Erscheinungsdatum: 15.03.2005

Europaweit einzigartiger Master-Studiengang startet zum Wintersemester 2005/2006 als Kooperationsprojekt der HAWK mit der Fachhochschule Hannover

Europaweit einzigartiger Master-Studiengang startet zum Wintersemester 2005/2006 als Kooperationsprojekt der HAWK mit der Fachhochschule Hannover

Energie macht unabhängig - sie ist die Basis für wirtschaftliche Entwicklung. Wer sie selbst herstellen kann, wird in wenigen Jahrzehnten die Nase vorn haben. Nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien sind die Rohstoffe der Zukunft, da sie auch dann noch zur Verfügung stehen werden, wenn die limitierten petrochemischen Rohstoffe zur Neige gegangen sind. Nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien sind damit die Schlüssel zum Erfolg. Erstmals in Deutschland fokussieren die Fachhochschule Hannover (FHH) und die HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen, diese Fachgebiete zu einem bisher einzigartigen Master-Studiengang. Damit setzen sich die beiden niedersächsischen Hochschulen auch international an die Spitze von Ausbildung und Forschung auf diesem zukunftsweisenden Sektor. Start des neuen Studienangebots ist zum Wintersemester 2005/2006.

Am heutigen Donnerstag, 27. Januar 2005, haben die Präsidenten der beiden Hochschulen, Prof. Dr. Martin Thren (HAWK) und Prof. Dr.-Ing. Werner Andres (FHH) die Kooperationsvereinbarung für das innovative Projekt an der Fachhochschule Hannover unterzeichnet und den Studiengang der Öffentlichkeit vorgestellt. „Mit unserer Kooperation bündeln wir Spitzenforschung an beiden Hochschulen und schaffen damit einen einzigartiges Studienangebot“, sagte HAWK-Präsident Thren bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung. Thren betonte; „Der Bereich Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien sei einer der wenigen, auf dem Deutschland weltweit in der ersten Liga spiele. Die HAWK und die FHH setzten sich mit ihrem Studiengang und dem damit verbundenen Forschungs- und Entwicklungspotezial nun an diese Spitze.“

Die limitierten Energielieferanten und petrochemischen Rohstoffe aus dem Innern der Erde sind endlich und in ihrer Verfügbarkeit stark politischen Schwankungen und Abhängigkeiten unterworfen - zunehmend dann, wenn die Verteilungskämpfe immer größer werden. Die Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement und der FHH-Fachbereich Bioverfahrenstechnik haben sich auf die Gewinnung und Nutzung nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energien spezialisiert. Durch den Einsatz moderner Technologien können sie bereits heute als vollwertige Konkurrenz zu ihren fossilen und mineralischen Gegenstücken angesehen werden.

Bioenergie (HAWK)

Neben der Energieerzeugung aus Wind, Sonne, Wasser, Thermik und Geothermik ist der Bereich der Bioenergie von besonderer Bedeutung: Durch Verbrennung oder Vergärung wird Energie aus land- oder forstwirtschaftlichen Produkten sowie Abfällen oder Reststoffen beispielsweise von Getreide, Mais usw. erzeugt. Hier ist die HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement in Forschung und Entwicklung von Technologien führend.

Biorohstoffe (FHH)

Nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Flachs, Bambus oder Palmenfasern werden zum Beispiel als Bau- oder Dämmstoffe, als Faserrohstoff in der Papier- und Textilindustrie oder als Konstruktionsrohstoffe in der Autoindustrie verwendet. Ebenso eröffnen andere nachwachsende Rohstoffe weitere , sehr vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel die Nutzung von Pflanzenölen für umweltfreundliche, biogene Schmierstoffe oder kosmetische Produkte, Stärke als Rohstoff für kompostierbare Kunststoffe oder biotechnologisch erzeugte Produkte im Pharmabereich. Auf diesen Gebieten hat der FHH-Fachbereich Bioverfahrenstechnik eine Spitzenposition.

