Erscheinungsdatum: 12.04.2017

Forschungsprojekt von Leonie Wagner:\"Professorinnen zwischen Anerkennung und Marginalisierung\"

Forschungsprojekt von Leonie Wagner:"Professorinnen zwischen Anerkennung und Marginalisierung"

An der HAWK in Holzminden ist jetzt ein neues, auf drei Jahre angelegtes, Verbundprojekt gestartet. Die Projektleitung des Teilprojekts Fachhochschulen und Musikhochschulen liegt bei HAWK-Professorin Dr. Leonie Wagner. Die Durchführung findet im Verbund mit Prof. Dr. Tanja Paulitz von der Technischen Universität Darmstadt statt, die die Arbeitssituation und Erfahrungen von Professorinnen an Universitäten und Kunsthochschulen untersucht. Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 800.000 Euro gefördert.

Das Projekt hat zum Ziel, die Marginalisierungserfahrungen und Handlungsspielräume von Professorinnen in der Bundesrepublik Deutschland mithilfe einer qualitativen empirischen Untersuchung zu analysieren. Einbezogen werden verschiedene Vergleichsgruppen und Kohorten sowie Expert/inn/en aus Gleichstellung und Wissenschaftsberatung.

Bei dem Forschungsprojekt handelt sich um ein Verbundvorhaben, das alle Hochschultypen abdeckt. In Kooperation mit dem zugehörigen Teilprojekt I an der TU Darmstadt, in dem die Erfahrungen von Professorinnen an Universitäten und Kunsthochschulen untersucht werden, stehen in Teilprojekt II an der HAWK in Holzminden Professorinnen an Fachhochschulen und Musikhochschulen im Zentrum. Zusätzlich zur Erarbeitung und Verbreitung der wissenschaftlichen Ergebnisse wird eine Handreichung für die Hochschul- und Gleichstellungspolitik erstellt.

Obwohl verschiedene Wissenschaftsorganisationen und die Politik in den 2000er Jahren Programme zur Steigerung des Anteils weiblicher Professorinnen an Hochschulen aufgelegt haben, bleibt – so die Bestandsaufnahme des Wissenschaftsrats – die tatsächliche Zahl noch immer hinter den Erwartungen zurück. Dabei zeichnen sich Unterschiede zwischen den verschiedenen Hochschultypen ab.

Darüber hinaus setzen die meisten Programme auf der Stufe vor bzw. auf dem Weg zur Professur an, nicht jedoch an der Situation von Professorinnen und ihren Teilhabechancen bei der Gestaltung von Hochschule und Wissenschaft. Auch die Forschung zu den Ursachen der Unterrepräsentanz von Frauen in der Wissenschaft bezieht sich auf die Situation des Nachwuchses und der Wissenschaftskarrieren. Indessen weisen statistische Daten (etwa zur Besetzung von Leitungspositionen an Hochschulen) darauf hin, dass sich die Unterrepräsentanz von Frauen „Jenseits der Gläsernen Decke", das heißt auch nach Berufung auf eine Professur, fortsetzt.

Zugleich ist inzwischen bekannt, dass in der Wissenschaftskarriere nicht allein und nicht primär formale Zugangsbarrieren Ungleichheit produzieren. Vielmehr sind es die in hohem Maße kulturellen und häufig informellen Praktiken von Anerkennung bzw. Marginalisierung im Alltag an Hochschulen und im Wissenschaftsbetrieb.

Für die Statusgruppe der Professorinnen klafft hier eine deutliche Forschungslücke. Ebenso steht es um die Frage, mit welchen Handlungsstrategien die Professorinnen solchen Marginalisierungsmechanismen begegnen und welche (möglichen) Unterschiede zwischen den Hochschultypen Universität, Fachhochschule sowie Kunst- und Musikhochschule existieren.

Das Verbundvorhaben "Jenseits der Gläsernen Decke. Professorinnen zwischen Anerkennung und Marginalisierung (academica)" wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter den Förderkennzeichen 01FP1637 und 01FP1638 gefördert.

Kontakt:

HAWK
Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim/Holzminden/Göttingen

Prof. Dr. Leonie Wagner
Leonie.Wagner@hawk-hhg.de

Jenseits der Gläsernen Decke Jenseits der Gläsernen Decke