„Bauen und Energiesparen“ ist der Titel einer Vortragsreihe, die die HAWK in Holzminden gemeinsam mit der regional ansässigen Industrie in diesem Jahr mit dem Ziel startet, die riesigen Potenziale der Veränderungen in der aktuellen Baupraxis zu erschließen.
Der zweite Vortrag findet am Mittwoch, 24. Januar, um 18 Uhr in Raum 015 der HAWK am Haarmannplatz statt. Dipl.-Ing. Jürgen Holtfort informiert über das Thema „Von der Energieeinsparungsverordnung EnEV 2001 zur EnEV2007“.
Holtfort vertritt die Interessen des Unternehmens Stiebel Eltron in Verbänden und Normungsgremien. Er hat die Entstehungsprozesse der Energieeinsparverordnung bis zu den aktuellen Gebäudeenergiepässen über Jahre hinweg mitgestaltet.
Die Vortragreihe richtet sich sowohl an Studierende und Lehrende als auch an externe Berufsprakterinnen und -praktiker aus den Bereichen Planung, Ausführung, Immobilienwirtschaft und Bauaufsicht oder interessierte Haus- oder Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer. Sie soll im Sommersemester fortgesetzt werden und das für Bauschaffende wichtige Thema „Energiesparen“ sowohl in der Sanierung als auch im Neubau umfassend darstellen.
Zur Auftaktveranstaltung der Vortragsreihe „Bauliches Energiesparen“ Anfang Januar waren rund 80 Besucher in die HAWK gekommen. Dr.-Ing. Wolfgang von Werder sprach über das Thema „Sanieren im Wohnbestand“. Am Beispiel des Passivhaus-Sanierungsvorhabens „Schaufelder Straße 9“ in Hannover zeigte von Werder auf, welche erheblichen Einsparungen heute möglich sind. Gegenüber dem nicht sanierten Bestand ließen sich regelmäßig 90 Prozent der Energiekosten einsparen, indem die Wärmedämmung auf Passivhausniveau gebracht, Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung installiert werden und eine hoch effiziente Heizungsanlage eingebaut werde, die kostenlose Umweltwärme gewinnen könne. Hierbei spielten Wärmepumpen eine wichtige Rolle, die von Stiebel Eltron am Standort Holzminden gefertigt werden.
Mit diesen technischen Maßnahmen könne der Energieverbrauch von großen Mehrfamilienhäusern (2.000 bis 3.000 m² Wohnfläche) auf eine für 1- bis 2-Familienhäuser im Bestand übliche Größenordnung reduziert werden. Gleichzeitig werde es möglich, relativ kostengünstige Produkte im Mehrfamilienhaus einzusetzen, die für Einfamilienhäuser entwickelt wurden.
Die für diese energetisch optimale Sanierung erforderlichen Zusatzinvestitionen ließen sich dank der staatlich subventionierten Kredite (CO2-Gebäudesanierungsprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau) ohne laufende Mehrbelastung finanzieren, indem die eingesparten Energiekosten für Zins und Tilgung umgeschichtet würden.
Wenn es im Zuge einer Sanierung gelänge, die vermiedenen Energiekosten dem Vermieter zuführen, damit er seine Mehrinvestitionen daraus finanzieren könne, ergäben sich für Mieter und Vermieter Vorteile. Zusätzlich werde die Umwelt wesentlich entlastet und die Abhängigkeit von Energieimporten deutlich verringert. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, dass der Vermieter die Rolle des Wärmelieferanten übernähme und die Mietverträge auf Basis von Warmmiete gestaltet würden.
In der sich anschließenden regen Diskussion des fachlich qualifizierten Publikums räumte von Werder ein, dass die Rentabilität von Energiesparinvestitionen im engeren betriebswirtschaftlichen Sinn nicht wirklich gegeben sei. Allerdings verwies er auf einen erheblichen Vorteil, nämlich dass Finanzierungskosten mittelfristige Stabilität gewährleisteten, während Energiekosten möglicherweise wie in den vergangenen Jahren sehr dynamisch ansteigen könnten.
Nach dem Vortrag lud die Fakultät Bauwesen die Teilnehmer noch dazu ein, bei einem Getränk eine ausgiebige Diskussion zum Thema „Bauliches Energiesparen“ im Allgemeinen und zum Thema des Vortrags im Besonderen zu führen.