Sie ist der krönende Höhepunkt des „Hildesheimer Tages der Restaurierung“: die Verleihung des renommierten Lions Club-Preises. Erstmals kommt ein weiterer hinzu – der Förderverein des Hornemann Instituts der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst vergibt den „Hornemann Preis für Open Access“. Beide Auszeichnungen werden für herausragende Leistungen im Bereich der Erhaltung von Kulturgut verliehen. Absolut passend: Schließlich stellen auch die Absolventinnen und Absolventen der HAWK-Fakultät Erhaltung von Kulturgut hier vor rund 200 Gästen ihre Abschlussarbeiten vor.
Die Preisverleihung bei HAWK Radio
Seit 2006 verleiht der Lions Club Hildesheim seine Auszeichnungen. In der Regel werden zwei Preise vergeben. Einer für eine außergewöhnliche wissenschaftliche Leistung oder ein herausragendes innovatives Konzept bei der Restaurierung eines Objekts oder einer Objektgruppe sowie ein weiterer für ein besonders uneigennütziges oder soziales Engagement bei der Restaurierung eines Objekts oder einer Objektgruppe. Für letzteren hatte sich dieses Jahr keine passende Bewerbung gefunden. Dafür sollte die Auswahl für die Auszeichnung einer besonderen wissenschaftlichen Leistung umso schwieriger sein – vier Master-Arbeiten standen zur Auswahl.
Am Ende setzte sich Stephanie Keinert durch, sie ist frisch gebackene Restauratorin mit Master-Abschluss, hat zweifelsohne mit ihrer Master-Thesis einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur Technologie der Behandlungskonzepte mittelalterlicher Triumphkreuze geleistet. Und zwar am praktischen Beispiel der Restaurierungsgeschichte des Triumphkreuzes aus dem rheinländischen Güsten. Zuerst wird in dieser Arbeit der kunsthistorische Kontext zusammengefasst. Im Anschluss werden Erhaltungszustand und Schäden dokumentiert. Basierend auf den vorangegangenen Untersuchungen zu Material und Technik sowie dem Erhaltungszustand hat Keinert ein Behandlungskonzept vorgestellt sowie einen Ausblick auf weitere konkrete Forschungen.
„Es ist die fachliche Akribie, die in jedem Detail dieser Arbeit steckt. Die professionelle Präsentation vor der Jury hat dann wirklich keine Zweifel offen gelassen“, erklärt Lions-Club-Präsident Ernst-Martin Grote, nachdem er Keinert die Urkunde und einen Scheck über 500 Euro übergeben hat.
Zum ersten Mal wird dann der „Hornemann Preis für Open Access“ vom Förderverein des Hornemann Instituts der HAWK verliehen. Institutsleiterin Dr. Angela Weyer erklärt, wofür: „Was helfen tolle Arbeiten, wenn sie neben dem Autor nur den Gutachtern und vielleicht ein paar Freunden bekannt sind? Deshalb möchten wir diejenigen finanziell begünstigen, die eine sehr stark nachgefragte und zugleich wissenschaftlich hochwertige Hochschularbeit über unsere Website kostenfrei zur Verfügung stellen.“ So gehörte zu den Kriterien, wer die meisten Zugriffe und die daraus entstandenen Diskurse zu verzeichnen hatte. Nach dieser Ausscheidung entschied ein Fachgremium.
Gewinner ist am Ende Olaf Pung. Die Jury urteilt: „Die vorgelegte Arbeit zur Prüfung reaktiver Methacrylatklebstoffe zur Restaurierung musealer Steinobjekte überzeugt durch den klar dargestellten Hintergrund der Prüfmethoden und durch ausgefeilte Probenherstellung. Die Experimente sind sehr gut beschrieben und nachvollziehbar.“ Leider konnte Pung aus gesundheitlichen Gründen den mit 400 Euro dotierten Preis nicht persönlich annehmen.
HAWK-Kanzler Dr. Marc Hudy betonte, die Preise seien in dreierlei Hinblick wichtig: „Sie stehen beide für eine funktionierende Vernetzung zwischen der HAWK und der Region. Und dafür, dass die Region das bürgerschaftliche Engagement innerhalb der Hochschule wahrnimmt. Und nicht zuletzt ist es ein Signal an die Preisträgerinnen und -träger, wenn sie von den Leistungsträgern der Gesellschaft eine Auszeichnung erhalten.“ Das kann Siegerin Stephanie Keinert nur bestätigen: „Es ist eine tolle Sache, dass man für etwas, worfür man Monate all seine Zeit und Arbeit investiert hat, auch mal auf ganz andere Weise belohnt wird.“