HAWK-Alumnus Gaspard Engel über sein Studium und das Weltmusikfestival Poco Loco
Wie sind Sie an die HAWK gekommen?
Ich bin in Hildesheim groß geworden und zur Schule gegangen. Danach habe ich zunächst Psychologie in Kassel studiert. Aber das Studium war mir zu theoretisch, ich wollte etwas Praktisches machen. Zufällig habe ich dann Leute kennengelernt, die in der Bildungsarbeit tätig waren. Über „JANUN“ in Hannover, das ist ein Jugendaktionsnetzwerk für umweltpolitische Arbeit, habe ich dann selbst angefangen, ehrenamtlich Umweltbildungsarbeit zu machen und habe bei verschiedenen Projekten mitgewirkt. Das war vor allem Bildungsarbeit an Schulen zu umweltpolitischen Themen. Irgendwann habe ich dann auch ein eigenes Projekt ins Leben gerufen und selbst Fördermittel beantragt. Drei Jahre habe ich so gearbeitet und dann gemerkt, dass ich gerne auch etwas in dieser Richtung studieren möchte. Ich habe mich dann für Soziale Arbeit entschieden, weil ich total gerne mit Menschen zusammenarbeite. Zum Wintersemester 2019 bin ich an die HAWK gekommen. Ich habe dann 7 Semester studiert und wurde auch ein Jahr lang über das Deutschlandstipendium gefördert.
Konnten Sie die ehrenamtliche Arbeit mit dem Studium vereinbaren?
Natürlich ging das nicht mehr so wie vorher. Aber ich habe auch ab und an in den Semesterferien noch ehrenamtlich in der Umweltbildung gearbeitet. Und ich habe weiterhin in Hildesheim mit einer Gruppe zusammen Singkreise organisiert. Wir haben uns zum Singen draußen in der Natur getroffen. Später habe ich dann auch angefangen, Ecstatic Dance-Events in Hildesheim zu organisieren. Das ist ein cooles Tanzformat ohne Alkohol oder Drogen, bei dem es einfach darum geht, einen Raum zu schaffen, wo die Menschen tanzen und sein können, wie sie sind.
Was hat Sie im Studium besonders interessiert?
Am meisten Spaß gemacht hat mir ein Praktikum in einer Praxis für Therapie und Beratung. Und auch im Studium selbst fand ich den Bereich Beratung superspannend und könnte mir vorstellen, mich in dieser Richtung langfristig nochmal weiterzubilden. Auch die Themen Theater- und Musikpädagogik fand ich ziemlich toll. Ich mache auch selbst viel Musik und auch bei den Festivals, die ich organisiere, mache ich selbst musikalisch mit.
Wie ging es für Sie nach dem Studium weiter?
Inzwischen bin ich zu meiner Partnerin nach Freiburg gezogen. Ich arbeite in der Schulbegleitung an einer Förderschule mit einem Kind mit Autismus-Spektrum-Störung und bin sehr glücklich, das Studium gemacht zu haben.
Gerade organisieren Sie zum zweiten Mal das Weltmusikfestival Poco Loco in Sibbesse bei Hildesheim. Wie ist die Idee entstanden, ein Festival zu veranstalten?
Durch den Singkreis und die Ecstatic Dances habe ich ein großes Netzwerk in Hildesheim aufgebaut und kannte viele Menschen, die auf solche Veranstaltungen Lust hatten. Außerdem habe ich inzwischen auch auf dem Trillke-Gut in Hildesheim gewohnt, wo viele Akteur*innen aus der Kulturszene leben. Und dadurch, dass ich selbst einige Weltmusikfestivals besucht habe, hatte ich die Idee, selbst so etwas auf die Beine zu stellen. Ich habe dann erst einmal recht spontan mit Freund*innen und Bekannten, die professionell Musik machen, ein kleines Festival im Garten meiner Eltern veranstaltet. Da sind ungefähr 50 Menschen zusammengekommen, das war eine sehr schöne Erfahrung. Letztes Jahr haben wir das Festival dann zum ersten Mal ganz offiziell in Kooperation mit dem Verein Kulturherberge veranstaltet und auch ein bisschen Förderung dafür bekommen.
Was macht das Poco Loco-Festival aus?
Es ist schon ein alternatives Festival. Bei Techno-Festivals zum Beispiel geht es viel um Feiern, Tanzen und auch um Drogen und weniger um das Miteinander. Das Poco Loco ist dagegen eher gekennzeichnet durch ein familiäres, herzliches Miteinander, das wir kreieren – natürlich auch durch Musik. Wir haben zum Beispiel die Band Makatumbe aus Hildesheim und Hannover da. Es gibt bei uns keinen Alkoholverkauf, denn wir wollen darauf achten, dass sich alle möglichst achtsam und bewusst begegnen. Dafür kommen wir auch öfter alle im Kreis zusammen. Zum Beispiel beim Food Circle, da wird für alle gekocht und vor dem Essen gemeinsam gesungen. Durch Spiele und Workshops können die Besucher*innen in Kontakt kommen und sich besser kennenlernen. Es gibt zum Beispiel ein Klangspielzelt, einen Singkreis, einen Trommelworkshop, Yoga am Morgen und auch ein bisschen Kinderprogramm
Könnten Sie sich vorstellen, dass die Festivalorganisation einmal einen größeren Teil in Ihrem Leben einnimmt?
Ja, das könnte schon sein. Aber ich glaube, ich möchte nach wie vor im sozialen Bereich arbeiten. Gerade bei größeren Festivals steckt so viel Organisation dahinter, dass man damit einen Vollzeitjob hat und vor allem sehr viele Anträge schreibt. Das kann ich mir nicht vorstellen, dafür ist mir die Arbeit mit den Menschen einfach zu wertvoll. Aber dass das in Zukunft mehr wird, kann ich mir schon vorstellen. Ich habe mir dabei ja bisher auch alles selbst beigebracht und lerne so unheimlich viel dazu.
Das Festival Poco Loco findet von Freitag, 30. August, bis Sonntag, 01. September 2024, in der Kulturherberge Wernershöhe in Sibbesse statt.