Erscheinungsdatum: 03.04.2014

Fakultäts-Lotsin Green Building: Wie Manuela Bock nach Holzminden kam und jetzt selbst berät

Fakultäts-Lotsin Green Building: Wie Manuela Bock nach Holzminden kam und jetzt selbst berät

Manuela Bock sagt selbst, ihr Weg zu Green Building sei verschlungen. Mit 30 Jahren studiert sie jetzt im zweiten Semester und ist völlig zufrieden, weil ihre Vorstellungen von damals zu Zeiten der Mittleren Reife jetzt einen Namen haben. Angetreten war sie nach ihrem Abschluss an der Gesamtschule im hessischen Borken bei Fritzlar mit der groben Richtung, „nicht ins Büro, sondern irgendetwas Praktisches mit Technik und Umwelt“ soll es beruflich werden.

"Wir müssen energieeffizient planen"

Ihren Studiengang beschreibt sie heute so: „Bei Green Building gehört Mathe, Physik und Mechanik zwar schon dazu, aber mit echtem Ziel. Unsere Themen sind unter anderem energieoptimiertes Bauen. Das hat mit Nachhaltigkeit, technischer Gebäudeausstattung aber auch Bauphysik zu tun, was ich total interessant finde.“ Besonders gefiel ihr auch, dass immer ein Anteil Technik drin sei und sie sogar einen Einblick in die Architektur bekommt. So war zum Beispiel eine Aufgabe, eine Mehrzweckhalle zu planen: „Da kann ich mal richtig kreativ sein. Natürlich soll gleichzeitig alles technisch funktionieren, wie Heizung, Lüftung oder Kühlung. Wir müssen energieeffizient planen und darauf achten, dass die Materialien umweltfreundlich und recyclebar sind.“

Ein Hubschrauber begleitete ihren Weg

Genaugenommen war es ein Hubschrauber, der sie letztlich an die HAWK nach Holzminden geführt hat. Nach der Mittleren Reife waren Abitur und Studium bei Manuela Bock zuhause gar kein Thema. Die Frage nach der Art der Lehre bewegte die damals 16-Jährige. Naturwissenschaftliche Fächer hatten sie während ihrer Schulzeit besonders begeistert. Mit dem Bruder hatte sie immer gern am Elektronikbaukasten gebastelt. Der Vater ist gelernter Elektriker, die Mutter examinierte Krankenschwester.

Lehre zur Energieelektronikerin

Über eine Werbeanzeige, den Tag der offenen Tür, einen Einstellungstest und das Vorstellungsgespräch – die Mitbewerber waren allesamt Jungs – bekam sie eine Lehrstelle zur Energieelektronikerin bei der damaligen Preussen Elektra, heute E.ON. Sie war gut und hatte die Aussicht, sich nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung als Netzwerktechnikerin mit Hochspannungsleitungen in Umspannwerken zu beschäftigen. „Aber ich wollte lieber etwas anderes machen, etwas Kleineres, mit mehr Elektronik und mit meinen Händen arbeiten, als Leitungen schalten.“

Laufbahn bei der Bundeswehr

Als die Suche nach einer geeigneten Stelle begann, kam auch der Arbeitsbereich des Vaters ins Visier. Er arbeitete als Elektriker im technischen Betriebsdienst in der Fritzlarer Bundeswehrkaserne. Durch den Kontakt zu den Soldaten erfuhr er, dass der hochmoderne Kampfhubschrauber TIGER in Fritzlar stationiert werden sollte und stellte einen ersten Kontakt her. Manuela Bock nutzte die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Bundeswehrlaufbahn als Soldatin zur Luftfahrzeugelektronikerin weiter zu bilden. An der Wartung und Instandhaltung des Hubschraubers beteiligt zu sein, das lockte sie. So absolvierte sie die Grundausbildung, entwickelte sich in Lehrgängen weiter und legte 2008 sogar die Prüfung zur Meisterin der Elektrotechnik vor der IHK ab. Der moderne Hubschrauber war unterdessen allerdings noch nicht in Fritzlar angekommen. Mit der Ausbildung soweit fertig wurde sie aus Fritzlar abkommandiert und als Ausbilderin in die Technische Schule der Bundeswehr nach Faßberg bei Celle versetzt. Das hörte sich zunächst vielversprechend an, war jedoch durch verschiedene Umstände nicht zufriedenstellend. Sie stellte den Versetzungsantrag zurück nach Fritzlar, der aber erst zwei Jahre später bewilligt wurde. Nun war endlich auch der Hubschrauber einsatzbereit, sie aber wurde nicht in der Technik, sondern im Stab eingesetzt – das hieß, im Büro. Zu erledigen war genau die Arbeit, die sie nie wollte.

Mit Meisterbrief an die Hochschule

Was tun? Berufssoldatin werden oder die Chance auf Freistellung vom Dienst für Weiterbildung nutzen, also studieren? Der Meisterbrief ist gleichzeitig Hochschulzugangsberechtigung und so entschied Manuela Bock sich fürs Studieren. Sie besuchte in Kassel einen Studienvorbereitungskursus der Bundeswehr für technische Studiengänge und wurde ein halbes Jahr lang in Mathe und Physik von Null auf Abiturniveau Leistungskurs gebracht. Genauer: sie lernte jede freie Minute.

Wo ist der passende Studiengang?

Nun stand die Wahl des Studiengangs an und die inzwischen 29-Jährige sah sich in Kassel, Fulda und Höxter um. Wichtig war, dass sie ihren „technischen Hintergrund nicht über Bord schmeißen“ wollte. Sie besuchte Infoveranstaltungen, Vorlesungen und Studienberatungstermine. „An einer Stelle musste ich fünf Stunden warten, an einer anderen waren mir die Hörsäle zu voll. Zufällig wurde sie auf die Informations- und Kontaktmesse „Perspektive“ im hessischen Baunatal aufmerksam, die der Berufsförderungsdienst der Bundeswehr organisiert hatte. Dort war die HAWK mit einem Stand vertreten. Manuela Bock hatte schon vom Göttinger Standort der HAWK gehört. Jetzt ließ sie sich von Mitarbeiterin Manuela Dittrich und einem Holzmindener Studenten (zufällig auch ehemaliger Soldat) über das Studienangebot in Holzminden beraten und eigentlich war dann sehr schnell alles klar.

"Hier gibt es viele Quereinsteiger"

Green Building passte wunderbar in ihren Werdegang, Holzminden fand sie so schön beschaulich wie Fritzlar und ihre größte Sorge stellte sich auch bald als unbegründet heraus. „Meine Angst war, dass ich nicht zu den ganzen jungen Studenten passe, ich war ja immerhin schon 30 Jahre alt.“ Und dann: „Ich konnte total schnell Kontakte knüpfen und habe neue Freunde gefunden, weil man sich halt so oft über den Weg läuft. Und es war schon am ersten Tag klar: Hier gibt es viele Quereinsteiger, auch ältere. Ich bin eher so ein bodenständiger Typ. Deshalb ist Holzminden für mich genau das Richtige.“

Bachelor-Studiengang Green Building

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