Internationale Design–Workshops erörtern globale Architektur und Stadtplanung
Der Titel „IOOI – Inside Out – Outside In“ verrät schon am Anfang, dass auch an den Disziplinen Städteplanung und Architektur die COVID-19-Pandemie nicht spurlos vorbeigegangen ist und das weltweit verbreitete Corona-Virus neue und teils sich sehr ähnelnde Herausforderungen an Planungsszenarien von morgen stellt. „Die Veranstaltung steht unter der Fragestellung ‚Wie verändert die Pandemie die Architektur in der Zukunft?‘“, so Till Böttger.
Die Workshops mit rund 100 Studierenden finden dabei ausschließlich digital und in Englisch statt, es kommen dabei zeitgleich Menschen aus vier Kontinenten aus insgesamt neun Hochschulen und Universitäten zusammen. Der Zeitunterschied von bis zu 16 Stunden zwischen den am weit entferntesten Teilnehmenden erfordert daher eine flexible Planung aller Beteiligten.
Der erste Workshop gestaltet sich wie eine Reise um die Welt - in nur zwei Stunden: Jede Partneruniversität gibt mit einem Kurzvortrag Einblicke aus dem jeweiligen Land, welche Herausforderungen Corona an die Gesellschaft, Stadtplanung und Architektur stellt.
Am Ende eines jeden Vortrags wird jeweils eine Frage formuliert, die später gemeinsam in internationalen und interkulturellen Teams bearbeitet werden soll. Eine Woche später werden gemischte Team gebildet. Die Teams bearbeiten die Fragestellungen via Videokonferenztools und an einer gemeinsamen, digitalen Tafel. „Erst die Einschränkungen der Pandemie hat die Idee zu einem solchen weltumspannenden Online Workshop gebracht“, so Thomas Kauertz zum Hintergrund der Workshops.
Herausgekommen sind teils sehr unterschiedliche Analysen, je nach Erfahrungshorizont der Studierenden mit der Pandemie in ihren Ländern. So berichtet eine indische Studierende, dass der reduzierte Verkehr aufgrund der Lockdowns tatsächlich zu viel besserer Luftqualität in Megastädten wie Neu-Delhi geführt habe. Andere zeigen auf, wie kreativ urbane Kleinräume von den Menschen umgewidmet, wie Parks in öffentliche und offene Klassenräume umgestaltet wurden.
„Bestehende Flächen, die wir als selbstverständlich nehmen, sollten neu überdacht werden“, sagt eine Studierende aus Kanada die in New York studiert und beschreibt, wie anpassungsfähig die Stadtbewohner*innen angesichts leerer Straßenschluchten in Manhattan gewesen seien und diese neu und anders nutzten. Der öffentliche Transport wird von vielen Studierenden als ambivalent angesehen, einerseits als „grüne“ und schlankere Alternative zum Individualverkehr, aber eben auch als potentieller Ort für Masseninfektionen.
Ein verbindendes Element sehen alle Studierende in ihren Gruppen: Die Wichtigkeit und Bedeutung von Grünflächen in bewohnten Gebieten habe zugenommen, boten sie gerade während der Lockdowns Rückzugs- und Ausweichmöglichkeiten für die betroffenen Menschen überall auf der Welt.
Einig sind sich die Organisator*innen und Studierenden am Ende bei der Einsicht, dass dieses Workshopformat möglichst im kommenden Semester wiederholt werden sollte.
Folgende Universitäten und Hochschulen haben neben der HAWK teilgenommen:
BCIT British Columbia Institute of Technology in Vancouver / Kanada
Pontifícia Universidade Católica do Rio Grande do Sul in Porto Alegre / Brasilien
Universidade Autonoma de Lisboa / Portugal
FH Joanneum in Graz / Österreich
Nkumba University in Entebbe / Uganda
Dr. Bhanuben Nanavati College of Architecture For Women BNCA Campus in Pune / Indien
Osaka Institute of Technology in Osaka /Japan
City College New York / USA