Die Göttinger HAWK-Fakultät Naturwissenschaften und Technik hat Prof. Dr. habil Reiner Nollau im Rahmen einer Feierstunde im Hochschulgebäude an der Von-Ossietzky-Straße 99 in den Ruhestand verabschiedet. Nollau lehrte seit 1994 Regelungstechnik und Prozessautomatik und gehört zu den Pionieren der Fakultät, die die Entwicklung vom kleinen Fachbereich Physik-, Mess- und Feinwerktechnik zur heutigen Fakultät Naturwissenschaften und Technik mit rund 600 Studierenden maßgeblich vorangetrieben hat. Nollau ist der Architekt aller Studien- und Prüfungsordnungen.
In seinem eigenen Festvortrag sprach Nollau über die „Anlalytische Modellbildung“ in der Regelungstechnik und stellte die so genannte Blockbildmethode vor. Nollau gilt bundesweit als Kapazität auf seinem Gebiet. Mit seinen eigenen Forschungen und den von ihm betreuten Diplomarbeitsthemen habe er „für die Industrie an vorderster Front neueste Produktentwicklungen vorangetrieben“, sagte Prof. Dr. Gerd Litfin, der Vorsitzende des Fördervereins der Fakultät und Aufsichtsratsvorsitzende der Göttinger Linos AG. Nollau habe einen erheblichen Beitrag bei der Zusammenarbeit zwischen der HAWK und der Industrie geleistet.
Die Fakultät Naturwissenschaften und Technik ist 1992 auf Initiative der regionalen Industrie, unter anderem Litfins, als innovative Ingenieurschmiede mit bedarfsgerechter Ausbildung auch im Praxisverbund mit Göttinger Unternehmen gegründet worden. Nollau gehörte zu den ersten Professoren. HAWK-Präsident Prof. Dr. Martin Thren würdigte seine wissenschaftlichen Leistungen wie sein außergewöhnliches Engagement für die Entwicklung der Fakultät und für seine Studierenden.
Prof. Dr. Klaus Bobey, auch ein Mann der ersten Stunde, hielt die launige Laudatio und schilderte, dass Nollau sein Wissen um die Regelungstechnik auch im organisatorischen Dickicht beim Aufbau der Studien- und Stundenplanstrukturen höchst erfolgreich und zielstrebig eingesetzt habe. Prof. Nollau „hat stets den Blick für das Wesentliche und packt es auch an“, beschrieb Bobey die Arbeit seines Kollegen. Als Lehrer habe Nollau „das Bedürfnis Lernen mit einem besonders fruchtbaren Boden versorgt.“ Die Studierenden schilderten seine Vorlesungen als besonders mitreißend und ihn als begehrten Hochschullehrer, der immer mit ganzem Herzen dabei sei, sagte Bobey.
Dies bestätigte auch Absolvent Karlo Kovacevic, der sich die faire und immer motivierende Haltung seines Professors als Leitbild für sein eigenes Berufsleben gesetzt hat. Als Überraschungsgast war eigens aus Dresden auch Nollaus langjähriger Förderer und Freund, Prof. Dr.-Ing. Dieter Will, angereist
Das wird sich vermutlich auch nicht so schnell ändern. Während andere Pensionäre über Segeltörns, kulturelle Genüsse oder einfach nur frei verfügbare Zeit nachdächten, kündigte der Dekan der Fakultät, Prof. Dr. Manfred Bußmann ganz andere Ideen von Reiner Nollau an: „Sein Ziel ist die Modellierung und Regelung technischer Systeme und Regelungstechnik für Fortgeschrittene.“ Nollau wird der Fakultät nämlich als Lehrbeauftragter erhalten bleiben.
Reiner Nollau ist 1941 in Chemnitz geboren und hat an der TH Chemnitz Regelungstechnik studiert. Seine Promotion zum Thema „Schaltvorgänge in Hydraulikkreisläufen“ hat er 1971 mit dem Prädikat „magna cum laude“ abgeschlossen. Von 1972 bis 1979 arbeitete er als Entwicklungsingenieur im Werkzeugmaschinenkombinat Chemnitz. Anschließend lehrte er als Dozent für Steuerungs- und Regelungstechnik an der Hochschule Mittweida.Seit 1993 lehrt er am eben gegründeten damaligen Göttinger Fachbereich Physik-, Mess- und Feinwerktechnik der heutigen HAWK . Nollau hat vier Bücher und eine Vielzahl von Fachartikeln veröffentlicht. Außerdem war vielfach als Fachgutachter tätig.