Anne-Katrin Kerkhoff, Carsten Lenz und Jörn Oheim sind sich aus eigener Erfahrung einig, dass neben einer soliden Ausbildung noch viele andere Fähigkeiten dazu gehören, um den Berufsalltag auf der Baustelle meistern zu können. Diese drei Bauingenieure haben einige Jahre Berufspraxis bei der Hochtief Construction AG und dem Mittelständler Wilhelm Wallbrecht in Hannover hinter sich und standen etwa 120 Studierenden und angehenden Ingenieuren sowie Gästen beim ersten „Berufspraxisabend Bau“ der HAWK-Fakultät Bauwesen in Hildesheim ausführlich Rede und Antwort.
Prof. Dipl.-Kfm. Michael Sommer, Honorarprofessor und Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen hatte sie deshalb zum ersten Berufspraxisabend Bau in die Aula der HAWK eingeladen. Nachdem Studierende, die gegenwärtig ein Seminar bei Prof. Dr. Axel Stödter – zugleich Moderator der Veranstaltung – zur Rhetorik und Präsentation belegen, in Kurzstatements den Studienalltag schilderten, gaben die drei Referenten Einblicke in ihre interessante und abwechslungsreiche, aber auch verantwortungsvolle und manchmal aufreibende Arbeit.
In der Podiumsdiskussion, an der auch Prof. Sommer mit präzisen Informationen und leidenschaftlichen Appellen an die Anwesenden teilnahm, wurden viele Fragen der Studierenden intensiv erörtert. Es ging um die Arbeit in den Bauunternehmungen, Einstellungspolitik und Bewerbungsstrategien, wie die neuen Bachelor-Abschlüsse von der Industrie angenommen würden, um Sprachkenntnisse und die so genannten „Softskills“. Darunter sind unter anderem Gesprächsbereitschaft und Verhandlungsgeschick, aber auch Charaktereigenschaften zu verstehen, wie dem Respekt gegenüber allen auf der Baustelle.
Der Dekan der Fakultät Bauwesen, Prof. Dr. Alfred Breukelman, zeigte schon bei der Begrüßung auf, dass der Praxisbezug in der Ausbildung eine große Rolle spiele. Auch wenn sich die Ausbildung von Bachelor-Studierenden gegenüber den Absolventen, die noch Diplom-Abschlüsse erwerben konnten, verkürzt habe, gäbe es über Projektarbeit, Praxisarbeit in Baufirmen und Studienvertiefungen viele Möglichkeiten, dass sich Studierende an der HAWK individuell und qualifiziert ausbilden ließen. Vertiefungen in den Bereichen Konstruktion, Baumanagement wie auch Wasser und Verkehr böten eine breite Auswahl.
In seinen Schlussworten machte Prof. Sommer deutlich, dass in der deutschen Bauindustrie in den nächsten Jahren schon bei einem Status Quo ohne weiteren wirtschaftlichen Aufschwung aufgrund mehrerer Effekte ein bis zwei Tausend Berufsanfänger pro Jahr mehr gesucht würden, als derzeit die Ausbildung abschlössen. Sollte der beginnende Aufschwung anhalten, würde sich der Bedarf an Bauingenieurnachwuchs noch weiter ausweiten. Es würden allerdings nur die eingestellt werden können, die schon im Studium gute Leistungen erbrächten.