Erscheinungsdatum: 10.11.2008

Auf den Spuren barocker Möbelkunst: Kooperationsvertrag mit der HAWK unterzeichnet

Auf den Spuren barocker Möbelkunst: Kooperationsvertrag mit der HAWK unterzeichnet

Es geht darum, die Geschichte finessenreichster Luxusmöbel aus der Zeit des aufgeklärten Absolutismus zu bewahren und auf moderne Weise fortzuschreiben. Wie das am wirkungsvollsten gelingen könne, fragten sich die maßgeblichen Damen und Herren der Abraham und David Roentgen Stiftung. Die Antwort ist jetzt in einen exklusiven Kooperationsvertrag mit der HAWK gegossen: Studierende aller Fakultäten, die sich mit Leben und Wirken der berühmten Möbelbauer aus dem rheinland-pfälzischen Neuwied auseinandersetzen, können künftig mit einem Preis belohnt werden.

Aber der Reihe nach: Viele, die den Namen Roentgen nur hören, denken zunächst an den Physiker und Nobelpreisträger Wilhelm Conrad Röntgen. Aber um den geht es nicht, der lebte später (1845 bis 1923), entdeckte die Röntgenstrahlung und schreibt sich im Übrigen mit „ö“. Stattdessen geht es um Vater und Sohn mit „oe“ im Namen Roentgen, die im 18. Jahrhundert lebten und barockes Mobiliar für die Herrscherhäuser Europas herstellten, das noch heute Museen, Sammlern, Designern und Holzspezialisten das Herz höher schlagen lässt.

Ein zweisemestriges Studienprojekt von Prof. Werner Sauer, Dekan der HAWK-Fakultät Gestaltung, hat im Jahr 2006 die Brücke zwischen der HAWK und der Abraham und David Roentgen Stiftung geschlagen. Das Projekt hieß „Wandelbar“ und es ging um Konzeption, Entwurf und modellhafte Realisierung von „wandelbaren“ Möbeln für unterschiedliche Nutzungen. In die Erläuterung des Kurses hatte Sauer geschrieben: „Ein interessanter Ansatz ist die Beschäftigung mit den Möbelentwürfen von Abraham (1711 bis 1793) und David Roentgen (1743 bis 1807). Wie lassen sich deren Ideen gestalterisch, technisch, handwerklich oder unternehmerisch in die heutige Zeit übertragen?“ Sauer stellte seinen Studierenden eine Präsentation in Neuwied vor der Stiftung in Aussicht.

Zu dieser Vorstellung der Hildesheimer Entwürfe kam es dann schließlich auch, der Dekan reiste mit seinen Studierenden nach Rheinland-Pfalz. Die Stiftungsvertreterinnen und -vertreter waren begeistert und ein Kooperationsvertrag mit der HAWK wurde ins Auge gefasst. Denn wer ist besser geeignet, das Andenken an die Roentgen-Geschichte zu bewahren, als eine Hochschule, die sowohl Design und Möbelbau als auch Metallgestaltung und Restaurierung, Architektur und Holzingenieurwesen ebenso wie Sozialwesen unter ihrem Dach vereint. Werner Sauer bat Prof. Josef Strasser, die Einzelheiten der Kooperation mit Helga Moitz, der Vorsitzenden des Förderkreises der Abraham und David Roentgen Stiftung, zu klären. Das Ergebnis ist der jetzt unterzeichnete Kooperationsvertrag. Darin sind die Wettbewerbsbedingungen für den jährlich zu vergebenden Förderpreis festgeschrieben:

Es geht um „die zeitgemäße, moderne Interpretation ‚Roentgenschens Denkens – Gestaltens – und Handelns und deren Ausstrahlung auf das beginnende Industriedesign bis in die Neuzeit’.“ Gemeint sei, heißt es in der Vereinbarung, ein Hinterfragen und Analysieren der gesamten Persönlichkeit eines Abraham und David Roentgen und ein Reflektieren davon in unserer Zeit. Also ihre ethische, politische und soziale Haltung genauso, wie ihre schöpferische, technische, wirtschaftliche oder kaufmännische Potenz. Hat davon etwas, und wenn ja, was, heute noch Gültigkeit?

Der Roentgen-Förderpreis soll Studierende der gesamten HAWK anregen und motivieren, sich mit diesem Thema zu befassen und entsprechend der Studienrichtung ein Segment aus diesem Themenkreis in gestalterischer oder wissenschaftlicher Weise darzustellen. Es handelt sich nicht um einen weiteren klassischen Designpreis, sondern bewertet werden kann auch eine praktische oder geisteswissenschaftliche Untersuchung des Historischen und dessen Bedeutung aus der heutigen Perspektive. Der Förderkreis als Stifter des Roentgen-Förderpreises will die Bedeutung von Design, von Produktinnovation und Wirtschaftsstrategien unterstreichen, ihren betriebswirtschaftlichen Input fördern und vor dem Hintergrund der Möbelkünstler Roentgen dokumentieren.

Erwartet werden Semesterarbeiten, Fachprüfungsarbeiten, Diplom-Arbeiten oder Bachelor- und Master-Thesen. Es können Einzel- oder Teamarbeiten sein. Eine geplante Arbeit für den Abraham und David Roentgen-Förderpreis wird von den Lehrenden an den Dekan/die Dekanin weitergegeben. Die Dekanerunde beschließt, welche Arbeit/en der Roentgen-Stiftung vorgeschlagen werden, beziehungsweise, welches Semesterprojekt sich um den Förderpreis bewerben wird. Meldeschluss ist jeweils der 31. Oktober. Die Abgabe der Wettbewerbsarbeit ist nur zum Ende eines Sommersemesters möglich (Annahmeschluss ist der letzte Freitag im August bis 12.00 Uhr).

Der Förderpreis ist mit 1500 Euro dotiert. Die Summe kann einzeln oder maximal in drei Teile geteilt vergeben werden (800 Euro, 500Euro 200Euro). Die Jury besteht aus Mitgliedern des Förderkreises und aus Lehrpersonal der am Wettbewerb beteiligten Fakultät.

Weitere Informationen:

Die Wettbewerbsbedingungen im Detail finden Sie hier.

Informationen über Abraham und David Roentgen gibt es unter: www.roentgen-stiftung.de

HAWK-Studierende entwickeln unter der Leitung von Prof. Werner Sauer wandelbare moderne Möbel n HAWK-Studierende entwickeln unter der Leitung von Prof. Werner Sauer wandelbare moderne Möbel n