Erscheinungsdatum: 11.03.2016

Studierende der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten realisieren Holz-Workshop für minderjährige Flüchtlinge

Das soll ein Stuhl sein? Zu Anfang waren die jungen Männer im Alter zwischen 13 und 18 Jahren noch etwas skeptisch, berichtet Anna-Lena Schmidt. Schmidt studiert Holzingenieurwesen mit der Vertiefungsrichtung Möbel und Ausbau an der HAWK und ist Teil einer Gruppe von Studierenden, die sich einem ganz besonderem Projekt geewidmet haben: Sie haben Stühle gebaut - gemeinsam mit jugendlichen Flüchtlingen.

Im Rahmen des Sonderprojekts im 5. Semester hatten die Studierenden nach Ansätzen gesucht, einen Beitrag zur Integration von Flüchtlingen zu leisten. „Wir haben viel überlegt, was wir machen könnten. Ursprünglich wollten wir ein multifunktionales Möbel für große Hallen entwickeln“, berichtet Schmidt. Schnell sei aber klar geworden: Solche Möbel werden überhaupt nicht gebraucht. „Wir waren uns aber als Gruppe einig, dass wir gerne etwas hätten, was wir später umsetzen können, was nicht nur auf dem Papier existiert.“

Über den Besuch in verschiedenen Notunterkünften in Hildesheim und Umgebung habe sich dann der Kontakt zum Berufsbildungszentrum (BBS) und zu Benjamin Spitzbart ergeben. Spitzbart selbst studiert Soziale Arbeit an der HAWK und betreut eine Gruppe unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Die Jugendlichen sind ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen und darum in Obhut des Jugendamtes. Betreut werden sie in der Inobhutnahmestelle des kirchlichen Sozialunternehmens Labora gGmbH. Gemeinsam mit den jungen Männern wurde die Idee weiterentwickelt. Was die Jugendlichen in ihrer Unterkunft vermissten, waren platzsparende Arbeitsplätze.

Gemeinsam mit den Flüchtlingen entwarfen und bauten die Studierenden schließlich den Prototypen eines Stuhls, der eine Sitzgelegenheit und eine Arbeitsfläche auf engstem Raum vereint. Ein am Stuhl befestigtes Kopfkissen lässt sich abnehmen und als Schreib- oder Laptopunterlage benutzen. Durch einen ungewöhnlichen Klappmechanismus kann der Stuhl sehr platzsparend verstaut werden. Die Rückenlehne besteht - besonders raffiniert und sparsam - aus alten Autogurten.

Das unkonventionelle Ergebnis sorgte so bei den jungen Flüchtlingen zunächst für Verwunderung und fand großen Anklang. Auch Lehrbeauftragter Nikolaus Reinecke, der das Projekt gemeinsam mit Prof. Andreas Nentwig betreut, ist überrascht von dem Entwurf: „Ich bin erstaunt, dass der Stuhl so unkonventionell aussieht und sich in seinem Mechanismus auch nicht an herkömmlichen Stühlen orientiert, sondern eher an Staffeleien.“

In gemeinsamer Arbeit wurde der Entwurf schließlich in der Modellbauwerkstatt der Fakultät Bauen und Erhalten in die Tat umgesetzt. Jeder sollte am Ende seinen Stuhl mitnehmen können. Das ist aber nicht das einzige Ziel des Projekts, erzählt Anna-Lena Schmidt: „Für die Jungs möchten wir erreichen, dass sie aus dem Alltag herauskommen und dass sie feststellen, ob ihnen das Handwerk liegt. Außerdem möchten wir, dass sie die Hochschule kennenlernen und die Berührungsängste verlieren. Sie sollen einfach mehr mit eingebunden werden.“

Am Projekt beteiligte Studierende des Studiengangs Holzingenieurwesen, Vertiefungsrichtung Möbel und Ausbau:

Maximilian Engelmann
Emma Dumler
Jan Heinemann
Till Jasper Klaar
Philip Köhler
Anna-Lena Schmidt

Studiengang Konservierung und Restaurierung:

Johannes Zlatkov

Prof. Andreas Nentwig
Nikolaus Reinecke, Lehrbeauftragter
Studiengang Holzingenieurwesen
Studiengang Soziale Arbeit

Studierende der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten realisieren Holz-Workshop für minderjährige Flüchtlinge Studierende und Flüchtlinge entwarfen und bauten einen Stuhl, der eine Sitzgelegenheit und eine Studierende und Flüchtlinge entwarfen und bauten einen Stuhl, der eine Sitzgelegenheit und eine