Langjährige Weiterentwicklung der "Health Humanities" gewürdigt

Erscheinungsdatum: 15.09.2023

„Qualifikation, Leistung, Engagement und die Persönlichkeit von Dr. Sandra Schiller“, zählte Prof. Katja Scholz-Bürig, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, als prägnante Schlagwörter und Inhalte auf. So unterstrich sie, warum sie jetzt Dr. Sandra Schiller in einem feierlichen Rahmen den Honorarprofessorinnentitel der Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen am Standort Hildesheim verlieh.

Eigentlich war der Weg von Sandra Schiller an die HAWK eher zufällig: Nach einem Diplom als Bibliothekarin, einem Geisteswissenschaftlichen Magisterstudium mit Auszeichnung und der Promotion „summa cum laude“ führte eine Stellenausschreibung sie nach Hildesheim. Im September 2002 begann sie als Lehrkraft für besondere Aufgaben im Bereich „Internationale Kommunikation“ im Studiengang Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie der HAWK-Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit in Hildesheim.

„Mich haben die Therapieberufe als Themengebiet damals sehr angesprochen und die internationale Ausrichtung der Stelle“, so Schiller. Über englischsprachige Ärzteserien habe sie sich immer mehr dem fachenglischen Sprachduktus genähert, sagt sie augenzwinkernd – unerwähnt bleiben von ihr die zahlreichen Kongresse, Tagungen und ihre intensiven Forschungsarbeiten zu den Berufsfeldern.

 

„Ab jetzt darfst Du Dich Professorin nennen“, so Scholz-Bürig, „das ist zum einen eine Wertschätzung für Deine über mehrere Jahrzehnte geleistete exzellente Forschung und Lehre an der HAWK, zum anderen aber jetzt auch eine strukturelle Erleichterung, da viele Forschungsanträge und Kooperationen – auch besonders international - noch immer erfolgversprechender sind, wenn der Titel einer Professur geführt und damit auch formal ‚Augenhöhe‘ hergestellt wird.“ Abgehalten habe das Sandra Schiller vorher allerdings auch nicht, so Scholz-Bürig anerkennend.

Hervorzuheben sei vor allem die sukzessive Entwicklung des Arbeitsschwerpunktes „Health Humanities“ an der HAWK – eine geisteswissenschaftliche Analyse von Gesundheit und Krankheit und damit auch des Gegenstandsbereichs der therapeutischen Gesundheitsberufe – durch Sandra Schiller. „Transkulturalität, Diversität, Ethik, Geschichte der Physiotherapie – diese Aspekte sind in unseren Studiengängen ganz eng mit ihrer Person verbunden. Auch ‚Critical Occupational Science‘ und ‚Critical Physiotherapy‘ stehen nicht zuletzt in einem geisteswissenschaftlichen Kontext“, würdigte Prodekan Prof. Dr. Bernhard Borgetto die durch Dr. Sandra Schiller eingebrachte neue Perspektive als Geisteswissenschaftlerin in den Hildesheimer Studiengängen. Durch ihr Engagement ist die HAWK an dem Erasmus-Projekt „PREP IP: Persons with Refugee Experience – Interprofessional“ beteiligt und wird dafür von der EU mit einer Fördersumme von 50.000 Euro bedacht.  

„Wir wünschen uns, dass Du die praktische Ausbildung bzw. die Praxiserfahrung der Studierenden um die Vermittlung von Kompetenzen im Bereich Diversität und Ethik erweiterst und dadurch ein Forschungsschwerpunkt für ‚Health Humanities‘ an der HAWK entsteht“, so Scholz-Bürig bei der feierlichen Urkundenübergabe.

Für ihre exzellente Vernetzungsarbeit sprachen die vielen internationalen digitalen Grußworte zu ihrer Ernennung als Honorarprofessorin und die Rede von Birthe Hucke, Vorstandsmitglied im Deutschen Verband Ergotherapie, in den Sandra Schiller sich seit Jahren maßgeblich durch Fachaufsätze, Kongressinhalte und die Vermittlung von internationalen Perspektiven sowie als Leiterin einer Arbeitsgruppe einbringt.

Zum Hintergrund:
Dr. Sandra Schiller absolvierte zwei Studiengänge: Sie erwarb 1989 einen Abschluss als Diplom-Bibliothekarin für wissenschaftliches Bibliotheken an der Fachhochschule für Bibliothekswesen in Frankfurt am Main und studierte von 1991 bis 1997 mit Auszeichnung „Mittlere und Neuere Geschichte“ sowie „Anglistik“ an der Universität Heidelberg. In den Jahren 1993 bis 1994 studierte sie mit einem Stipendium des Kultusministeriums Baden-Württemberg „Walisische Geschichte und Politik“ sowie „Englische Literatur“ an der University of Wales in Aberystwyth. Im Jahr 2002 promovierte sie in „Anglistik“ und „Mittlerer und Neuerer Geschichte“ mit „summa cum laude“ an der Universität Heidelberg zum Thema „Politik und Kultur der Differenz: Die Entwicklung der walisischen Identität in der englischsprachigen politischen und literarischen Diskussion in Wales zwischen den beiden Referenda 1979 und 1997“. Ihr beruflicher Werdegang führte Dr. Sandra Schiller u.a. zur Zentralbibliothek des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, an das Department of European Languages der University of Wales, das American Junior Year at Heidelberg University, zu einem Internetportal für studentischen Informationsbedarf in Genf und schließlich an die HAWK.


Seitdem hat sie für die Lehre in den therapeutischen Gesundheitsberufen in den vergangenen zwanzig Jahren in unterschiedlichen Bereichen Pionierarbeit geleistet und Lehrkonzepte entwickelt, für die es zum jeweiligen Entstehungszeitpunkt keine bzw. nur sehr vereinzelt bereits bestehende Lehrangebote gab. Dies betrifft nicht nur ihren ursprünglichen Lehrbereich Fachenglisch, sondern auch die Lehre zur therapeutischen Ethik, zur Inter-/Transkulturalität bzw. zu diversitätssensible Perspektiven in Theorie und Praxis der therapeutischen Gesundheitsberufe, zur Professionsgeschichte im sozial- und medizinhistorischen Kontext mit einem besonderen Fokus auf der Geschichte der Physiotherapie.Sandra Schiller ist Gründungsmitglied und im Vorstand der International Physiotherapy History Association (IPHA) sowie Gründungsmitglied und in der Koordinierungsgruppe des International Social Transformation through Occupation Networks (ISTTON).


In der Vergangenheit war sie über Drittmittelförderung an verschiedenen Projektgruppen des European Network of Occupational Therapy in Higher Education (ENOTHE) beteiligt. Aktuell ist sie Projektleiterin an der HAWK im „Persons with Refugee Experience Project Interprofessional (PREP IP)“, einer Erasmus+ KA220-HED – Cooperation partnership in higher education mit einem Fördervolumen für die HAWK von über 50.000 Euro.