HAWK-Wissenschaftler erhalten DLG-Neuheiten-Preis „Innovation Award EuroTier“
Parasiten, insbesondere die Rote Vogelmilbe, stellen ein erhebliches Problem in der Geflügelhaltung dar. Diese winzigen Spinnentiere saugen das Blut von Hühnern und können schwerwiegende gesundheitliche Probleme wie Blutarmut verursachen, was wiederum das Aggressionsverhalten der Tiere steigert und ihre Legeleistung mindert. Unter der Leitung von Prof. Dr. Stephan Wieneke, Henrik Werner, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit, und Dr. Lars ten Bosch, Leiter der Stabsstelle Forschung und Transfer an der HAWK, wurde eine plasmabasierte Falle entwickelt, die speziell auf das Verhalten der Milben abzielt. Diese ziehen sich häufig in Hohlräume im Geflügelstall zurück. Die prämierte Technologie integriert eine Plasmaquelle an der Sitzstange, die gezielt die Parasiten eliminiert, ohne dabei Chemikalien einzusetzen.
Nach dreijähriger Entwicklungsarbeit und erfolgreichen Stallversuchen, die in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Loeffler-Institut, Celle, erfolgten, konnten die Wissenschaftler die Wirksamkeit der Plasmafalle eindrucksvoll bestätigen.
Für die zukünftige Produktion elektronischer Baugruppen gewannen die Forscher die Göttinger Firma Dikon Elektronik & IT GmbH. Das Patent für die neue Technologie ist bereits angemeldet. Den Vertrieb wird die Firma MIK International GmbH und Co. KG, Produzent hochmoderner Stall- und Futtersysteme, aus Werl übernehmen. Die Markteinführung ist für 2025 geplant. Geflügelbetrieben wird dadurch schon bald eine chemiefreie Alternative bei der Parasitenbekämpfung zur Verfügung stehen.
Die HAWK forscht bereits seit über 25 Jahren auf dem Feld der Plasmatechnologie und deren Anwendungsbereichen. In zahlreichen Projekten ist es den Wissenschaftlern gelungen, Plasma als umwelt- und ressourcenschonende Alternative einzusetzen und aufzuzeigen. Zukünftig sollen weitere Anwendungen von Plasmen in der Tierhaltung erforscht und entwickelt werden. Ziel ist es, die Tiergesundheit nachhaltig zu verbessern.
Der DLG-Neuheiten-Preis „Innovation Award EuroTier“
Der DLG-Neuheiten-Preis „Innovation Award EuroTier“ zählt laut Angaben der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) zu den führenden Auszeichnungen der internationalen Agrarbranche. Eine von der DLG berufene unabhängige und international besetzte Kommission aus anerkannten Berater*innen, Wissenschaftler*innen sowie Praktiker*innen entscheidet darüber, welche Produkte den „Innovation Award EuroTier“ in Gold oder Silber erhalten. Die von der DLG eingesetzte neutrale Expert*innenkommission vergab in diesem Jahr aus insgesamt 255 eingereichten Neuheiten aller Sachgebiete vier Gold- und 21 Silbermedaillen.
Für die Auswahl entscheidend sind laut DLG die Bedeutung für die Praxis, die Tiergerechtheit, die Auswirkungen auf die Betriebs- und Arbeitswirtschaft, die Umwelt und die Energiesituation. Ebenso werden die Auswirkungen auf Arbeitserleichterung und Arbeitssicherheit bewertet. Die DLG-Neuheiten-Kommission begründete ihre Auswahl damit, dass durch die Kaltplasma-Milbenfalle in Zukunft der Einsatz von Akariziden, Silikaten oder Antiparasitika verringert sowie eine deutliche Verbesserung der Tiergesundheit und der Wirtschaftlichkeit erreicht werden könnte. Damit würde das Gerät die Kriterien für die Verleihung der Goldmedaille auf herausragende Weise erfüllen.
Hintergrund: die Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit
Die Fakultät wurde 1992 gegründet – damals zunächst als Fakultät für Physik-, Mess- und Feinwerktechnik. Start der Ingenieursausbildung war auf dem Gelände der Carl Zeiss AG in der Göttinger Königsallee. Zum Sommersemester 1997 wechselte der Fachhochschulbetrieb in die umgebauten Gebäude der ehemaligen Zieten-Kaserne. In der Von-Ossietzky-Straße 99/100 finden sich heute rund 40 modern ausgestattete Fach- und Forschungslabore, Werkstätten und Hörsäle. 2002 firmierte die Fakultät in Naturwissenschaften und Technik um, bevor sie 2016 ihren jetzigen Namen erhielt. Zu dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften gehören die Studiengänge Elektrotechnik/Informationstechnik, Physikalische Ingenieurwissenschaften, Präzisionsmaschinen¬bau, Technische Informatik und Robotik sowie Laser- und Plasmatechnik.
Der Gesundheitscampus Göttingen
Im Wintersemester 2016/17 startete der Gesundheitscampus Göttingen (GCG), eine Kooperation von HAWK und Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Der GCG ist organisatorisch an der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit angesiedelt. Der GCG befindet sich in der Annastraße 25 im Sartorius Quartier. Am Fachbereich Gesundheit sind die Studiengänge Pflege, Therapiewissenschaften (Lo¬gopädie/Physiotherapie), Hebammenwissenschaft und Soziale Arbeit angeschlossen. Die fachbereichsübergreifenden Studiengänge Medizintechnik und Orthobionik komplettieren das Angebot. Heute können die Studierenden am Gesundheitscampus und auf dem Campus Ingenieurwissenschaften zwischen 10 Bachelor- und 5 Master-Studiengängen wählen, zum Teil auch im dualen Studium (= studieren und dabei bereits Geld verdienen).
Die Fakultät hat aktuell insgesamt 1.167 Studierende.
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