Umzug ins klassische Seniorenheim oder den eigenen Kindern mit häuslicher Pflege letztlich doch zur Last fallen? Viele Menschen machen sich lange bevor die ersten Gebrechen ihre Mobilität einschränken Gedanken darüber, wie und wo sie ihren Lebensabend verbringen wollen. Seit geraumer Zeit wird auch öffentlich eine Alternative zu den Standardformen diskutiert und teilweise sogar schon erprobt. Die Stadt Hildesheim zum Beispiel hat sich entschieden, das ehemalige Haus der Jugend in ein Mehrgenerationenhaus umzuwandeln. Thomas Kulenkampff, 1. Stadtrat Hildesheims und Honorarprofessor an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, ist sicher: „Das Thema alternative Wohnformen im Alter hat Zukunft.“ Dieser Ansicht sind auch Prof. Bernd Echtermeyer von der HAWK-Fakultät Bauwesen und Prof. Annette Probst von der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit. Sie haben Studierende der Studiengänge Architektur sowie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie im Rahmen eines interdisziplinären Semesterprojektes Pläne für ein zukunftsweisendes Mehrgenerationenhauses entwickeln lassen. Die besten Entwürfe möchten wir Ihnen vorstellen:
Donnerstag, 6. Juli 2006, 8.30 Uhr,
Foyer Fakultät Bauwesen,
Hohnsen 2 in Hildesheim
„Wir werden gespannt auf die Arbeiten sehen und die Konzepte mit unserem Vorhaben vergleichen“, kündigt Stadtbaurat Kulenkampff an.
Die Projektaufgabe
Planungsaufgabe war der Entwurf eines Mehrgenerationen- Wohnhauses. Das Ziel dieses generationsübergreifend, multikulturell und einkommensgemischt angelegten Projektes ist die Sicherung längst vergessener Formen des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Altersstruktur.
Die These „Gemeinsam statt Einsam“ sollte Grundlage des Zusammenlebens in diesem Projekt sein, wobei eigene abgeschlossene Bereiche und Rückzugsmöglichkeiten für Autonomie und Eigenständigkeit neben Gemeinschaftsflächen einzuplanen waren.
Das Konfliktpotenzial des Mehrgenerationen-Wohnens war zu beachten. In der Grundriss-Struktur und Zuordnung sollte darauf angemessen reagiert werden.
„Generationsübergreifendes Wohnen“ schließt mehr als zwei Generationen ein, es sollte durch barrierearme Wohnungen, Maisonette-Wohnungen und Wohnungen mit Dachterrassen realisiert werden. Ein erhöhtes Angebot an Gemeinschaftsflächen sollte der Vereinsamung im Alter vorbeugen, die besonderen Bedürfnisse von Altersdemenzerscheinungen berücksichtigen und die familiäre Pflegearbeit erleichtern. Tages- oder Kurzzeit-Pflege sollte integriert werden.
Im Erdgeschoß war eine unabhängige Praxis für multiprofessionelle Versorgungsangebote der Gesundheitsdienstleister (z.B. Bewegungstherapie, Ergotherapie, etc.) vorzusehen.
Angebote wie Individuelle Beratung und Koordination von Hilfeleistungen, wie ambulante Pflege, Frühstückstreff, Mittagstisch, Kaffeestube, Samstags- Kino, Seminare wie Gedächtnistraining, Vorträge, Bewegungstherapie, Krankengymnastik, Fahrdienst, Besuchsdienst waren zu berücksichtigen.
Bei den Seniorenwohnungen sollte auf die altersgerechte Ausstattung Wert gelegt werden. Für Personen mit Altersdemenz sollten entsprechende Lösungen erarbeitet werden.
Neben der Grundrissoptimierung und Materialwahl waren Ziele des nachhaltigen Bauens zu berücksichtigen.
Pflicht war auch, den Baukörper ökologisch sinnvoll auszustatten. Die Planung der Freiräume sollte ebenfalls unter besonderer Berücksichtigung behindertengerechter Ausstattung erfolgen.