Faszinierende Lesung des Autors Kai Meyer an der HAWK
Diese Romane wurden in der Folge zu bestärkenden Lieblingsbüchern und die Begeisterung blieb nicht unbemerkt. In Projektwochen zur Buchrestaurierung kam sie zu Sprache, und es entstand mit Lehrenden und Kommilitonen ein eigenes Projekt, nämlich den Autor der Romantrilogie „Die Seiten der Welt“ nach Hildesheim einzuladen. Es kam dann tatsächlich dazu. Der große Hörsaal am Goschentor war sehr gut gefüllt, als Kai Meyer eintraf.
Nicht „nur“ Studierende der HAWK waren gekommen, sondern auch weitere jüngere und ältere Leserinnen und Leser, teilweise aus Hildesheim und Umgebung oder sogar aus anderen Städten extra angereist. Dieses, für eine Hochschule eher ungewohnt, heterogene Publikum sollte im Verlauf des Abends für sehr interessante Begegnungen, Gespräche und Diskussionen sorgen.
Zur Einführung in die Veranstaltung sagte Masterstudentin Rebekka Hartmann, dass sie als Leserin tief beeindruckt habe, wie in den Romanen „mit der Liebe zum Buch, der Energie, die aus Büchern geschöpft werden kann und der Wertschätzung des Buches als Objekt, über den Inhalt hinaus, umgegangen wird: Denn der Roman passte nicht nur zu unserer Vorliebe für Fantasy und alles was mit echten Büchern zu tun hat, sondern thematisierte auf liebevolle, fantasiereiche und wunderbar bildliche Art auch eines der zentralen Themen unseres Studiums, die Mengenerhaltung".
Kai Meyer erfüllte den Wunsch der Studentinnen gern und las den Beginn der Romantrilogie „Die Seiten der Welt“. Er nahm das Publikum mit in die wunderbar geheimnisvolle, mit Büchern dicht gefüllte alte Bibliothek der Familie Faerfax, deren gedrängte Aufstellung in unterirdischen Gewölben und die damit verbundene Erhaltungsproblematik durchaus reale Bezüge besitzt. So überziehen Schimmelrochen Bücher mit Feuchtigkeit und führen zu mikrobiologischen Beschädigungen, die es in der Realität in großem Umfang gibt, oder es kümmern sich Origamivögel um eine sorgfältige Reinigung der Bücher, die eine Massenaufgabe der Archive und Bibliotheken ist.
Kai Meyer erklärte im Anschluss an die Lesung, dass in der Phantastik-Literatur reale Umstände maskiert sowie emotional verpackt werden und somit als Unterhaltungselement den Leser erreichen. Schaut man sich den großen Erfolg des Autors an, er zählt zu den wichtigsten deutschen Phantastik-Autoren mit über 50 Romanen und Übersetzungen in 30 Sprachen, so wird deutlich, dass auf diese Weise ein großes Publikum – z. B. für das bereits mehrfach für tot erklärte Buch – begeistert werden kann. Auch in Hildesheim war es so. Kai Meyer beantwortete im Anschluss an die Lesung fast zwei Stunden lang Fragen zu seinen Geschichten, seiner Recherchearbeit, zum Schreiben und selbst zu Schreibblockaden, seinem strukturellen Vorgehen, zur Buchgestaltung sowie seiner Vorliebe zu gebundenen und auch älteren Büchern. Die Buchhandlung Ameis aus Hildesheim hatte einen großen Büchertisch aufgebaut, der sich zunehmend leerte, und somit beste Voraussetzungen für die Signierstunde nach der Lesung geschaffen.
Die Lesung und Gespräche mit Kai Meyer haben gezeigt, dass eine fantasievolle Verknüpfung von realen Inhalten und ihrer Geschichten begeistern kann und diese Vorgehensweise auch auf Sachverhalte der Lehre übertragbar ist.