Forschungsbedarf / Entwicklungspotenzial

Das Gebiet der stofflichen und energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe ist von großer Vielfalt und steigendem Verwendungspotenzial geprägt. In der Vergangenheit sind zwar schon Verfahren angestoßen, aber noch nicht weitreichend genug vorangetrieben worden. Deshalb besteht enormer Forschungs- und Entwicklungsbedarf beginnend bei der Bereitstellung der Rohstoffe (Züchtung und Anbau) über die Umwandlung bis zur Nutzung. Eine der zentralen Aufgaben dabei ist, die technologischen Verfahren so zu optimieren, dass sie auch im ökonomischen Wettbewerb mit den konventionellen Methoden bestehen. Die Märkte für nachwachsende Rohstoffe werden sich in den kommenden Jahren überproportional entwickeln.

Im ökologischen Wettbewerb liegen Biorohstoffe und Bioenergie auf jeden Fall jetzt schon vorne, denn sie sind aktiver Klimaschutz, zumal auch zu ihrer Produktion so genannte niederenergetische Verfahren verwendet werden.

Ausbildungsinhalte

Die Lehrgebiete im Master-Studiengang Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien sind Land- und forstwirtschaftliche Rohstoffe, Verfahrenstechnologien der Ernte, Aufbereitung und Nutzung , Umwandlungs- und konventionelle sowie biotechnologische Weiterverarbeitungstechnologien, Energiewirtschaft, Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und –vergleiche sowie ökobilanzielle Bewertungsmethoden, Projektierung, Projektmanagement und Stoffstrommanagement.

Internationale Ausrichtung

Zulassungsvoraussetzung für Bewerberinnen und Bewerber ist ein international anerkannter Sprachtest in Englisch. Ein Teil der Lehrveranstaltungen wird nur in englischer Sprache angeboten. Außerdem soll studienbegleitender Sprachunterricht in Spanisch, Französisch und anderen Fremdsprachen angeboten werden. Gefördert werden Projektarbeiten oder die Masterarbeit an den internationalen Partnerhochschulen von HAWK und FHH sowie Auslandssemester.

Tätigkeitsfelder für Absolventinnen und Absolventen

Die Absolventinnen und Absolventen des Master-Studiengangs Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien haben ausgezeichnete Berufschancen in einem wachsenden Markt. Sie können ihre Position beispielsweise in der nachwachsende Rohstoffe erzeugenden Industrie, in der verarbeitenden Industrie (chemische Industrie, Kunststoff-, Papier-, Textil- und Automobilzulieferindustrie), in Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus, in Energieversorgungsunternehmen, in Betreibergesellschaften, in Forschungseinrichtungen, im Projektmanagement oder in Genehmigungsbehördung oder Institutionen der technischen Überwachung sowie Einrichtungen der internationalen technischen Zusammenarbeit finden.

Organisatorische Rahmenbedingungen

- das Master-Studium dauert vier Semester

- abgeschlossen wird es mit dem Master of Engineering (M.Eng.)

- die Einschreibung findet jeweils zum Wintersemester an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen statt

- Bewerbungsschluss ist jeweils der 15. Juli

- Das Lehrangebot wird blockweise (60 Prozent HAWK/40 Prozent FHH) proportional auf beide Standorte verteilt

- zugelassen werden Bewerberinnen und Bewerber mit Diplom- oder Bachelor-Abschluss aus dem Bereich artverwandter betriebs-, natur- oder ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge

- zunächst werden 20 Studienplätze angeboten

- gibt es mehr Bewerberinnen und Bewerber, wird ein Auswahlverfahren durchgeführt. Nach dem Rang auf Grund der Durchschnittsnote des ersten qualifizierenden Hochschulabschlusses wird zum Auswahlgespräch eingeladen.

