Eine Tasche für PERMAnentes Wohlbefinden

Erscheinungsdatum: 10.05.2023

„Sie können stolz auf das Erreichte sein, auf das Durchhaltevermögen und die Leistungsfähigkeit, die sie bewiesen haben“, begrüßte die Dekanin der HAWK-Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, Prof. Dr. Corinna Ehlers, die Absolvent*innen und ihre Angehörigen im Theater für Niedersachsen in Hildesheim. Sowohl ihr wie auch der Vizepräsidentin für Studium und Lehre der HAWK, Prof. Katja Scholz-Bürig, war es wichtig zu betonen, dass diese Absolvierenden während des Studiums Besonderes geleistet hatten.

Denn viele der Absolvierenden starteten im Sommer 2020 mit einem Onlinesemester ins Studium und haben in dieser besonderen Zeit Durchhaltewillen und Resilienz bewiesen. Insgesamt vergab die Fakultät 77 Urkunden an Bachelorabsolvierende der Sozialen Arbeit, 16 Bachelorurkunden für die Kindheitspädagogik und zwei Masterurkunden der Sozialen Arbeit. Erstmals persönlich anwesend waren zwei Absolvierende des Anpassungslehrgangs zur Staatlichen Anerkennung Kindheitspädagogik mit ausländischen Hochschulabschlüssen.

Um sich auch beim Berufseinstieg nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen, zog Corinna Ehlers das PERMA-Modell heran. In eine große Tasche packte sie den Absolvierenden die fünf Anfangsbuchstaben des Akronyms: P für Positive Emotionen, E für Engagement (Stärken einsetzen), R für Relationships (Beziehungen), M für Meaning (Sinn) und A für Achievement (Zielerreichung). Diese Faktoren im Berufsleben mit Inhalt zu füllen, kann berufliches Wohlbefinden und Zufriedenheit erhöhen. „Feiern sie auch die kleinen Dinge, schauen sie auf Dinge der To-Do-Liste, die ihnen am Ende des Tages gelungen sind, und nicht darauf, was sie nicht geschafft haben“, gab Corinna Ehlers als Tipp mit auf den Weg.

 

Auch der Vizepräsidentin für Lehre, Prof. Katja Scholz-Bürig, war es wichtig, wie sich die Absolvierenden ihre Resilienz im Berufsleben erhalten können. Die Gesellschaft brauche die erworbenen Kompetenzen der Absolvierenden mit Menschen in besonderen Lebenslagen und Kindern dringend: „Wir brauchen sie, sie sind ein Mosaikstein, vielleicht der entscheidende, bei den anstehenden Veränderungen in der Gesellschaft.“

Mit den Förderpreisen für besonders herausragende Abschlussarbeiten zeichnete die Fakultät diesmal drei Absolvierende aus. Prof. Dr. Tim Rohrmann freute sich, dass die Fakultät gleich zwei Arbeiten aus dem Bereich der Bildung und Betreuung von Kindern unter drei Jahren prämiere. Bildung beginnt mit der Geburt! Das zwischen diesem seit 15 Jahren postulierten Anspruch und der Realität in deutschen Krippen eine große Lücke klafft, verdeutlichten die Preisträgerinnen Denise Linke und Katharina Schecker in ihren Abschlussarbeiten.

Denise Linkes Thesis mit dem Titel „Eingewöhnung in der Krippe – Voraussetzungen, Modelle und die Umsetzung in der Praxis“ beschäftigte sich damit, quantitativ zu erfassen, wie viel Zeit den Fachkräften für die Eingewöhnung real zur Verfügung steht und ob der gegenwärtige Personalschlüssel dafür ausreicht. Mit dieser Herangehensweise betrat sie Neuland, empirische Forschungsergebnisse zu Eingewöhnungsmodellen sind nicht vorhanden.

Katharina Schecker setzte sich in ihrer Thesis mit der Professionalität der Fachkräfte auseinander. In „Qualität in Krippen – Zur Bedeutung professionellen Handelns für Bildungsprozesse in der frühen Kindheit“ deckt sie auf, dass in den unterschiedlichen Bildungsbereichen wie Sprache und der Beteiligung von Kindern, deutlicher Nachholbedarf besteht. Zudem herrsche unter den Fachkräften ein sehr unklarer und heterogener Qualitätsbegriff vor.

„Beide Arbeiten leisten einen wesentlichen Beitrag zur aktuellen und dringend erforderlichen Diskussion zur Umsetzung von Qualität in der frühen Bildung und Betreuung von Kindern unter drei Jahren“, betonte Tim Rohrmann in seiner Laudatio. Deutlich zeige sich, wie bedeutsam vor dem Hintergrund vom mangelnden politischen Durchsetzungswillen und dürftiger Forschungslage bereits Bachelorarbeiten für die weitere Professionalisierung des Feldes sind.

Aysehanim Ince, Preisträgerin für den Bachelorabschluss Soziale Arbeit, sensibilisiert in ihrer Thesis „Wie Migrations_Hintergründe zu Migrations_Vordergründen werden. Eine sprachanalytische Auseinandersetzung mit Alltagsbegriffen aus der Perspektive der Sozialen Arbeit“, mit einer Sprachanalyse für die vielfältigen Diskriminierungsstrukturen in der Gesellschaft. Ihre „absolut beeindruckende differenzierte, sensible, kritische und gleichzeitig empowernde Arbeitsweise“ zeige sich bereits in der Wahl des Titels, lobte Laudatorin Jelena Seeberg.

„Durch Sprache werden Bilder erzeugt und reproduziert und so wird auch der Begriff Migrationshintergrund, obwohl mit Zahlen belegt, zu einer sprachlichen Reduzierung und zu Stigmatisierung und Ausgrenzung führen“, so Seeberg. In der in allen Bereichen hervorragenden Arbeit sei besonders der interdisziplinäre Theorie-Praxis-Transfer mit diskriminierungssensiblen Schlussfolgerungen für die Soziale Arbeit erwähnenswert.

Im Anschluss an die Preisübergabe konnten die Absolvent*innen ihre Abschlusszeugnisse persönlich entgegennehmen.

Die musikalische Begleitung übernahm die Band Mango y Papaya.