Niedersachsens Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann hatte gestern einen Kavalier ganz besonderer Art: Vollautomatisch und ferngesteuert legte der stumme Diener der Ministerin die Jacke ganz galant um die Schultern – ohne dass sie sich bücken musste. Und das ist auch der Clou der Entwicklung, die Studierende des Studiengangs Holzingenieurwesen an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim der Sozialministerin und Vertretern der niedersächsischen Presse vorgestellt haben.
„Generationengerechte Produkte an der HAWK und kreative Konzepte für Alltagsprobleme“ – unter dieser Überschrift hat Prof. Dr. Andreas Nentwig seinen Gästen Innovationen und Erfindungen präsentiert, die Senioren das Leben erleichtern können. Neben dem Kavalier stellten er und seine Studierenden zum Beispiel auch neuartige Gehhilfen vor, die nicht mehr umfallen können und in kleinen Zubehör-Taschen auch Platz für Schlüssel und Portemonnaie bieten.
„Die Generationen müssen im Austausch bleiben. Wir müssen aufpassen, dass keine gegen die andere ausgespielt wird“, sagte Ross-Luttmann im Senatssaal der HAWK am Goschentor. Ihr sei es ein Anliegen, das Bild des Alterns positiv darzustellen. Sie möchte niedersächsische Initiativen fördern, die sich um Produkte für Senioren bemühen.
„Wir können Ihnen zeigen, dass Innovationen keine Altersbeschränkung kennen, dass richtig gute Ideen nicht nur für die Jugend geboren werden“, betonte HAWK-Präsident Prof. Dr. Martin Thren in seiner Begrüßung. Dann waren die insgesamt rund vierzig Studierenden an der Reihe. Prof. Nentwig ließ den gesamten Semesterverband seine Projekte vorstellen. Darunter war auch die weiche Wanne. Herkömmliche Badewannen sind für Senioren oft nicht geeignet, denn sie sind rutschig und kalt. Gemeinsam mit einer Firma für Kunststoffbeschichtungen haben sich die Studierenden jetzt eine weiche, rutschsichere und wärmegedämmte Beschichtung für die Wanne ausgedacht.
Ministerin Ross-Luttmann war begeistert und erklärte, dass es ein Irrglaube sei, all diese Dinge seien nur für ältere Menschen notwendig. In ihrer eigenen sehr sportbegeisterten Familie gehörten Gehhilfen fast schon zum Mobiliar. Irgendjemand müsse sich fast immer mit einer Sportverletzung herumschlagen. Deshalb hätte sie sehr viel leidige Erfahrung beispielsweise mit permanent umkippenden Gehhilfen. Aber auch der Schubladenschrank fand großen Anklang, bei dem schwer erreichbare Schubladen von ganz unten oder ganz oben automatisch auf Armhöhe des Benutzers fahren.
Am Schluss der Präsentation war Mechthild Ross-Luttmann ganz überrascht, was an der HAWK für Ideen produziert werden, die dann oft auch ihren Weg in die Produktion finden.