Studierende der HAWK, aus Lettland und Litauen konservieren barocke Ausstattung

Erscheinungsdatum: 23.10.2017

Zum vierten Mal fand in der barocken Trinitatis-Kirche in Kuldiga (Lettland) unter Leitung von Prof. Dr. Michael von der Goltz ein zweiwöchiger englischsprachiger Workshop zur Konservierung der polychromen hölzernen Innenausstattung statt. Beteiligt waren vier Studierende der HAWK in Hildesheim, Masterstudiengang Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft in der Studienrichtung Gefasste Holzobjekte und Gemälde, vier Studierende des Building College Riga sowie erstmals auch zwei Studierende des Kaunas College - University of Applied Sciences in Litauen.

Begleitet wurde die Gruppe wieder von Eva Jordan-Fahrbach, Textilrestauratorin am Herzog Anton Ulrich Museum, Braunschweig, sowie den freiberuflichen lettischen Restaurator/inn/en Zane Kelere (Master Absolventin HAWK Hildesheim), Uldis Skanis und Elza Lapina (Absolvent/inn/en Building College). In den Jahren zuvor fanden jeweils im Wintersemester intensive Untersuchungen zum Bestand und Zustand der u.a. durch Schadinsektenbefall stark beschädigten Innenausstattung der Kirche statt. Zudem wurde mit weitreichenden Sicherungsarbeiten an der Polychromie und umfangreichen Konsolidierungsarbeiten an den insektengeschädigten Holzträgern begonnen.

 

Nach den Erfahrungen vor allem im Jahr 2015 mit sehr kalten Temperaturen in der Kirche wurde die Projektarbeit, nach einjähriger Unterbrechung, im Sommer 2017 fortgesetzt. Diese Verlagerung vom Wintersemester in das Sommersemester bewährte sich sehr und Lettland zeigte sich bei herrlichem Wetter im besten Licht. Zudem standen diesmal in einem zum Kirchhof gehörigen kleinen ungenutzten Haus zwei Arbeitsräume zur Verfügung. Hier hatte die Kirche zuvor Elektrizität und Licht installieren lassen. Die Räume erwiesen sich zur Bearbeitung der mobilen Fragmente aus der Kirche, auch durch die räumliche Nähe, als große Verbesserung.

Die Arbeiten konzentrierten sich diesmal auf die Holzkonsolidierung des linken Seitenaltars, der tragenden Säule der Kanzel und der Fassungs- und Holzfestigung am Orgelprospekt sowie der zahlreichen dazugehörigen Fragmente. Die Konsolidierungsarbeiten sind ausgesprochen anspruchsvoll und erforderten immer wieder Modifizierungen im Behandlungskonzept. Wieder wurden sämtliche Arbeiten engagiert und erfolgreich in gemischten deutsch-lettisch-litauischen Teams durchgeführt, aber noch nicht zu einem Ende gebracht.

Der gemeinsame Aufenthalt der Hildesheimer, lettischen und litauischen Studierenden ermöglichte es, Kontakte zu knüpfen. Sicherlich auch befördert durch den schönen Sommer gelang das diesmal besonders gut. Wieder galt es, auch Eindrücke der lettischen Kultur und Landschaft zu gewinnen. So gab es neben der alten, pittoresken und wunderschön gelegenen Stadt Kuldiga, an den Ankunfts- und Abfahrtswocheneden die Gelegenheit, die Hauptstadt Riga kennen zu lernen. Dies geschah auch aus großer Höhe, da Domherr Ronalds Lūsis wieder seine sehr sachkundige, engagierte Führung durch den Rigaer Dom einschließlich der Besteigung des mächtigen Kirchturms anbot. Desweiteren fand am zweiten Wochenende samstags wieder eine kenntnisreiche Führung durch das Museum in dem kleinen Ort Dube sowie durch die Hafenstadt Libau statt. Am Sonntag ergab sich die seltene Gelegenheit, eine Führung in der Klosterkirche der russischen "Altgläubigen" in Riga zu bekommen. Unter "Altgläubigen" versteht man die Vorgängerreligion der russisch-orthodoxen Kirche.

Das von der Thure und Andrea von Wahl Stiftung geförderte Projekt in Kuldiga stieß auf großes öffentliches Interesse. In einer Zeitung erschien ein Bericht. Zudem informierten sich die staatlichen und regionalen Denkmalpflegekommissionen sowie eine große Gruppe Studierender des Building Colleges und der Kunstakademie Riga sowie Kolleg/inn/en des lettischen Restauratoren-Verbands.