Das bisher binationale Doppelmasterprogramm der HAWK mit der russischen Bauuniversität Rostov am Don wird die Keimzelle einer internationalen und in Deutschland bisher einmaligen Kooperation mehrerer Fachhochschulen und Universitäten. Präsidenten und Vizepräsidenten der HAWK, der Bauuniversität Rostov am Don, der schottischen Universität Glasgow, der Universitäten Wuppertal und Cottbus sowie der Fachhochschule Erfurt haben jetzt bei einem Treffen in Rostov einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet.
„Bahnbrechend für die deutsche Hochschullandschaft ist das Vorhaben, weil diese Fachhochschulen und Universitäten ihre jeweiligen Bachelor- und Master-Studiengänge im Baubereich so strukturieren, dass Studierende ungeachtet des Hochschultyps durch spezielle Module auf den gleichen fachlichen Standard gebracht werden. Damit können junge Leute dann an allen Kooperationshochschulen durchlässig vom Bachelor über den Master beziehungsweise den Doppelmaster mit Russland möglicherweise bald auch bis zur Promotion durchstudieren“, betont HAWK-Präsident Prof. Dr. Martin Thren.
Diese Kooperation überwinde hochschulspezifische Zulassungsvoraussetzungen zwischen den Hochschultypen zum Vorteil der Studierenden und konzentriere sich auf die fachlichen Qualifikationen, kündigt Thren an. Bisher können Fachhochschul-Absolvent(inn)en nach ihrem Bachelor-Abschluss nicht ohne weiteres an Universitäten ihren Master-Abschluss absolvieren, obwohl dies das Ziel des so genannten Bologna-Prozesses zur europäischen Vereinheitlichung der Studienabschlüsse sei. Thren ist sicher: „Mit der jetzt unterzeichneten Kooperation wird ein hochschulpolitisches Tor aufgestoßen.“
Die Vertragsunterzeichnung fand anlässlich einer Festveranstaltung im Rostover Theater zum 105. Geburtstag der Universität Rostov, zum 65. Jubiläum der Bauuniversität Rostov und zum 5. Geburtstag der Internationalen Korporativen Technischen Universität statt. Für seine Verdienste um die Partnerschaft zwischen der Bauuniversität Rostov und der HAWK wurde HAWK-Präsident Thren vor rund 400 Gästen aus Hochschulen, Politik und internationalen Kooperationspartnern mit der Ehrendoktorwürde der Universität Rostov ausgezeichnet. Prof. Dr. Jens Kickler von der HAWK-Fakultät Bauwesen wurde zum Honorarprofessor ernannt.
Die Internationale Korporative Technische Universität (IKTU) ist eine gemeinnützige Einrichtung und ist vor fünf Jahren mit Unterstützung der HAWK in Rostov gegründet worden. Sie ist ein Verbund von inzwischen rund 40 internationalen Hochschulen und Einrichtungen mit dem Ziel, gemeinsam Forschungsprojekte zu initiieren und voranzutreiben. Die Mitglieder der IKTU wählten HAWK-Präsident Thren zum Vizepräsidenten des dreiköpfigen ehrenamtlich tätigen Präsidiums.
Teilgenommen an der Reise nach Rostov hat auch Prof. Dr. e.h. Burkhard Bretschneider, der Hildesheimer Begründer der Hochschulkooperation zwischen der HAWK und der Bauuniversität Rostov. Beide Hochschulen arbeiten seit 1993 zusammen. Bretschneider ist 1997 mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet worden. Eines seiner Hauptanliegen war und ist die Vermittlung russischer Studenten als Praktikanten in deutschen Wirtschaftsunternehmen. Rund 30 dieser Praktikanten haben Bretschneider jetzt bei seinem Aufenthalt in Rostov besucht und ihm ihren Dank ausgesprochen. Alle sind unterdessen in attraktiven Posten in Russland tätig, leiten zum Teil die Niederlassungen deutscher Firmen. Allein zehn ehemalige Praktikanten arbeiten jetzt bei Niederlassungen der Erlanger Firma Rehau, die für 2009 wieder zwei Praktikanten aufnimmt und mit je 2000 Euro unterstützt. Der 77-jährige Bretschneider übergibt seine Betreuung der Praktikanten jetzt an HAWK-Professor Dr.-Ing. Jürgen Vogel. Gemeinsam mit Prof. Dr. Jens Kickler wird dieser die Kooperation mit Rostov und den anderen Internationalen Hochschulen auf der operativen Ebene weiter ausbauen.