Erscheinungsdatum: 15.11.2017

Studierende diskutieren mit Inklusionsaktivist Constantin Grosch

Die Einführungsvorlesung "Sozialpolitik und Sozialstaat" im Bachelor Soziale Arbeit an der HAWK in Holzminden fragt nach gesellschaftlicher Solidarität und dem Nutzen der gesetzlichen Regelungen. "Man könnte meinen, dass das ein abstrakter und trockener Stoff sei. Ist es aber nicht", meint Dozentin Prof. Dr. Alexandra Engel. "Zu sehen, zu hören und darüber zu diskutieren, wie tief die Regelungen unserer Sozialgesetzbücher in unser aller Leben eingreifen ist spannend, ernst, manchmal sehr ärgerlich."

Als Diskussionspartner für die Studierenden hat Engel jetzt den Inklusionsaktivisten und Jurastudenten Constantin Grosch in ihre Vorlesung eingeladen. Grosch ist konstruktiver Kritiker des Gesetzesentwurfs und nun verabschiedeten Bundesteilhabegesetzes. Den Studierenden erläuterte er anhand praktischer Beispiele aus dem Leben von Menschen mit Behinderung, wo Gesetze gutes Leben ermöglichen und wo sie behindern.

Fragen, die der Inklusionsaktivist in diesem Zusammenhang formulierte und beantwortete, waren zum Beispiel: Was bedeutet es für einen Menschen im E-Rolli, wenn die Planung eines gemütlichen Kneipenabends mit Freunden Stunden dauert, weil Kneipen oft nicht barrierefrei sind? Warum war es für Menschen mit Behinderung bislang wegen der finanziellen Folgen schwierig, aus Liebe zu heiraten? Warum trifft der Staat Regelungen für Menschen, die Eingliederungshilfen brauchen, welche dazu führen, nicht sparen zu dürfen und ein Leben lang arm bleiben zu müssen?

"Constantin Grosch hat ‚beeindruckend realistisch, cool und locker ernste Lebenslagen rübergebracht", so die Studierenden später. Beeindruckt habe sie dabei vor allem, wie differenziert sie denken müssten und wie viele Auswirkungen ein neues Gesetz habe.

Dass Menschen trotz und mit Beeinträchtigungen gut leben können: Das möchten die Studierenden später einmal unterstützen. Wohl wissend, dass es noch Jahre harter Arbeit bedarf, die Hürden in unserer Gesellschaft gemeinsam mit Menschen mit Behinderung einzureißen.

Ob das Bundesteilhabegesetz eine Hilfe dabei sein werde, da seien sich die Studierenden noch nicht sicher. Zu viele Paragraphen seien noch nicht in Kraft getreten, zu viele Erlasse und Ausführungsverordnungen fehlten noch. Aber dass Menschen mit Behinderungen sich durch das Bundesteilhabegesetz nicht ausreichend berücksichtigt sehen, habe die Diskussion mit Constantin Grosch bereits aufgezeigt.

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