Läuse, Milben und Schimmelpilze haben mehrere Gemeinsamkeiten: Sie fühlen sich in der Umgebung des Menschen wohl, bedeuten viel Arbeit in der Beseitigung und ein erhebliches Gesundheitsrisiko – und sie sollen in Zukunft umweltfreundlich und chemielos von jedem beseitigt werden können. Das Mittel der Wahl ist hierbei die innovative Plasmatechnologie. Die AGiP fördert den neuen Forschungsschwerpunkt der HAWK mit knapp einer Million Euro.
Kindertagesstätten, Altenheime, Grundschulen, Krankenhäuser, aber auch Badezimmer, Matratzen, Küchen, ältere und neue Häuser, Wohnungen, öffentliche Gebäude, kurz, alle Orte, an denen sich verstärkt Menschen und Haustiere aufhalten, können von Läusen, Milben und Schimmelpilzen befallen werden. Die Schädlinge, einmal von draußen eingeschleppt, sind bislang nur mit der „chemischen Keule“ oder nicht ganz zuverlässigen, sanfteren Methoden zu entfernen. Bei manchen Fällen muss sogar der Profi gerufen werden.
Die Schädlinge können natürlich nicht einfach ignoriert werden. Neben unangenehmen Effekten wie dem Juckreiz nach einem Flohstich stellen sie ein erhebliches Gesundheitsrisiko für große Bevölkerungsgruppen dar. Sie können beispielsweise Atemwegserkrankungen und Allergien auslösen. Die bislang existierenden Methoden, die oben erwähnte „chemische Keule“, basiert oftmals auf dem Einsatz biozidhaltiger Stoffe. Gerade in Haushalten mit Kindern und in der Pflege bedeutet dies ein zusätzliches Risiko. Hinzu kommen die oftmals scharfen Gerüche der Mittel, die mindestens unangenehm, für Menschen mit z.B. einem Lungenleiden aber schwer auszuhalten sind und denen man Kinder und andere Schutzbedürftige instinktiv nicht aussetzen will. Gerade das zunehmende Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein, das gemeinsam mit dem aktuellen Interesse an regenerativer und schonender Energie wächst, muss in Lösungen für diese Alltagsprobleme mit einfließen.
Ein neuer, groß angelegter Forschungsschwerpunkt an der Fakultät Naturwissenschaften und Technik nimmt sich dieses Problems mit den Mitteln der innovativen Plasmatechnologien an. In der Vergangenheit konnte bereits bewiesen werden, dass die „gezähmten Blitze“ in Plasmageräten dem Menschen bei richtiger Dosierung keineswegs schaden, aber einen deutlichen Effekt auf Bakterien und Parasiten haben. Wurde bislang eher die schmerz- und cortisonfreie Desinfizierung und Ausheilung von Wunden mit Hilfe neuer Plasmamethoden angegangen, hat sich der Fokus der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Projektleiter Prof. Dr. Wolfgang Viöl auch zunehmend für größere Schädlinge und Problemfälle geöffnet.
Mit zahlreichen Kooperationspartnern aus Wissenschaft und Wirtschaft ist es in diesem groß angelegten Forschungsprogramm möglich, und im Hinblick auf das zu bewältigende Problem auch nötig, ganzheitlich zu denken. Von der ersten technologischen Modifizierung bereits vorhandener Technologien bis hin zur Akzeptanz des Plasmas, das die breitere Öffentlichkeit nur vom Plasma-Fernseher her kennt, müssen zahlreiche Faktoren bedacht werden. Wie können schmerzfreie und für den Menschen unschädliche, aber trotz allem sehr wirkungsvolle Produkte für die Allgemeinheit realisiert werden? Was muss beachtet werden, damit Geräte intuitiv bedient werden können und den höchsten Sicherheitsstandards entsprechen?
Diesen Fragen werden sich die Teams der Professor/inn/en Dr. Anna Müller von HAWK plus, Dr. Karin Petersen von der Fakultät Bauen und Erhalten, Werner Sauer und Andreas Schulz von der Fakultät Gestaltung, sowie Michael Leck und Wolfgang Viöl der Fakultät Naturwissenschaften und Technik der HAWK mit ihren Partnern stellen.