Bachelorabschlüsse im neuen Studiengang Medizintechnik

Erscheinungsdatum: 09.06.2021

Im Studiengang Medizintechnik am Gesundheitscampus Göttingen, einem Kooperationsprojekt der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, haben die ersten Studierenden erfolgreich ihr Bachelorstudium abgeschlossen. Corinna Kellner und Lieljan El Attar haben mit den Bachelor of Engineering (BEng) als erste Absolventinnen ihre Bachelorurkunden für diesen Studiengang erhalten.

Der sechssemestrige Studiengang Medizintechnik ist ein innovatives Kooperationsprojekt des Gesundheitscampus Göttingen. Im Wintersemester 2017/2018 wurde das Fach erstmals – noch unter dem Namen Mediziningenieurwesen – mit Abschluss Bachelor of Engineering und 30 Studienplätzen angeboten. Die Absolvent*innen können neue Technologien von der Konzeption bis zur Markteinführung begleiten und im Hinblick auf ihre Marktchancen und ihre medizinischen und ökonomischen Erfolgsaussichten bewerten.

 

„Die Abschlussarbeiten von den Studentinnen Corinna Kellner und Lieljan El Attar haben unsere Forschung im Rahmen der BMBF Partnerschaft „Plasma for Life – Impulse für ein gesundes Leben“ deutlich nach vorne gebracht“, sagt Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl, HAWK-Vizepräsident für Forschung und Transfer sowie Leiter des Forschungsschwerpunktes Laser- und Plasmatechnologie.

„Dies zeigt, dass die Etablierung des Studiengangs nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Forschung bereichert. Der Transfer unserer Forschung in regionale Unternehmen wird so beflügelt“, so Viöl weiter. Auch Prof. Dr. Arndt Schilling, Leiter Forschung und Entwicklung an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der UMG, und Betreuer von Abschlussarbeiten in der UMG, misst der Zusammenarbeit einen hohen Stellenwert zu: „Durch die Kooperation können wir gemeinsam Expert*innen für die Schnittstelle zwischen Medizin und Technik ausbilden, die für die High-Tech-Medizin von morgen benötigt werden.“

Herausragendes Merkmal des Studienganges Medizintechnik am Gesundheitscampus Göttingen ist die enge Verzahnung von technisch geprägten Disziplinen der HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit in Göttingen und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). „Aus Sicht der Patient*innenversorgung ist es für die UMG als Anwenderin medizin-technischer Produkte wichtig, deren Entwicklung und den hieraus resultierenden Innovationsimpuls für das Gesundheitssystem zu unterstützen. Die ersten Bachelorabschlüsse sind ein wichtiger Meilenstein für die Etablierung medizin-technischer Kompetenz in Göttingen“, so Dr. Gertrude Bunt, Leiterin des Forschungsbereichs für technologische Innovation von mikroskopischen Technologien und ihrer Anwendung am Institut für Neuropathologie der UMG und Dozierende am Gesundheitscampus Göttingen. Darüber hinaus werden auch die Rahmenbedingungen, die bei der Erforschung, Entwicklung und den Zulassungsverfahren von Medizinprodukten notwendig sind, in einem der Studienbereiche behandelt. Themen sind zudem medizintechnische Gesamtlösungen und Dienstleistungen.

Prof. Dr. rer. nat. Christoph Rußmann, Dekan Gesundheit der HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit in Göttingen, sagt: „Medizintechnik ist durch die Covid-19-Pandemie noch stärker als bisher in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Neben dem Bedarf an Impfstoffen und Medikamenten ist die schnelle Verfügbarkeit von Medizintechnik - wie Mundschutz, Schnelltests oder Beatmungsgeräte, um nur einige zu nennen -  von zentraler Bedeutung.“ Wichtig sei, so Rußmann weiter, dass Expert*innen auf diesem Gebiet entsprechende Produkte entwickeln und unter Einhaltung der komplexen Zulassungsbedingungen in den Markt bringen können – und das seien die Medizintechniker*innen.

Lieljan El Attar, eine der ersten Absolvent*innen, hatte ihr Studium 2017 am Gesundheitscampus Göttingen angefangen und im Wintersemester 2020/21 erfolgreich abgeschlossen, trotz der Pandemie. „Das Studium hat mir sehr gut gefallen. Da es ja der erste Durchgang war, wusste man noch nicht, was auf einen zukommt“, erinnert sich El Attar an die ersten Wochen, die zum Studium von Warburg in NRW nach Göttingen gezogen war. Sie habe im Studienverlauf sehr interessante Fächer kennengelernt. Am spannendsten für sie seien die medizinischen Module in der UMG gewesen, wo teils aktiv im OP-Saal unterrichtet wurde.

„Man konnte vor allem interprofessionell mit anderen Fächern zusammenarbeiten, wie ich es später für meine Bachelorarbeit auch im Fraunhofer Institut im Plasmabereich erlebt habe“, so El Attar.
In ihrer Abschlussarbeit ging es thematisch um Hautoberflächenenergien, betreut von Prof. Viöl.
Die Zeit im Fraunhofer Institut habe sie trotz Corona als eine sehr gute Erfahrung in Erinnerung, sagt sie jetzt: „Ich hatte dort nette Kollegen, die immer hilfsbereit waren und soweit alles für mich möglich machten, in dieser schweren Zeit.“

El Attar ist nun im zweiten Mastersemester Medizintechnik, einem im WS 2020/21 gestarteten Studiengang, ebenfalls am Gesundheitscampus Göttingen. Das erste Semester hatte sie bereits parallel zu ihrem letzten Bachelorsemester begonnen: „Es ist ein gutes Gefühl, wenn das so fließend weitergehen kann und keine großen Unterbrechungen anstehen“, sagt sie.

Auf einen Studienschwerpunkt, in dem sie vielleicht auch später beruflich Fuß fassen würde, möchte sie sich momentan noch nicht festzulegen: „Ich finde persönlich Kardiologie und Implantate sehr interessant -  aber auch das Thema Plasma aufgrund meiner Bachelorarbeit. Mal sehen wo die Reise hingeht“, so El Attar.