HAWK-Student Jean-Michel Tapp entwirft das neue tfn-Erscheinungsbild
"Ich habe aus mir gelernt"
Jean-Michel Tapp studiert aktuell im 5. Semester im Kompetenzfeld Branding Design. Zu Beginn des Projekts war er im 3. Semester. Im Interview beschreibt er seine Lösung, wie er sich mit der Thematik auseinandergesetzt hat und was ihm das Projekt beruflich und persönlich gebracht hat.
Wie sind Sie bei der Gestaltung vorgegangen?
Die Neugestaltung des Erscheinungsbildes beginnt für mich mit dem Logo und der Visitenkarte und endet in den Köpfen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zuerst habe ich eine Philosophie entworfen, dann die Wortmarke und dann kam den Rest. Im Laufe der Zusammenarbeit entstand das wirtschaftlich Entscheidende: Das Programmheft, die Flyer und alles, was eben dazu gehört.
Was hat Sie inspiriert?
Ich denke gern. Also habe ich begonnen zu überlegen und erste Entwürfe in meinem Kopf zu skizzieren. Da ich aber nicht viel Ahnung von Theater hatte, brauchte es seine Zeit, bis etwas visuelles auf dem Tisch lag. Also versuchte ich mich philosophisch an Theater heranzutasten. Was macht Theater aus? Wie fühle ich mich nach einer Vorstellung? Welchen Wert hat sie für mich? Nachdem ich dann auf die Idee gekommen war, das „für“ im Namen zu betonen löste sich der Knoten. Visuell ließ ich mich von Josef Müller-Brockmann inspirieren. Die Ästhetik der Schweizer Grafik ist unsterblich und hatte immer schon etwas für Kultur übrig. Viele Prinzipien meines Entwurfs mussten modifiziert und stärker den funktionalen Aspekten angepasst werden, aber der Gedanke zählt.
Was hat Ihrer Meinung nach die Entscheidenden überzeugt?
Ich meine, die Philosophie des „für“ hat die Entscheidung maßgeblich beeinflusst. Mein Vorschlag war nicht nur gestalterisch gedacht, sondern auch mit einem strategischen Konzept verknüpft und somit konnte ich ihn vielleicht besser vermitteln. Ohne diesen Gedanken hätte das nicht geklappt.
Wie ging es weiter, nachdem Ihr Konzept ausgewählt wurde?
Erstmal kam der Sommer und damit eine große Pause. Somit hatte ich genug Zeit zum Denken. Vielleicht machte ich mir zu viele Gedanken, denn nach der Pause ist zunächst nichts wie gedacht gekommen. Vorstellung und Realität prallten aufeinander. Die Zusammenarbeit musste definiert werden, es gab viele Gespräche und ein paar Kopfschmerzen. Kein Zuckerschlecken. Aber nun ist nach vielem Hin und Her doch ein gutes Erscheinungsbild entstanden, dass nach Hildesheim aussieht und den neuen Anspruch und Charakter des tfn übersetzt.
Was hat Ihnen das Projekt gebracht?
Für mich war es eine kleine Lebensaufgabe. Ich arbeite seit fast fünf Jahren in einer kleinen Agentur und meine, schon einiges an beruflicher Erfahrung zu besitzen. Aber dieses Projekt hat mir alles abverlangt. Gestalterisches Wissen und Sinn für Ästhetik konnte ich nicht so dringend gebrauchen wie ein Gefühl für zwischenmenschliche Kommunikation und einen kühlen Kopf. Ausbildung und Studium sind sehr wichtig für die Grundlagen, doch so ein Projekt zeigt einem, dass man eigentlich erst dann richtig gefordert wird, wenn man seine Arbeit vermitteln und durchsetzen oder Deadlines einhalten muss. Erst durch die Fakultät Gestaltung durfte ich eine so großartige Erfahrung machen. Durch sie habe ich bereits jetzt eine kleine Lebensaufgabe hinter mir. Ich habe durch den Praxisbezug in der Lehre und im Projekt gelernt. Ich habe aus neuen Menschen gelernt. Ich habe aus der Sicht eines Unternehmens gelernt. Und ich habe aus mir gelernt.
tfn-Intendant Oliver Graf schreibt über das neue Erscheinungsbild
Wir verstehen das tfn als Ausbildungsbetrieb. Darüber hinaus ist es uns außerordentlich wichtig, uns in der Stadt und der Region zu vernetzen und auch Kooperationen mit anderen Institutionen einzugehen. Unsere neue Ausrichtung soll sich natürlich auch in der äußeren Darstellung niederschlagen. Ziel war es, ein niederschwelliges Erscheinungsbild als auch ein leicht zu dechiffrierendes Logo für das tfn zu finden. Und so lag es natürlich auf der Hand, die Zusammenarbeit mit der Fakultät Gestaltung der HAWK in Hildesheim zu suchen, an der ja im Kompetenzfeld Branding Design auch Corporate Design gelehrt wird.
Die Ergebnisse waren so gut, dass wir das Preisgeld auf alle Teilnehmenden aufgeteilt haben
So entstand die Idee mit Prof. Dominika Hasse, einen Wettbewerb über ein Semester zu gestalten: Dieser war ergebnisoffen angelegt und diente der Findung eines neuen Logos. Die Ergebnisse haben jedoch all unsere Erwartungen übertroffen, sodass es uns schwerfiel, uns überhaupt auf einen Entwurf festzulegen. Schlussendlich haben wir, die Verwaltungsdirektorin Claudia Hampe, der Marketingleiter Benjamin Riebsamen und ich, uns für den Wortmarken-Entwurf von Jean-Michel Tapp entschieden. Darüber hinaus haben wir das geplante Preisgeld auf alle Teilnehmenden aufgeteilt, da alle Ergebnisse durchwegs überzeugten.
Eine schöne Bestätigung für unseren Ansatz
Jean-Michel Tapp haben wir dann zusätzlich mit der Entwicklung eines neuen Corporate Design in Zusammenarbeit mit unserer Werbeagentur look//one beauftragt – und wir freuen uns sehr, einem so talentierten jungen Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich in der Praxis auszuprobieren und unseren Neustart in ein neues ästhetisches Erscheinungsbild zu fassen. Die Ergebnisse des Wettbewerbs als auch die Zusammenarbeit mit Jean-Michel Tapp sind eine schöne Bestätigung für unseren Ansatz, jungen Menschen Praxiserfahrungen zu bieten – sei es auf der Bühne in unserem neu geschaffenen Jungen Ensemble, in unseren neuen FSJ-Stellen oder aber eben in der Entwicklung eines neuen Erscheinungsbildes.
Kontakt
- +49/5121/881-312
-
Renatastraße 11(Raum HIWB_221)31134 Hildesheim