Die HAWK hat sich auf den Weg gemacht, eine „Familienorientierte Flexibilisierung der Studien- und Prüfungsorganisation“ zu realisieren. Ziel dieses Projektes ist die Herstellung von Chancengleichheit, die Verbesserung der Qualität des Studiums und der Lehre für Schwangere, studierende Eltern und Studierende mit pflegebedürftigen Angehörigen. An der so genannten Kick-off-Veranstaltung im Senatssaal der HAWK nahmen Dekane, Studiendekane beziehungsweise Vertreter und Vertreterinnen aus jeder Fakultät sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den Zentralen Einrichtungen und Studierende teil. Moderiert wurde die Veranstaltung von Markus Langer. Schwerpunktthema des Tages war die Initiierung des Teilzeitstudiums für alle Fakultäten als Flexibilisierungsmaßnahme.
Prof. Dr. Georg Klaus, HAWK-Vizepräsident für Forschung und Lehre, und Ingrid Haasper, Gleichstellungsbeauftragte, präsentierten anschaulich in einen Überblick das Konzept und die Schwerpunkte des Projektes. Einer der ersten Meilensteine des Projektes wird sein, das Teilzeitstudium in der Allgemeinen Prüfungsordnung fakultätsübergreifend zu implementieren. Dies hat den Vorteil, dass die Möglichkeit des Teilzeitstudiums nicht auf einzelne Studiengänge beschränkt bleibt. Im Hinblick auf die größtmögliche Flexibilisierung soll ein Wechsel zwischen Teilzeit- und Vollzeitstudium möglich werden, den jeweiligen Lebensumständen angepasst.
Ulrike Stukenborg-Scholz führte anschließend in die Thematik Teilzeitstudium im Kontext der Flexibilisierung ein und berichtete über den Status Quo an der HAWK. Derzeit sei ein Teilzeitstudium nur im besonderen Teil der Prüfungsordnung der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit verankert. Die Fakultät sei bestrebt, mit Hilfe der Teilzeitbeauftragten ihrer Fakultät, Marion Schindler, einen Vorlesungsplan für die Studierenden zusammenzustellen, die in Teilzeit studieren möchten.
Die beiden externen Referentinnen: Angelika I. Müller von der Universität Oldenburg und Dr. Kathrin van Riesen von der Leuphana Universität Lüneburg berichteten, wie das Teilzeitstudium in der Praxis an der jeweiligen Hochschule umgesetzt werde und welche Hürden es gegebenenfalls zu überwinden gilt. Das Angebot des Teilzeitstudiums werde genutzt, nicht nur zur Vereinbarkeit des Studiums mit Familienaufgaben, sondern auch zur Verbindung des Studiums mit Erwerbstätigkeit oder beruflicher Praxis sowie ebenfalls zur Vereinbarkeit des Studiums mit einem gesellschaftlichen oder sozialen Engagement. Die Nachfrage sei an beiden Hochschulen eher gering, berichteten die Expertinnen.
Als Gründe hierfür sei zu vermuten, dass das Angebot noch recht neu und das Teilzeitstudium noch nicht Bafög-kompatibel sei. Deshalb sei die Akzeptanz des Teilzeitstudiums aus wirtschaftlicher Sicht noch kaum gegeben. Derzeit gebe es an beiden Hochschulen noch keine kapazitären Restriktionen, jedoch solle dies in der Zukunft nicht außer Acht gelassen werden. Marion Schindler, Teilzeitbeauftragte der Fakultät S in Hildesheim, merkte dazu an, die Erfahrung habe gezeigt, dass mit dem Angebot auch die Nachfrage steige. Bis zur Einführung des Bachelor-Studiengangs Soziale Arbeit sei in der Fakultät S ein berufsbegleitendes Studium (Studiengang Soziale Arbeit) angeboten worden, das sich großer Nachfrage erfreut habe. Eine rege Diskussionsrunde schloss sich an. Hierbei wurde deutlich, dass neben dem Angebot eines Teilzeitstudiums auch der soziale und politische Rahmen (z.B. Bafög, Kindergeld, Wohngeld) geklärt werden müsse.
Am Nachmittag, dem zweiten Teil der Veranstaltung, stand das Thema E-Learning zur unterstützenden Umsetzung des Teilzeitstudiums im Mittelpunkt. Bereits im einleitenden Vortrag zur Thematik E-Learning zeigte Ulrike Stukenborg-Scholz auf, dass in vielen Fakultäten der HAWK E-Learning schon heute angewandt werde. Als E-Learning-Form im Kontext der Flexibilisierung habe sich das so genannte Blended-Learning-Konzept (integratives Lernkonzept) als optimal erwiesen. Prof. Dr. Roland Bader und Thomas Kittel, Fakultät S in Holzminden, präsentierten sehr lebendig, wie Blended-Learning nach dem „Holzmindener Modell“ umgesetzt und von den Studierenden angenommen werde. Im letzten Vortrag des Tages zeigte Cornelia Roser, Institut für Interdisziplinäre Wissenschaften (IIW), Lösungsmöglichkeiten zur interdisziplinären Umsetzung der Flexibilisierung seitens des IIW auf. In der sich anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Bereitschaft der Lehrenden hoch ist, aber eine Unterstützung mittels Coaching gewährleistet sein sollte.