Leuchtende Farben, kindgerechte Podestlandschaften und zauberhafte Detailideen wie die mobile Wickelkomode mit Mickey-Mouse-Ohren, die Hängesäcke zum Kuscheln oder das schwungvolle Klettergerüst warten jetzt auf ihre Realisierung: „Sie sind mit viel Fantasie und Einfühlungsvermögen an Ihre Aufgabe herangegangen und haben damit einen Schritt in ein bisher ziemlich brach liegendes Gebiet getan, das Ihnen später auch beruflich echte Chancen bieten kann.“ Dieses Lob ihres Professors Günter Weber freute die Studentinnen aus den Studienrichtungen Innenarchitektur und Lighting Design an der Fakultät Gestaltung der HAWK mächtig. Sie hatten die Innengestaltung der HAWK-Modellkrippe geplant.
Präsident Prof. Dr. Martin Thren und Projektleiterin und Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, Ingrid Haasper, übergaben jetzt die Preise dieses Gestaltungswettbewerbs. Auch Haasper bestätigte, dass die Studierenden geradezu Pionierarbeit mit ihren kreativen Entwürfen geleistet hätten: „Wenn man eine Kinderkrippe einrichten will, findet man fast nur konfektionierte Ware. Sie sind schon jetzt während Ihres Studiums Expertinnen auf diesem Sektor.“
19 Studierende hatten sich im Wintersemester 2005/2006 unter der Leitung von Professor Günter Weber an dem Projekt Innengestaltung der HAWK-Modellkrippe in der Tappenstrasse beteiligt. Die besten vier Entwürfe sind jetzt von einem Preisgericht prämiert worden. Es wurden zwei 1. Preise mit je 150 Euro und zwei 2. Preise mit je 100 Euro dotiert vergeben. Das Geld stiftet der „Verein Kinderbetreuung an der HAWK“.
Im Rahmen einer „Mobilen Preisverleihung“, kombiniert mit einem Rundgang durch die jetzt eröffnete HAWK-Modellkrippe, würdigte Weber die Entwürfe:
Ein 1.Preis für Christin Jeschke
Der Entwurf überzeugt durch eine klare Gliederung der Räume und die reduzierte Formensprache. Mit dem Architekturelement der Wandscheibe gelingt es Christin Jeschke, Bereiche innerhalb der Gruppenräume auszuzonen und gleichzeitig den Gesamtzusammenhang bestehen zu lassen.
Es entstehen offene Räume wie der Kochbereich oder ein erhöhter Bereich an der Fassade, von dem die Kinder einen Blick auf das Außengelände der Kinderkrippe erhaschen können. Das Element der Wandscheibe tritt auch in anderen Teilen der Kinderkrippe auf wie zum Beispiel im Waschraum, wo sich die Kinder zum Waschen um ein rotes, frei eingestelltes Wandelement versammeln.
Die vorgeschlagene Farbpalette aus etwas gedämpften Rot-, Grün und Ockertönen verbreitet eine anregende, und gleichzeitig ausgewogene Atmosphäre.
Der Entwurf besticht durch die einfache Formensprache, die ein komplexes Raumgefüge erzeugt. Die Gruppenräume bieten dabei ausreichend Freiräume und Entfaltungsmöglichkeiten für die Kinder.
Die Arbeit von Christin Jeschke ist Grundlage für die umgesetzte Lösung.
Ein 1.Preis für Weishi Mu
Weishi Mu stellt eine sehr inspirierende und vielschichtige Arbeit vor.
Mit gebogenen Wand-, Decken- und Bodenelementen werden die Gruppenräume und der Bewegungsraum räumlich geordnet. Es entstehen offene und geschützte Zonen mit unterschiedlicher Atmosphäre. Die frischen Pastellfarben geben dem Raumgefüge eine unverwechselbare Note.
Bestechend bei der Arbeit von Weishi Mu ist auch die einfühlsame Durcharbeitung von den ersten Ideen bis zu den detaillierten Aussagen zu einzelnen Raumbereichen wie dem Sanitärbereich. Dieser wird zu einem Erlebnisbereich, in dem das Element Wasser förmlich zelebriert wird.
Die Arbeit ist professionell und mit hohem gestalterischen Anspruch präsentiert.
Ein 2. Preis für Mirjam Kruska
Mirjam Kruska legt eine künstliche Topografie in die streng orthogonalen Räume. Beschwingte, organisch geformte Linien bilden Plattformen und Podeste, Bereiche zum Ausschau halten und sich zurückziehen.
Die Arbeit ist sehr einfühlsam und mit viel Liebe zum Detail entwickelt worden. Beispiele sind die in die Landschaft integrierte Küche, das Erlebnisklettergerüst (siehe Foto unten) im Bewegungsraum oder der ausziehbare Tisch, der in ein Podest geschoben werden kann.
Die Gestaltung der Podestlandschaft setzt sich folgerichtig in der Gestaltung der abgehängten Decke fort. Das Motiv der geologischen Schichten wird durch die ausgewählten erdigen Farben unterstützt.
Ein 2. Preis für Wiebke Hagemann
Farbige Bänder werden in den Räumen gleichsam ausgerollt und formen verschieden hohe Bereiche, denen unterschiedliche Funktionen zugeordnet sind. So schwingt ein Band vom Bodenniveau nach oben und formt so ein langes Tischelement. Im Bewegungsraum schaffen ausgehöhlte Wandblöcke Rückzugszonen und Klettermöglichkeiten.
Wiebke Hagemann hat mit ihrem Entwurf eine eigene Welt geschaffen, in der alle Elemente wie Wand, Decke, Boden und Möbel miteinander verschmelzen.
Zum Abschluss der feierlichen Preisverleihung hatten die Studierenden noch eine Überraschung parat. Sie hatten aus allen Entwürfen ein ganzes Buch gestaltet und Thren und Haasper überreicht. „Auch wir bedanken uns, denn wir haben richtig viel gelernt und es hat uns besonderen Spaß gemacht, weil wir ein wichtiges und reales Projekt bearbeiten durften“, sagte Mirjam Kruska im Namen ihrer Kommilitoninnen.