Erscheinungsdatum: 21.04.2017

Prof. Dr. Sebastian Strobl zu Gast im Hornemann Kolleg kommenden Mittwoch

Am Mittwoch, 26. April 2017 ab 18:30 Uhr, geht es im Hornemann Kolleg am Hildesheimer HAWK-Standort Brühl 20 auf Wunsch der Studierenden um die Erhaltung von Glasmalereien: Unter dem Titel "Blei oder nicht Blei, das ist hier die Frage - (Irr-)Wege in der Reparatur von Glasmalereien" wird Prof. Dr. Sebastian Strobl aus Erfurt einen großen Bogen durch die Geschichte der Glasmalereirestaurierung schlagen und so etwa der Frage nachgehen, ob eine gegebene Bleilinie original oder ein Unfall der Geschichte ist.

Nüchtern betrachtet ist Glas, nicht zuletzt aufgrund seiner Zerbrechlichkeit, einer der ungeeignetsten Werkstoffe, die je in den Architekturen abendländischer Prägung verwendet wurden. Dennoch ist es verständlich, dass dieses Material ab dem Moment in Gebäuden zum Einsatz kam, als die Römer zum Beginn der Kaiserzeit die Kunst entwickelten, lichtdurchlässige Glasscheiben herzustellen. Dieser Trend verstärkte sich sogar noch, als man sich im Verlauf des ersten nachchristlichen Jahrtausends mehr und mehr darauf verstand, aus der Kombination von farbigem Glas und Bleiprofilen zudem noch leuchtende Bilder zu fertigen. Folgerichtig war der Preis, den das Glas – wie auch sein Besitzer – für diesen eigentlich unverantwortlichen Einsatz "am Bau" zahlen musste, stets überdurchschnittlich hoch. Ein völliger Ersatz des sprichwörtlichen Scherbenhaufens war somit häufig an der Tagesordnung.

Doch was passierte, wenn aus finanziellen, ethischen oder ästhetischen Gründen kein Austausch sondern der Erhalt des fragmentierten Originals geboten war? Über die Jahrhunderte gab es, entsprechend den technischen Möglichkeiten sowie den Anforderungen des jeweiligen Zeitgeistes, unterschiedliche Ansätze, die uns heute bisweilen als Irrwege erscheinen. Von diesen Ansätzen ist dem Laien noch am ehesten das Reparaturblei bekannt. Gerade dort stellt sich oft die Frage: Ist eine gegebene Bleilinie original oder ein Unfall der Geschichte?

Prof. Dr. phil. Sebastian Strobl ist Professor für die Restaurierung von Glasmalereien und Objekten aus Glas an der Fachhochschule Erfurt. Vorher leitete er 15 Jahre lang die Werkstätten für Glasmalereirestaurierung an der Kathedrale von Canterbury (UK).

Die Restaurierungsstudiengänge an der HAWK in Hildesheim sind mit ihren fünf Fachrichtungen (Gefasste Holzobjekte und Gemälde, Möbel und Holzobjekte, Schriftgut, Buch und Graphik, Stein und Keramik sowie Wandmalerei/Architekturoberfläche) in Deutschland vergleichsweise breit aufgestellt. Die Bandbreite der von Künstlerinnen und Künstlern verwendeten Werkstoffe ist aber schier unerschöpflich. Deshalb haben die Studierenden für dieses Sommersester Kollegs-Vorträge erbeten, bei denen Experten die Erhaltung von Objekten aus andersartigen Materialien oder ihre Kombination vorstellen: "Vielfalt der Materialien" haben sie als Motto für diese Kollegsreihe gewählt.

Folgende weitere Vorträge sind vereinbart:

10.05.2017
Hanno Alsen M.A., Hildesheim:
Mehr Komposit geht nicht! - Materialvielfalt an Modellen aus den 1960er Jahren

07.06.2017
Dipl.-Rest. Carola Klinzmann, Museumslandschaft Hessen-Kassel:
Eine bunte Mischung: Materialvielfalt in der Möbelrestaurierung

Infos zu den bisherigen Kollegs finden Sie hier.

Ansprechpartnerin: Dr. Angela Weyer

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