Erscheinungsdatum: 11.06.2007

<P>Der größte Hörsaal der HAWK in Holzminden war bis auf den letzten Platz besetzt, als am vergangenen Donnerstag  Jürgen Ehrlich ? eine der bundesweit bekanntesten und profiliertesten Persönlichkeiten der Immobilienwirtschaft - im Studiengang Immobilienwirtschaft und -management  einen Gastvortrag  zum Thema: ?Immobilien ? Kapitalanlagen ?Mensch ? hielt...</P>

Der größte Hörsaal der HAWK in Holzminden war bis auf den letzten Platz besetzt, als am vergangenen Donnerstag Jürgen Ehrlich – eine der bundesweit bekanntesten und profiliertesten Persönlichkeiten der Immobilienwirtschaft - im Studiengang Immobilienwirtschaft und -management einen Gastvortrag zum Thema: „Immobilien – Kapitalanlagen –Mensch – hielt...

... Der ehemalige Vorsitzende des Vorstandes der Deutschen Immobilienfonds AG (DIFA), einem der größten offenen Immobilienfonds mit Sitz in Hamburg, und Gründer der Initiative „Corporate Governance“ der Deutschen Immobilienwirtschaft hatte den weiten Weg nach Holzminden auf Einladung der neu berufenen Professorin Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub gemacht. Die Dozentin lehrt außer im Fachgebiet „Immobilienresearch“ u.a. auch „Wirtschaftsethik“. Der Vortrag von Herrn Ehrlich konnte in der aktuellen Diskussion über menschliches Fehlverhalten in Wirtschaftsunternehmen keinen aktuelleren Bezug erhalten.

Mehr als ein halbes Jahrhundert Kompetenz in der Immobilienwirtschaft hat Jürgen Ehrlich vorzuweisen. Bis 2003 war er Vorstandsvorsitzender der Deutschen Immobilienfonds AG, Hamburg. Er ist Ehrenmitglied der Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e.V., Beiratsmitglied der Deutschen Abordnung des Royal Institutes of Chartered Surveyors und Initiator und Begründer der Initiative Coporate Governance der Deutschen Immobilienwirtschaft. Ein Schwerpunkt der Arbeit dieser Initiative ist das Wertemanagement. Zielsetzung ist es, in Anlehnung an den Corporate Governance Kodex der Regierungskommision zu mehr Professionalität und Transparenz in der Immobilienwirtschaft zu gelangen. Korruption und Filz sollen Schranken gesetzt werden, um der Immobilienbranchen zu mehr Ansehen zu verhelfen.

Ehrlich war denn auch das besondere „Highlight“ der Vorlesung „Wirtschaftsethik“ an die HAWK. Prof. Ertle-Straub, seit Wintersemester 2006 an die HAWK im Studiengang Immobilienwirtschaft- und Management berufen, ist es ein besonderes Anliegen, den künftigen Managementnachwuchs nicht ausschließlich fachlich auszubilden, sondern auch gegen die „Empfänglichkeiten“ in einer Branche zu sensibilisieren, die in der Regel mit großen Summen hantiert.

Die Schlagzeilen über Vorteilnahme des Managements und unsauberes Verhalten im Kontext von Immobilienunternehmen und Banken haben in den letzten Wochen die Brisanz des Themas betont.

Gekonnt hatte Jürgen Ehrlich den Bogen geschlagen zwischen einer Darstellung der Entwicklung unterschiedlicher Immobilientypen, den Anforderungen von Investoren an die Immobilie als Kapitalanlage und den Menschen, für die jede Form von „Immobilie“ Lebenszentrum darstellt. Dass bei Handelsimmobilien, deren Betriebsformen einer starken Dynamik unterliegen, immer „der Kunde über Erfolg oder Misserfolg entscheidet“, ist zwar nicht neu, wird aber vielfach ignoriert. An Beispielen aus einem langen Arbeitsleben mangelte es dem Referenten nicht. In Verbindung mit der Entwicklung von Büroimmobilien nannte Ehrlich die veränderte Büroarbeit, die zunehmend ortsungebunden möglich ist bzw. über flexible Arbeits- und Lebensmodelle Veränderungen erfährt, die eine flexible Büroimmobilie erfordern.

Unter dem Gesichtspunkt des demografischen Wandels wird ein Wettbewerb um gut qualifizierte Mitarbeiter stattfinden, auf die Betriebe noch nicht in ausreichendem Maße gerüstet sind. Mit dem Schlagwort „work-life-balance“ beschrieb Ehrlich die Notwendigkeit, auch hier den Menschen mit all seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt zu stellen und die immobilienwirtschaflichen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.

Ehrlich bezeichnete denn auch „Deutschland als 5-Sterne-Immobilienstandort“, was die nahezu 30 ausländischen Investoren, die sich im großen Stil in Deutschland einkaufen, längst bemerkt haben. Kritisch sieht er das prozyklische Verhalten vieler deutscher Institutioneller, die sich im Ausland engagieren und das Vertrauen in den heimischen Markt zu gering schätzen. Dass Ehrlich kein Anhänger der Reduktion der „Immobilie als Assetklasse“ ist, war ihm leidenschaftlich anzumerken.

Am Beispiel des russischen Volkswirtschaftlers „Kontratieff“ demonstrierte Ehrlich die Entwicklung der Volkswirtschaften über Jahrhunderte hinweg in Zyklenbegewegungen, die immer kürzer werden. Der Zyklus der Zukunft wird zum einen durch die Wissensgesellschaft begründet, zum anderen aber auch durch den Faktor „Mensch“.

Ehrlichs Fazit aus seiner Replik „Immobilien- Kapitalanlagen- Menschen“ war, dass die Leistungskerne von Produkten weltweit immer ähnlicher werden und sich daraus in der Zukunft kaum mehr Wettbewerbsvorteile generieren lassen. Der „Erfolg von Volkswirtschaften und Unternehmen wird von der Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter, deren Zusammenarbeit und zahlreichen psychosozialen Faktoren – den sog. weichen Faktoren - abhängen.“

Studierende und Professoren waren gleichermaßen begeistert von den Ausführungen Ehrlichs, der mit Leidenschaft, Erfahrung und hanseatischem Witz seine Zuhörer begeisterte. Er konnte dafür lange anhaltenden Applaus mitnehmen.

Als Erinnerung an die HAWK und Holzminden überreichte Prof. Ertle-Straub dem Referenten einen Holzmindener Teebecher samt Zubehör und ein Buchgeschenk von Wendelin Wiedeking über Unternehmensführung „ Anders ist besser“ ... vielleicht auch ein Leitspruch für die Absolventen aus Holzminden in ihrem späteren Berufsleben.

Ehrlich Ehrlich