Personalmanagement-Kongress stand dieses Jahr im Zeichen von KI und Big Data
„Immobilienwirtschaft und Bau ergänzen sich gut“, so Prof. Ertle-Straub. „Mit diesem Konzept möchten wir in einer Zeit, die gerne das Trennende betont, die Gemeinsamkeiten hervorheben. Sie, liebe Studierende, können davon nur profitieren.“
Keynote und Podiumsdiskussion zum Thema Big Data und Künstliche Intelligenz
Wie in den vergangenen Jahren begann der Kongress thematisch, mit einer Keynote zu einem Thema, das die Branche aktuell bewegt. Die Keynote hielt Prof. Dr. Jan Christian Schlüter, Professor für Data Science an der HAWK in Holzminden. Als Experte für Daten sprach er zum Thema „Data Fusion für die Entwicklung von KI in der Bau- und Immobilienwirtschaft“. Die Sammlung, Zusammenführung und zielgerichtete Auswertung von Daten berge enorme Potenziale. Deutlich machte er das anhand mehrerer Anwendungsbeispiele: in der Objektbewertung, bei der Wartungsplanung und im Smart Building Management. In letzterem Fall könne die Kombination von Sensordaten aus Gebäuden (z. B. von Wärme) mit externen Wetter- und Nutzungsdaten dazu führen, dass das Facility Management den Energieverbrauch optimieren und das Gebäudemanagement effizienter gestalten könne. „Konkret resultieren daraus zum einen geringere Instandhaltungskosten und zum anderen Energiesparpotenziale“, so Schlüter. Mit dem Einsatz dieser neuen Technologien ergäben sich daraus Veränderungen für Gutachter und Facility Manager. „Diese Berufe werden sich wandeln“, prognostizierte Schlüter in Richtung der Studierenden. „Es wird darauf ankommen, mit den neuen Technologien umgehen und sie anwenden zu können.“
In der anschließenden Podiumsdiskussion setzten sich neben Prof. Schlüter auch Max Witte (Analyst & Consultant RIWIS & Applications bei der bulwiengesa AG), Norman Meyer (Mitglied des Verwaltungsrates bei smino) sowie Prof. Dr. Sebastian Höhmann, Professor für Geotechnik und Infrastrukturbau an der HAWK in Holzminden, weiter mit dem Thema auseinander. Die Moderation übernahmen Prof. Ertle-Straub und Dirk Labusch (Chefredakteur Immobilienwirtschaft). Nach kontroverser Diskussion waren sich alle darin einig, dass die neuen Technologien noch am Anfang stünden, aber ein enormes Potenzial zur Optimierung von Prozessen und Effizienzsteigerung böten. Jede*r sei gefordert, den laufenden Transformationsprozess aktiv zu gestalten und die damit verbundenen Chancen zu nutzen, statt sich zu verschließen aus Angst vor negativen Konsequenzen für bestehende Geschäftsmodelle und Arbeitsplätze.
10 Jahre Kemper-Stiftung für Immobilienlehre und -forschung
Anschließend folgte ein besonderer Moment: Die Ehrung von Gerhard K. Kemper, Gründer der Kemper-Stiftung für Immobilienlehre und -forschung, für zehn Jahre Engagement. Die Stiftung, finanziert aus privaten Mitteln des Gründers, fördert seit einer Dekade immobilienwirtschaftlichen Lehre und Forschung an der HAWK. Dazu gehören Auslandssemester und -praktika, Promotionsvorhaben, Teilnahme an Tagungen und Forschungsprojekte sowie Deutschlandstipendien. Die Laudatio hielt, stellvertretend für den erkrankten Bürgermeister Christian Belke, Karl-Heinz Koch. Er lobte das Engagement der Stiftung und dankte dem Gründer und dem gesamten Vorstand (neben Gerhard Kemper auch Prof. Dr. Rainer Vahland, Prof. Dr. Jens Oeljeschlager, Prof. Dr. Matthias Weppler und Dr. Petra Matern) für das langjährige Engagement.
Preisverleihung für die besten Abschlussarbeiten
Zudem vergibt die Stiftung jedes Jahr Preise für die besten Abschlussarbeiten der Bau- und immobilienwirtschaftlichen Studiengänge. Die Preise sind mit 800 Euro für die beste Bachelorarbeit und 1.000 Euro für die beste Masterarbeit dotiert.
