine erhalten“, erklärt Busche-Baumann. Bei 26 Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, die sich gemeldet hatten, habe es 14 verschiedene Tarife gegeben – und eine große Variationsbreite in den Tätigkeiten, Handlungsbereichen und Zielgruppen.
Die Schulsozialarbeit folge noch keinen einheitlichen Zielen und Richtlinien, stellt Busche-Baumann fest. Doch solche sollen – bezogen auf Schulformen und Bildungsregionen – mit der Umfrage entstehen. „Wir müssen versuchen, das Land Niedersachsen von diesem Beruf zu überzeugen. Es ist kein Einzelfall, wenn Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Erzieherinnen und Erzieher in der Schulsozialarbeit tätig sind. Und es ist auch kein Einzelfall, wenn diese nicht nach Tarif bezahlt werden“, erklärt Eberhard Brandt, Vorsitzender der GEW Niedersachsen. „Ich bin gespannt, welche Ergebnisse aus der Erforschung der Arbeitsumgebung entstehen, um mehr über die Bedingungen für die Schulsozialarbeit zu erfahren. Also in welchen Räumen wird gearbeitet, wie und womit sind diese ausgestattet, und was genau haben die Sozialarbeiter zu tun“, um diese Fragen geht es, hebt auch HAWK-Kanzler Dr. Marc Hudy hervor, nachdem er den Vertrag unterzeichnet hat.
Ziel des Vertrages ist, die Arbeits- und Tarifbedingungen im Berufsfeld Schulsozialarbeit in Niedersachsen zu erforschen, zu verbessern und einer öffentlichen Diskussion zugänglich zu machen. Dieses Ziel unterstützt die GEW bis zum 31. August 2012 mit insgesamt 5.000 Euro. Ab dem Sommersemester dieses Jahres wird die GEW gemeinsam mit der HAWK Veranstaltungen und Seminare durchführen, bei denen die Studierenden über ihr Arbeits- und Tarifrecht informiert werden. Dafür stellt die HAWK kostenfrei die nötige Struktur zur Verfügung wie beispielsweise passende Räumlichkeiten. Eine weiterführende Zusammenarbeit wird von beiden Seiten angestrebt. Erste Ergebnisse der Studie sollen im Frühjahr 2013 auf einer Tagung an der HAWK in Hildesheim präsentiert und anschließend publiziert werden.
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Prof. Dr. Maria Busche-Baumann