HAWK-Frauenvollversammlung mit Vortrag „Finanzen und Altersvorsorge für Frauen"
Außerdem stellte die Hauptberufliche Gleichstellungsbeauftragte Nicola Hille die Aktivitäten des Gleichstellungbüros aus dem vergangenen Jahr vor.
Dr. Anne Faber, Hauptberufliche Vizepräsidentin der HAWK, begrüßte die rund 90 Teilnehmerinnen in der Videokonferenz. Mit 53,6 Prozent Frauen unter den Beschäftigten und 53 Prozent unter den Studierenden sei die HAWK mehrheitlich weiblich. Der Weltfrauentag lade da ein, auch einmal die weibliche Perspektive auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Deutschland einzunehmen. Denn nicht nur die noch vorhandene Einkommenslücke von 18,5 Prozent zwischen Männern und Frauen zeige, dass noch längst keine vollständige Gleichbehandlung erreicht sei. „Ich finde es immer wieder überraschend, wie aller Orten Vorstellungen, Erwartungen und Bedürfnisse von Männern alle Lebensbereiche geprägt haben und als Normvorstellung weiterhin leitend sind“, so Faber. Die Auswirkungen reichten von Ungleichheiten beim Einkommen und der Care-Arbeit bis hin zu Nachteilen bei der Gesundheitsversorgung oder auch beim Thema Künstliche Intelligenz. „Das Beispiel KI führt uns deutlich vor Augen, wie Algorithmen und Künstliche Intelligenz uns beeinflussen und auch die nächste Generation prägen. Denn die Daten, mit denen die KI gefüttert ist und aus denen sie lernt, sind nicht neutral, sondern geben unsere genormte Wirklichkeit und Vergangenheit wieder und können damit auch nicht fortschrittsbegründend sein.“ Um diese Lücken zu schließen und andere Perspektiven zu eröffnen, sei es wichtig, täglich Wissen und Diskussion zu fördern und Normvorstellungen zu hinterfragen. „Und genau dafür sollte die Hochschule, sollte die HAWK ein Ort sein.“
Aktivitäten des Gleichstellungsbüros
Diese Diskussionen zu fördern, sei aktuell besonders relevant, betonte auch Nicola Hille. „Angesichts zunehmender antidemokratischer und antifeministischer Tendenz geraten Frauenrechte und der Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit immer weiter unter Druck.“ In einem Rückblick stellte sie beispielhaft Themen vor, die das Gleichstellungsbüro im vergangenen Jahr beschäftigten: Der neue Gleichstellungsplan für die Jahre 2024 bis 2026, die neue Senatsrichtlinie zur Umsetzung des Gleichstellungsauftrages, Aktivitäten zu Aktions- und Gedenktagen sowie zahlreiche Aktivitäten des Familienservice und des Netzwerks Genderforschung. Besondere Highlights seien außerdem die zweite Vergabe des Preises für Genderforschung und der erfolgreiche Antrag der HAWK im Professorinnenprogramm 2030. Die HAWK hat damit die Möglichkeit, bis zu drei Professorinnen neu zu berufen, die in den ersten fünf Jahren jeweils über Bund-Länder-Mittel gefördert werden.
Vortrag zum Thema „Finanzen und Altersvorsorge für Frauen“
29,9 Prozent – so viel Geld hatten Rentnerinnen 2021 im Schnitt weniger zur Verfügung als männliche Ruheständler. Ohne Hinterbliebenenrenten und -pensionen waren es laut Statistischem Bundesamt sogar 42,6 Prozent. Der sogenannte Gender Pension Gap sorgt dafür, dass Frauen in Deutschland überdurchschnittlich von Altersarmut bedroht sind. Umso wichtiger sei es, dass Frauen sich möglichst früh mit der eigenen Altersvorsorge beschäftigen, erklärte Finanzberaterin Friederike Fuchs. „Das Motto des Internationalen Frauentages ist in diesem Jahr ‚Invest in Women‘“, führte sie zu Beginn ihres Vortrages an. Dies könne man im Kleinen auch als ein „Investiere in dich selbst!“ umdeuten. „Investiere in deine finanzielle Unabhängigkeit, heute und auch später im Alter.“ Frauen würden aufgrund von althergebrachten Rollenbildern und Prägungen in der Kindheit das Thema Geld meiden und oft dem männlichen Partner überlassen. Schon in der Jugend werde mit Frauen in der Familie weniger über Geld gesprochen. Später hätten Frauen dann häufig negative Assoziationen zu dem Thema und würden die Risiken von Investitionen eher scheuen.
Dabei sei es für Frauen besonders wichtig, in ihre Altersvorsorge zu investieren, um finanziell unabhängig zu bleiben und Rentenlücken zu schließen – trotz Eltern- und Teilzeitphasen. Dazu gehöre auch, gegenseitige Unterstützung bei der Vorsorge in der Partnerschaft einzufordern. „Das könnte zum Beispiel ein Sparplan sein, der von dem Partner oder der Partnerin mit höherem Einkommen übernommen wird“, erklärt Fuchs.
Im Weiteren ging die Beraterin insbesondere auf Chancen ein, die der Kapitalmarkt für den Vermögensaufbau bietet. Dabei ging es um Grundlagen wie den Einfluss von Inflation und Zinseszinsen auf das Vermögen bis hin zur Altersvorsorge mit Hilfe von Fonds und ETFs und nachhaltiger Geldanlage. Mit Informationen und der Einordnung von etwaigen finanziellen Risiken wollte sie den Teilnehmerinnen Berührungsängste mit dem Thema Aktien nehmen und Mut zu Eigeninitiative geben. Passend dazu schloss sie ihren Vortrag mit einem Ausspruch von Astrid Lindgrens Figur Pippi Langstrumpf: „Das habe ich noch nie vorher versucht. Also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe!“