In diesem Jahr wurden ausgezeichnet: Dennis Schöer für die beste Bachelorarbeit im Bereich Bauen (Titel der Abschlussarbeit: „Autarke Energieversorgung eines bestehenden Wohngebäudes mit Wasserstoff“); Lara Klatte für die beste Masterarbeit im Bereich Immobilienwirtschaft (Titel der Abschlussarbeit: „Nachnutzung von Warenhausimmobilien – Analyse von Wirtschaftlichkeit und Investitionskosten bei der Umsetzung in Mixed-Use-Immobilien“). Im Studienbereich Bauen wurden gleich zwei sehr gute Masterabsolvent*innen ausgezeichnet: Johannes Backmann (Titel der Abschlussarbeit: „Simulation und Vergleich von Sanierungsfahrplänen von typisch niedersächsischen Wohngebäudeklassen“) und Florida Thaqi (Titel der Abschlussarbeit: „Bauen mit rezyklierter Gesteinskörnung“).
Kennenlernen, Informieren, Netzwerken: Studierende und Unternehmensvertreter*innen kommen miteinander ins Gespräch
Am Nachmittag nutzten Studierende die Gelegenheit, mit Personalern von namhaften Unternehmen der Bau- und Immobilienbranche ins Gespräch zu kommen, Kontakte zu knüpfen und erste Weichen für ihre berufliche Karriere zu stellen. Dazu verwandelte sich der Lichthof in eine Messhalle mit 44 Ständen – so vielen wie noch nie. Sowohl die Anzahl der Unternehmen als auch der Andrang von Studierenden zeigten den Bedarf beider Seiten an einem Veranstaltungsformat wie „Practice meets Campus“.
Das bestätigten auch die Aussteller. „Die Veranstaltung ist ein fest eingetragener Termin in unserem Kalender“, berichtete Niklas Nause von HAMBURG TEAM Investment Management. „Wir führen hier sehr gute Gespräche und bemerken insbesondere ein großes Interesse an Praktikums- und Werkstudentenstellen. Dabei ist die Atmosphäre in dieser Location etwas ganz Besonderes. Wir merken allerdings auch, dass die Studierenden angesichts des derzeitigen Arbeitsmarkts und diverser Krisen verunsichert sind, was den Berufseinstieg angeht. Umso wichtiger sind Veranstaltungen wie diese, um in den gegenseitigen Austausch zu gehen und Kontakte zu knüpfen."
Kontakte knüpfen und pflegen war auch für Leslie Bultmeier von der Peper & Söhne GmbH ein zentrales Anliegen, aber nicht ausschließlich mit zukünftigen Nachwuchskräften: „Auch für die Alumni der HAWK ist diese Veranstaltung jedes Jahr eine tolle Möglichkeit, sich wieder mit den Ehemaligen zu vernetzen und auszutauschen.“
Bauunternehmen zum ersten Mal als Aussteller dabei
Helge Jacobsen und Silvana Küsel präsentierten die Ingenieurbüro Zammit GmbH zum ersten Mal bei „Practice meets Campus“. Silvana Küsel, selbst Absolventin des Masterstudiengangs Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen an der HAWK, freut sich über die Öffnung der Veranstaltung für Bauunternehmen: „Das ist ein echter Mehrwert für die Studierenden und für uns mit Blick auf den Fachkräftemangel die ideale Gelegenheit, das eigene Angebot zu präsentieren.“ Helge Jacobsen sieht für Nachwuchskräfte vor allem die Chance, Berufsmöglichkeiten kennenzulernen und auszuprobieren, zum Beispiel über Praktika: „Viele haben keine konkrete Vorstellung davon, was sie später machen möchten oder was genau zu ihren Interessen und Fähigkeiten passt. Auf einer Veranstaltung wie dieser bekommen sie einen guten Überblick, was möglich ist.“
Dabei spüre man in den Unternehmen auch den Einfluss der Themen der Keynote – KI und Big Data. „Diese Themen sind für uns von großer Relevanz, da das Thema KI ein integraler Bestandteil der ‚New Work‘ Bewegung ist und bleiben wird“, so Leslie Bultmeier. „Die innovative und wachsende Vielfalt der KI sollte sowohl von Unternehmen als auch von den Hochschulen stets beobachtet und verfolgt werden. Wir arbeiten mit den unterschiedlichsten KI-Tools im Unternehmen.“
Auch in der Bauindustrie würden KI und Big Data eine Rolle spielen, meinte Susanne Porsch von der JOHANN BUNTE Bauunternehmung SE & Co. KG Unternehmensentwicklung. Nachwuchskräfte sollten sich demnach vor allem mit BIM (Building Information Modeling), Nachhaltigkeit und Digitalisierung auseinandersetzen.