100 Jahre Wahlrecht sind nicht genug

Erscheinungsdatum: 08.03.2018

Der internationale Frauentag, der auch "Weltfrauentag" oder "Frauen*kampftag" genannt wird, wurde zum ersten Mal im Jahre 1911 begangen. Eine wichtige Akteurin war die Sozialistin Clara Zetkin. Gemeinsam mit Genossinnen engagierte sie sich für das Wahlrecht von Frauen, das vor 100 Jahren in Kraft trat.

Auch wenn das allgemeine Wahlrecht vor immerhin 100 Jahren eingeführt wurde, sind die Missstände, auf die durch Aktionen am 8. März hingewiesen werden soll, traurig aktuell:

Mangelnde Repräsentanz und Anti-Feminismus

Seit der letzten Bundestagswahl liegt der Frauenanteil im Bundestag bei nur noch knapp 31 Prozent. Auch in Niedersachsen ist er gesunken und liegt aktuell bei knapp 28 Prozent. Damit nicht genug ist mit der AfD eine Partei in den Bundestag eingezogen, die nicht nur antifeministische Positionen vertritt, sondern auch Frauenrechte für den eigenen Rassismus instrumentalisiert, wie beispielsweise beim sogenannten „Frauenmarsch zum Kanzleramt“ im Februar dieses Jahres.  

Lohnlücke und vertikale Segregation des Arbeitsmarktes

Der sogenannte Gender Pay Gap, der durchschnittliche Unterschied zwischen den Gehältern von Frauen und Männern liegt in Deutschland immer noch bei 21 Prozent. Sogar bei vergleichbarer Qualifikation bleibt eine Lohnlücke von sechs Prozent.

Im Jahr 2016 waren nur 23,4 Prozent der Hochschulprofessuren mit Frauen besetzt.

Verhinderung von sexueller Selbstbestimmung

Die Ärztin Kristina Hänel wurde zu einer Strafzahlung von 6000 Euro verurteilt, weil sie auf ihren Internetseiten neben anderen gynäkologischen Leistungen auch über Schwangerschaftsabbrüche informierte. Damit wird die sexuelle Selbstbestimmung von schwangeren Personen weiter erschwert. Ein breites Bündnis setzt sich nun für die Aufhebung des entsprechenden Strafrechtsparagraphen 219a ein.

Sexualisierte Diskriminierung und Gewalt

Unter dem Hashtag #metoo wurde auch in Deutschland über sexualisierter Diskriminierung und Gewalt getwittert, die in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle von Männern ausging. Dabei wurde nochmals deutlich, wie verbreitet diese Form des Machtmissbrauchs weiterhin ist. Übrigens geschehen Übergriffe in aller Regel im sozialen Nahbereich, also durch Bekannte oder Verwandte.

 

Es gibt noch viel zu tun!

Anlässlich des 8. März ruft ein hildesheimer Bündnis u.a. zu einer Demonstration auf. Auch in Göttingen wird der 8. März begangen.