Der Burgunderprinz ist Marokkaner – ein vielfach preisgekrönter junger Schauspieler, der am kommenden Sonntag und Montag in der Hildesheimer Citykirche St. Jakobi zu sehen sein wird. Noureddine El Attab spielt eine Hauptrolle in dem Stück „Yvonne – Burgunderprinzessin“, dem Multimediaprojekt „Inszenierte Lichträume“ der HAWK-Fakultäten Soziale Arbeit und Gesundheit sowie Gestaltung.
Unter der Leitung von Prof. Dr. Birgit Klosterkötter-Prisor, Theater-Dozentin an der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, und dem Dozenten für Lichtdesign, Norbert Wasserfurth, von der Fakultät Gestaltung präsentieren zwanzig Studierende beider Fakultäten eine freie Bearbeitung des Theaterstückes „Yvonne – Burgunderprinzessin“ von Witold Gombrowicz.
Die Geschichte ist eine Groteske gesellschaftlich-kultivierter Gewalttätigkeiten: Prinz Phillip verlobt sich mit der schweigenden, hässlich-andersartigen Yvonne. Aus Furcht vor einem Skandal willigen die Eltern ein. Doch Yvonne sorgt am Hofe für sonderbare Verwirrungen. Sie wird als Provokation und Spiegelung eigener Unvollkommenheiten empfunden. Unter der Maske der Zivilisation brechen intime Leidenschaften hervor, absurde Verdächtigungen kommen auf, bis jeder für sich beschließt, Yvonne zu töten. Der kollektive Mord stellt die verlogene Ordnung wieder her, so als sei nichts geschehen. Spektakuläre Lichtinszenierungen bieten den ästhetischen Rahmen für eine skurrile Geschichte, der der junge marokkanische Schauspieler mit den schwarzen Locken noch besonderen Charme verleiht.
Noureddine El Attab ist zum zweiten Mal in Hildesheim. Im Frühjahr 2006 war er mit einer Gruppe marokkanischer Studierender zu Proben für das interkulturelle Theaterstück „Les Jaunes et les Bleues“ an der HAWK. Die Studierenden des Theaterlabors von Birgit Klosterkötter-Prisor und ihre marokkanischen Kommilitonen haben das Stück dann im Juli 2006 bei einem internationalen Theaterfestival in Casablanca präsentiert und den Sonderpreis für Interkulturelles Theater gewonnen.
In Marokko ist der 24-Jährige kein Unbekannter. 2006 ist er beim nationalen Jungendtheaterfestival in Rabbat zum besten Schauspieler gekürt worden. 2004 hat er beim Internationalen Kurztheaterfestival in Agadir gewonnen. Einige regionale Theaterpreise sind seitdem noch hinzugekommen. Dabei ist Musik sein eigentliches Metier: Noureddine studiert nämlich am Conservatoire nationale des Maroc Geige. In Hildesheim ist er jetzt drei Monate als Gaststudent als individuelle Künstlerförderung auf Einladung von Birgit Klosterkötter-Prisor. Noureddine war der Theater-Professorin bei der ersten interkulturellen Produktion als besonders begabt aufgefallen. Seine Erfahrung in Deutschland soll ihm in Marokko ein Sprungbrett für seine weitere künstlerische Entwicklung sein. Ende Januar ist sein Aufenthalt zu Ende.
Doch möglicherweise kommt er bald wieder, denn Birgit Klosterkötter-Prisor plant für dieses Jahr ein weiteres interkulturelles Theater-Projekt mit marokkanischen Studierenden. Es soll um Frauenidentitäten in den verschiedenen Kulturkreisen gehen.
Gerade im November vergangenen Jahres war eine Delegation von Vertretern der Universität Casablanca Hassan II-Ain Chock in Hildesheim, um Möglichkeiten weiterer Kooperationen zu sondieren und die bisherigen Kontakte zwischen Hildesheim und Casablanca auszubauen. Noureddine jedenfalls will ganz sicher wiederkommen. Aber bevor er in seine Heimat zurückfliegt, zeigt er sein schauspielerisches Können noch am Wochenende in der Citykirche.
„Yvonne – die Burgunderprinzessin“
Inszenierte Lichträume – ein Multimediaspektakel
Sonntag, 21. Januar, und Montag, 22. Januar, jeweils um 19 Uhr in der
Citykirche St. Jakobi in Hildesheim
Regie: Birgit Klosterkötter-Prisor (Theater) und Norber Wasserfurth (Lichtdesign)
