Die HAWK und die Stadt Hildesheim wollen beim Thema „Schulsozialarbeit“ eng zusammenarbeiten und möglicherweise gemeinsam ein Konzept für Hildesheim entwickeln. Das war ein Ergebnis der Podiumsdiskussion „Hildesheimer Gespräche – Schulsozialarbeit im Aufbruch”, die jetzt im Rahmen der Projektwoche „Lebendige Netzwerke“ der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit in der alten Bibliothek im Brühl 20 stattgefunden hat.
Auf dem Posium saßen neben Hedwig Brahmlage-Müller (Leiterin der Grundschule Nord), Dirk Schröder (Sozialdezernent der Stadt Hildesheim), Jörg Hannemann (Mitglied im Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit) auch die Studentin Sylke Bosse-Vahsen und Student Mario Stoof. Die Moderation der lebendigen Diskussion hatte Prof. Dr. Maria Busche-Baumann, Dekanin der Fakultät.
Schulsozialarbeiter arbeiten als Bindeglieder zwischen Schule und Jugendhilfe. Ihre Aufgabe ist die Verknüpfung der Lebenswelten innerhalb und außerhalb der Schule durch sozialpädagogische Hilfen für alle Schülerinnen und Schüler zum Beispiel in Form offener Freizeitangebote, durch spezielle Hilfen für Kinder, Jugendliche und deren Familien in Einzelfällen, durch Förderung der Entfaltungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen im schulischen und außerschulischen Kontext sowie durch Gemeinwesenarbeit für und mit ihnen.
Schulleiterin Bramlage-Müller berichtete, dass an der Grundschule Nord schon vor Jahren ein Schulsozialarbeiter eingestellt worden ist. „Doch erst später wurde mir bewusst, wie wertvoll die Arbeit des Schulsozialarbeiters an meiner Schule ist“, berichtete sie freimütig. Heute möchte sie unter gar keinen Umständen auf diesen Posten verzichten. Im Gegenteil: Sie wünscht sich mehr Möglichkeiten, Schulsozialarbeiter einstellen zu können.
Jörg Hannemann ist denn auch der Ansicht, dass Schulsozialarbeit nach wie vor einer stärkeren Imagepflege bedürfe. „Schulsozialarbeit muss immer wieder neu definiert werden“, forderte er. Die Aufgabe eines Schulsozialarbeiters dürfe nicht mit den Aufgaben des Lehrers verwechselt werden. Vielmehr bedürfe es der intensiven Kooperation auf gleicher Augenhöhe zwischen den beiden Berufsfeldern, damit die Wirkung der Schulsozialarbeit zur vollen Entfaltung gelangen könne.
„Was also kann man gegen dieses Informationsdefizit unternehmen?“ Diese Frage richtete Dekanin Busche-Baumann direkt an Sozialdezernent Dirk Schröder. Er selbst würde sich wünschen, dass das Thema gerade im Kultusministerium noch stärkere Beachtung bekäme, sagte Schröder. So müsse das Umdenken in den unteren Ebenen geschehen. Stadt und Landkreis sähen sich in der Verantwortung, Vorreiter zu sein. Insgesamt beschäftigt Hildesheim elf Schulsozialarbeiter. Wünschenswert wäre aber, an jeder Schule mindestens eine Stelle mit diesem Berufsbild zu besetzen.
Dirk Schröder: „Für mich ist Schul- und Jugendsozialarbeit ein Thema. Vormittags gehen Kinder und Jugendliche in die Schule, nachmittags sind sie in den Jugendzentren und Horten anzutreffen.“ Um hier besser agieren zu können, ist seit Dezember 2008 die Stelle eines Bildungskoordinators besetzt worden, um eine stärkere Vernetzung zwischen den verschiedenen Aufgabenbereichen und -orten zu schaffen.
