Erscheinungsdatum: 23.10.2012

Schwedische Sozialarbeiter arbeiten nach dem Prinzip \"Fordern und Fördern\"

Schwedische Sozialarbeiter arbeiten nach dem Prinzip "Fordern und Fördern"

Der Kontakt zu den Sozialarbeiterinnen aus Växjö entstand durch Feldstudien der Master-Studierenden der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit. Sie haben mit ihrem Professor Uwe Schwarze im Zuge eines sozialpolitischen Projektes die Arbeit in der schwedischen Stadt Växjö kennengelernt. Die dortigen Sozialarbeiterinnen bieten im Rahmen eines städtischen Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsprojekts Begleitung und Beratung von Langzeitarbeitslosen sowie Werkstattbereiche, Sprachkurse, und Qualifikationsmaßnahmen an.

So verschieden wie die Ursachen der Langzeitarbeitslosigkeit, so unterschiedlich sind auch die Anforderungen an die Sozialarbeiterinnen. Es sind vor allem psychologische Fähigkeiten gefragt, denn die Langzeitarbeitslosen haben oft psychische oder körperliche Probleme. Diese Personengruppe, gemäß der schwedischen Devise "Fordern und Fördern" möglichst schnell wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist oberstes Ziel.


"Fordern und Fördern" sind auch in Deutschland Schlagworte bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die schwedische Arbeitsmarktpolitik gestaltet sich allerdings wesentlich aktiver und ist individueller auf die Bedürfnisse Einzelner ausgerichtet. Das hat seinen Grund. Anders als in Deutschland werden Arbeitslosengeld und Fortbildungsmaßnahmen direkt aus Steuermitteln finanziert und belasten somit auch direkt die Staatsfinanzen. Langzeitarbeitslosigkeit ist deswegen in Schweden ein wesentlich geringeres Problem als in Deutschland. Hierzu tragen maßgeschneiderte Programme, wie das Regierungsprogramm "New Start" bei. Über ein Jahr wird Langzeitarbeitslosen die Möglichkeit gewährt, sich in gemeindeeigenen Werkstätten oder im freien Arbeitsmarkt wieder an ein regelmäßiges Arbeitsleben zu gewöhnen. Für die Arbeitnehmerinnen birgt das Programm den Vorteil, dass sie für "New-Start"-Teilnehmerinnen deutlich weniger Lohnkosten bezahlen müssen.


Sofie Karlsson erklärt: „Die größte Herausforderung für kleine Gemeinden wie Växjö stellt die Integration von Flüchtlingen aus Somalia in den hiesigen Arbeitsmarkt dar. Einem begrenztem Wohn- und Arbeitsplatzangebot stehen Menschen gegenüber, die durch den Bürgerkrieg traumatisiert sind und oftmals über keinerlei Schulbildung verfügen. Schwierigkeiten, die Flüchtlinge angemessen zu integrieren, bleiben so unausweichlich. Trotz aller Herausforderungen, wir lieben unsere Arbeit.“

Tomas Andersson fasst es so zusammen: „Es ist zwar eine anstrengende Arbeit. Aber wenn man sieht, wie es in kleinen Schritten vorwärts geht und die Teilnehmer Erfolg haben, ist das sehr befriedigend.“

Als praktischen Anteil ihres Aufenthaltes besuchten die Schweden die Werkstätten der Lebenshilfe am Römerring (Bericht).

Das Fazit der Studienreise: Der fruchtbare Austausch zur HAWK sollte unbedingt fortgeführt werden. Die Verbindung zwischen Theorie und Praxis stellt sowohl für die Studierenden der Sozialen Arbeit, als auch für die Sozialarbeiter eine wünschenswerte Erweiterung des Erfahrungshorizontes dar.

Text: Sandra Zinngrebe
Bericht: Petra Wächter

Fotos: Sandra Zingrebe, Petra Wächter

Ankunft der schwedischen SozialarbeiterInnen im Brühl Ankunft der schwedischen SozialarbeiterInnen im Brühl