Die Partner / Gemeinsame Projekte

Der Fachbereich Bioverfahrenstechnik in Hannover und die Fakultät Ressourcenmanagement in Göttingen gehören zu den aktivsten Einheiten der beiden Hochschulen in der angewandten Forschung und Entwicklung sowie im Bereich Technologietransfer mit hohen Drittmitteleinnahmen. Gerade in den letzten Jahren sind die Forschungsschwerpunkte der stofflichen Biomasseverwertung in Hannover und energetische Verwertung nachwachsender Rohstoffe in Göttingen konsequent ausgebaut worden und werden derzeit über bereits laufende und geplante gemeinsame Projekte vernetzt!

In diesem Zusammenhang ist auch das Engagement des Fachbereichs Bioverfahrenstechnik und der Fakultät Ressourcenmanagement im Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe (3N) zu nennen, das im Sommer 2004 unter Federführung des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums gegründet wurde. In 3N sind die wesentlichen niedersächsischen Akteure im Bereich der stofflichen und energetischen Verwertung nachwachsender Rohstoffe zusammenschlossen. Über den Steuerungsausschuss, dessen Vorsitz Prof. Dr. Michael Nelles (HAWK) übernommen hat, werden die niedersächsischen Aktivitäten koordiniert. Darüber hinaus leitet er den Arbeitskreis „Betrieb von Biogasanlagen“. Prof. Dr. Hans-Josef Endres hat die Leitung der Arbeitsgemeinschaft „Nachwachsende Rohstoffe“ übernommen, deren primäre Aufgabe die Konzeption und Umsetzung von angewandten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben ist.

Die Fakultät Ressourcenmanagement (HAWK)

Im Rahmen der Hochschulkooperation liegt der Arbeitschwerpunkt der Fakultät Ressourcenmanagement im Bereich der energetischen Verwertung nachwachsender Rohstoffe. Auf diesem Sektor konnten durch das Fachgebiet Technischer Umweltschutz in den letzten Jahren rund drei Mio. Euro Drittmittel für sehr praxisorientierte nationale und internationale Vorhaben eingeworben werden.

Beispiele aktueller Arbeitsschwerpunkte sind (siehe auch www.hawk-hhg.de/fgtus):

· Energetische Verwertung von Biomasse mittels Biogastechnik (z.B. NawaRo-Biogasanlagen Obernjesa, Lüchow und Bioenergiedorf Jühnde)

· Verfahren zur Aufbereitung und energetischen Verwertung von Waldrestholz und Landschaftspflegeholz (z.B. HTM-Großhacker, Logistikkonzepte, Trocknung und Aufbereitung von Energieholz)

· seit Oktober 2003 Hauptsitz der Fachinformations- und Transferstelle Bioenergie Niedersachsen (BEN); siehe auch www.ben-online.de

· seit Januar 2004 Umwelttechnologie-Transferbüro an der Partneruniversität Hefei in der VR China mit dem Schwerpunkt der stofflichen und energetischen Verwertung von Biomasse

Der Fachbereich Bioverfahrenstechnik (FHH)

Im Fachbereich Bioverfahrenstechnik liegen die Forschungsschwerpunkte im Bereich der Qualitätssicherung nachwachsender Rohstoffe, wie zum Beispiel Pflanzenöle, und der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe, d.h. Erzeugung, Verarbeitung und Anwendung von kompostierbaren Polymerwerkstoffen auf Basis von Cellulose oder Stärke sowie naturfaserverstärkten Verbundwerkstoffen.

Beispiele für aktuelle Forschungsvorhaben sind:

· Entwicklung eines Qualitätssicherungssystems für Sonnenblumensaat auf Basis der Nahinfrarotspektroskopie (Verbund)

· Entwicklung und Erzeugung von neuartigen, kurzfaserverstärkten, thermoplastischen Verbundwerkstoffen auf Basis von Cellulosefasern und Abfallstoffen

· Erfassung der Biogasnutzung in Niedersachsen

· Untersuchung der werkstofftechnische Eigenschaften von Bambus(fasern)

HAWK-Präsident Prof. Dr. Martin Thren (links) und FHH-Präsident Prof. Dr.-Ing. Werner Andres bei der HAWK-Präsident Prof. Dr. Martin Thren (links) und FHH-Präsident Prof. Dr.-Ing. Werner Andres bei der