Besonders die Kommunikationskompetenz von Sozialarbeitern müsse stark ausgeprägt sein, damit Jugend- und Schulsozialarbeit harmonisch ineinander übergreifen können. Der Sozialdezernent lobte an dieser Stelle den Einsatz der HAWK auf diesem Sektor, durch den immer wieder deutlich werde, dass Hochschule und Stadt gemeinsam an einem Strang ziehen müssen. Abschließend forderte er die Studierenden auf, bei der bestehenden Problematik Akzente zu setzen. „Wenn jemand vorhat, in seiner Abschlussarbeit eine Konzeption zur Schulsozialarbeit in Hildesheim zu entwickeln, dann möchte ich Sie bitten, sich unbedingt bei mir zu melden!“
Maria Busche-Baumann nahm das Angebot an. „Das war ein großer Schritt. Wir haben immer Interesse gezeigt, mit der Stadt zu kooperieren – in der Forschung wie auch in der Praxis. Nach diesem öffentlichen Appell wollen wir mehr denn je gemeinsam, Lehrende wie auch unsere Studierende, daran arbeiten, dass Schulsozialarbeit sinnvoll und zeitgemäß zum Einsatz kommen kann.“
Die Podiumsdiskussion war ein Teil der dreitägigen Veranstaltungsreihe „Lebendige Netzwerke“, bei der die Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit mit Präsentationen, Vorträgen, Diskussionen und Ausstellungen eine Vielzahl von Kooperationen vorgestellt hat. „HAWK aktiv in der sozialen Praxis“ war das Motto.
In seiner Eröffnungsrede hatte HAWK-Präsident Prof. Dr. Martin Thren den besonderen Einsatz für diese Präsentation hervorgehoben und auf die intensive Vernetzung zwischen Stadt und Hochschule hingewiesen: „Die HAWK ist eine Hochschule in Hildesheim. Hildesheim profitiert von der HAWK und die HAWK profitiert von Hildesheim. Unsere Lehrenden und Studierenden bereichern die Stadt. Nicht nur, weil sie hier leben, also auch ein bisschen Leben in die Stadt bringen. Sondern auch mit ihren Ideen, mit ihrer Arbeit und mit ihren Projekten. Aber auch die Stadt bereichert die Hochschule in vielerlei Hinsicht –besonders als Kooperationspartner für und in der Lehre. Die Stadt, Institutionen ebenso wie Unternehmen sind aktive Praxispartner einer Vielzahl von Studienprojekten. ‚Lebendige Netzwerke’ beweist denn auch mit jedem einzelnen Angebot von neuem, dass das viel beschworene Wort der Praxisausrichtung an unserer Hochschule keine leere Hülse ist. Die Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit hat sich entschieden, die Verzahnung von Hörsaal und Praxis dieses Jahr in einem größeren Rahmen öffentlich vorzustellen. Für diese Mühe herzlichen Dank an alle Beteiligten. Viele außerhalb, aber auch innerhalb der Hochschule, werden über das Spektrum staunen, das hier vorgestellt wird. Allein schon das Programmfaltblatt mit den kleinen einführenden Texten macht auf jedes einzelne Thema neugierig.“ „Lebendige Netzwerke“ produzierten ein Vielfaches an Ideen und Konzepten als Einzelne das je könnten. Und das sei ein Gewinn für alle, sagte Thren.
Auch Dekanin Busche-Baumann dankte allen Beteiligten, allen voran Organisator Jürgen Ebert und freute sich über die Gespräche mit vielen Vertreterinnen und Vertretern der Kooperationspartner, die in die Räume am Brühl gekommen waren.
Der erste Tag stand unter der Überschrift „internationale und interkulturelle Soziale Arbeit“. Vorgestellt wurden Austauschprojekte und soziale Systeme anderer Nationen.
Am zweiten Tag ging es um Soziale Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dazu gehörte die Arbeit mit straffälligen Jugendlichen oder das Thema „Lustvoll verhüten!? – Herausforderungen einer zeitgemäßen sexuellen Bildung ebenso wie das Thema Schulsozialarbeit. Der dritte Tag stand im Zeichen aktueller Entwicklungen in Studium und Praxis der Sozialen Arbeit.